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Roboter fliegen Flugzeuge, gehen Gassi und operieren am Herzen

Beecom-Boss träumt von volldigitalisierter Welt

Er will unsere Arbeitswelt revolutionieren. Und Fabian Hediger freut sich auf den Tag, an dem Roboter alles für uns erledigen. Doch zur Arbeit fährt der Beecom-CEO mit dem Velo.

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Noch müssen Papi und Mami das Frühstück selber zubereiten. Tochter Dana, 9, möchte ihr Zopf-Brötchen nur mit Butter. Sohn Dean, 7, der gerade Geburtstag hatte, will lieber Konfi obendrauf. «Die Kinder unserer Kinder werden solche Aufgaben Robotern delegieren», sagt Fabian Hediger, 45. In der digitalen Welt kennt er sich aus: Er ist Mitbegründer und CEO der Internetfirma Beecom und Organisator des Worldwebforums, das am 28. Januar 2016 in Zürich stattfindet.

Da erstaunt es auch nicht, dass Dana und Dean beide bereits einen iPod haben. «Das war nicht meine Idee», sagt ihre Mutter Melanie, 38, die Heilpädagogin ist. Immerhin, bei der Debatte «Tradition gegen Moderne» erringt sie an diesem Samstagmorgen zu Hause in Weiningen ZH einen Punktsieg: Die beiden Kinder möchten mit Papi, ganz klassisch, nach dem Zmorge am liebsten mit der Holzeisenbahn spielen.

Der Kontrast zu Hedigers Arbeitsalltag könnte kaum grösser sein. Wer sich mit ihm über seine Arbeit unterhält, muss wissen (oder notfalls nachschlagen), was E-Collaboration, das Internet der Dinge oder die agilen Prinzipien sind. Denn das ist sein Broterwerb mit seiner Firma Beecom, deren Firmen-Logo - nomen est omen - eine Biene (Bee) ist.

Beecom bietet eine Software an, bei der alle Beteiligten einer Organisation jederzeit Zugriff auf alle Informationen, Dokumente oder Prozesse haben. «Im Prinzip ist es wie ein grosses Facebook für Firmen», sagt Hediger. Sein Ziel mit Beecom: «Wir möchten die Art und Weise, wie man in Organisationen zusammenarbeitet, revolutionieren.»

Von helvetischer Zurückhaltung hält der gelernte Ökonom, der mehrmals im Jahr das Silicon Valley besucht, nicht viel. Umsatzzahlen nennt Hediger keine, aber das Geschäft scheint zu brummen. Beecom hat 25 Angestellte und verzeichnete im vergangenen Jahr 400 Prozent Umsatzsteigerung.

Abgezeichnet hat sich Hedigers Weg zum erfolgreichen Unternehmer nicht unbedingt. Nach Matur und Rekrutenschule widmet er sich drei Jahre lang nur dem Triathlon-Sport. Danach organisiert er unter anderem House-Partys - und feiert an diesen gerne auch selbst mit. «Damit hörte ich allerdings auf, als ich an der HSG in St. Gallen durchs Vordiplom fiel», sagt er und lacht.

Dafür habe er früher als viele andere realisiert, welche radikalen Veränderungen die Digitalisierung mit sich bringt - und gründet so im Jahr 2000 mit zwei Partnern die Beecom AG.

Inzwischen hat sich Hediger ein weiteres unternehmerisches Standbein aufgebaut: das Worldwebforum. «Eine Konferenz für Entscheidungsträger, die in ihren Unternehmen die digitale Entwicklung vorantreiben möchten.» Dank seinem Beziehungsnetz in den USA gelingt es ihm jeweils, spektakuläre Redner nach Zürich zu locken. Im vergangenen Jahr referierte Apple-Mitbegründer Steve Wozniak, in diesem Jahr kommen etwa John Sculley, der zehn Jahre lang CEO von Apple war, und David Marquet, ehemaliger Kommandant eines Atom-U-Bootes der US-Navy und Bestsellerautor. Das Konzept des Worldwebforums funktioniert. «Die Hälfte aller Teilnehmer sind CEOs oder Firmengründer», sagt Hediger.

Als Chef einer Internetfirma kann man sich - auch in der Schweiz - die eine oder andere Ausgefallenheit erlauben: Apple-Ikone Steve Jobs trug beispielsweise immer Jeans und einen Rollkragenpullover. Und Facebook-Gründer und Milliardär Mark Zuckerberg trägt lieber Adiletten als Schuhe. Fabian Hediger erlaubt sich, Geschäftstelefonate beim Joggen oder auf dem Velo zu führen! «Ich fahre jeden Tag damit ins Büro und am Mittag zum Schwimmen. Und auf dem Weg erledige ich jeweils Telefon-Pendenzen.» Partner, Angestellte und Kunden hätten sich daran gewöhnt, dass er beim Telefonieren halt etwas schnaufe.

Da erstaunts auch nicht, welche Persönlichkeiten Hediger imponieren: «Querdenker und Individualisten wie US-Skirennfahrer Bode Miller, Musiker-Legende Kurt Cobain oder Logitech-Gründer Daniel Borel.»

Wenn Hediger in die Zukunft schaut, sieht er eine volldigitalisierte Welt. «Das wird der Hammer!» Kleider seien dann mit Sensoren ausgestattet, die bei einem Unfall automatisch die Ambulanz rufen. Die Kloschüssel und der Badezimmerspiegel werden anhand des Urins und des Atems den Gesundheitszustand checken. «Und erst die Robotik! Herzoperationen können ebenso von Robotern erledigt werden wie das Fliegen von Flugzeugen oder das Gassigehen mit dem Hund.»

Allerdings, so Hediger, werde er diese Zukunft kaum mehr erleben. «Und selbst wenn. Mit den Kindern und der Holzeisenbahn spielen, das würde ich auch im Jahr 2100 nicht den Robotern überlassen.» Das Zubereiten des Frühstücks, das hingegen können dann gerne die Roboter übernehmen.

Tickets fürs Worldwebforum 2016 gibts hier.

Von Alejandro Velert am 28. November 2015 - 12:37 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:37 Uhr