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Der ganz normale Wahnsinn

Urlaub, Sonne, Kinder-Stress

Endlich Ferien! Dabei kann die schönste Zeit des Jahres für Eltern ganz schön nervenaufreibend sein, weiss Familienbloggerin Sandra C.

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Ein Hotel mit Pool ist schön und gut. Aber zum perfekten Ferien-Glück für Eltern und Kinder gehört ein Kids-Club.
ZVG

Es geht schon beim Packen los. Natürlich ist es toll, dass die beiden ihre Koffer selbst packen wollen. Bei meiner Tochter geht das auch recht gut. Aber was meinen Sohn angeht, habe ich bereits im Voraus geahnt, wie das rauskommt. Nachdem ich meinen Koffer gepackt habe, räume ich seinen wieder aus, räume seinen Schrank auf und packe dann seinen Koffer nochmal neu. Vielleicht sollte ich doch mal einen Hörtest machen mit meinem Jüngsten. Meine Ansage: «Es ist warm. Packt vor allem Badehosen, Shorts und T-Shirts ein. Und vergesst die Unterhosen nicht. Bitte kein Spielzeug, ihr spielt dort eh im Kinderclub.» Sein selbst gepackter Koffer enthält: Eine Badehose, ein Paar Unterhosen, ein Paar Shorts, sieben langärmlige Shirts, drei Paar Jeans, sieben Paar Socken, ein Paar Tennisschuhe, einen ferngesteuerten Monstertruck, zwölf Matchbox-Autos und ein Buch über Pinguine. 

Abfahrt ist mehr oder weniger mitten in der Nacht, um dem Stau zu entgehen, was natürlich eine Illusion ist. Zum Glück sind die zwei schon so müde von ihrem dauernden Gezeter, dass sie die eine Stunde im Stau durchschlafen. Davor und danach die Klassiker:

- «Wie lange noch, bis wir dort sind?»
- «Fünf Minuten weniger lang als du das letzte Mal gefragt hast.»
- «Warum haben wir nichts zu essen dabei?»
- «Weil es mitten in der Nacht ist, ihr eigentlich schlafen solltet, und essen könnt, wenn wir dort sind.»
- «Maaaaami, er hat mich gehauen!» und «Sie hat mich so blöd angeschaut!»
- «Könnt ihr nicht mal ein paar Minuten nicht streiten?» 

Der Lohn für die nervige Fahrt: Sonne, Temperaturen um die dreissig Grad und ein Hotel mit Pool und Kinderclub, der allen Eltern stressfreie Ferien verspricht. Mehr oder weniger. Denn der Kinderclub ist zwar definitiv ein grandioses Beschäftigungsprogramm für die Kids - aber genau so ein Sressfaktor. Ebenso das Frühstücksbuffett. Wenn wir nämlich nicht bis spätestens halb neun dort aufgetaucht sind, gibts nicht mehr genug Würstchen, findet meine Tochter. Und deshalb bricht bereits morgens Hektik aus.

Mein Sohn schafft es, sich so viel Nutella ins Gesicht und auf die Klamotten zu schmieren, dass eine Generalüberholung im Zimmer notwendig ist. Das passt ihm zeitmässig gar nicht in den Kram, schliesslich muss er Punkt neun im Kinderclub auf der Matte stehen. Dann ist Ruhe bis mittags. Vorausgesetzt, es gibt keinen Krach, und einer steht heulend vor meinem Liegestuhl, wo ich gerade unglaublich hart an meinem Teint arbeite. 

Was das Mittagessen angeht, ists eigentlich nicht viel anders als zu Hause.

- «Wääääh, was ist das?»
- «Das, was du bestellt hast.»
- «Was? Das hab ich sicher nicht bestellt!»

Na ja, wenigstens weiss ich jetzt, dass sie aus Prinzip am Essen rummäkeln, und nicht aus Prinzip an dem, was ich koche. Am Nachmittag findet ungefähr jede Stunde die Glacé-Diskussion statt.

- «Darf ich ein Glacé?»
- «Du hattest doch schon eins.»
- «Nein...»
- «Du lügst, ich habs gesehen.»
- «Ja, aber er hatte auch schon zwei.»

Da es die süssen Kleinen immer irgendwie schaffen, dass ein Kellner ihnen ein Glacé - ohne Rücksprache mit den Eltern - gibt, kann es schon sein, dass Junior bereits zwei davon hatte. Der Gerechtigkeit halber kriegt die Grössere also auch nochmal eins - was ihr Bruder, der natürlich erst eins hatte, mit einem Wutanfall quittiert. 

Abends kommen dann die vorpubertären Launen meiner Tochter zum Vorschein.

-«Wann sind wir zurück vom Essen?»
- «Wenn wir fertig sind.»
- «Um neun ist Kinoabend im Kinderclub, dann muss ich zurück sein.»
- «Das kann ich nicht versprechen.»
- «Dann komm ich nicht mit zum Essen.»
- «Selbstverständlich tust du das, und wenn du weiterhin so eine Schnute ziehst, ist der Kinderclub eh gestrichen.»

Zum Glück reisst sie sich zusammen. Ich weiss nämlich nicht, für wen das Streichen der betreuten Stunden im Kinderclub eine grössere Strafe wäre - für sie oder für mich. 

So kommen wir alle - Kinderclub sei Dank - trotz allem erholt und braun gebrannt aus den Ferien zurück. Koffer auspacken geht wesentlich schneller und unkomplizierter als Packen. Und da wir zu Hause keine Kellner haben, kriegen wir den Glacékonsum auch wieder in den Griff. Nur mit dem Streichen des Besuchs im Kinderclub kann ich nicht mehr drohen, leider. Da muss ich mir wohl was anderes einfallen lassen.

am 18. Juli 2013 - 13:10 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 01:42 Uhr