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Jung und erfolgreich

Oliver Akeret: Magazin-Herausgeber mit 23 Jahren

Vier Wochen befand sich die Welt im Fussball-Fieber, mittlerweile wissen wir endlich, welche Nation Weltmeister 2014 ist - Deutschland. Eine stressige Zeit für Oliver Akeret. Seit sechs Jahren veröffentlicht der Seuzacher alle zwei Jahre ein EM- und WM-Magazin. Nach der Weltmeisterschaft in Brasilien zieht der HSG-Student für SI online Bilanz.

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Oliver Akeret Herausgeber WM-Magazin 2014 Brasilien

Oliver Akeret absolviert an der HSG ein Wirtschaftsstudium. Alle zwei Jahre - wenn EM und WM ist - veröffentlicht er ein Magazin rund ums Thema Fussball.

George Stutz

SI online: Oliver Akeret, vor sechs Jahren veröffentlichten Sie das erste Fussball-Magazin. Schreiben Sie mittlerweile schwarze Zahlen?
Oliver Akeret: Bisher war ich immer im Minus, doch dieses Jahr konnte ich endlich einen Gewinn verbuchen. Grosse Ferien könnte ich mir von dem Geld aber nicht leisten. Schlussendlich gehts mir aber auch nicht um den Gewinn - wenn für den Aufwand etwas rausspringt, umso besser. Immerhin finanziere ich von der Entwicklung über die Produktion bis hin zum Versand alles selbst.

Die WM in Brasilien ist vorbei. Hat sich der ganze Aufwand gelohnt?
Ja, definitiv. Im Nachhinein hätte ich sogar noch mehr produzieren können. Die 800 Exemplare konnte ich alle verkaufen. Nachdrucken wollte ich aber nicht, ich war einfach nur froh, dass ich alle Magazine verkaufen konnte.

Warum holen Sie sich keine Sponsoren?
Für mich ist das alles eine Nebenbeschäftigung. Deshalb möchte ich die Umsetzung auch nicht irgendwelchen Firmen überlassen. Da würde mir die Kreativität fehlen. So kann ich meine eigenen Vorstellungen umsetzen, werde nicht eingeschränkt. Niemand kann dir dreinreden.

Geht da nicht die Glaubwürdigkeit verloren? Immerhin kontrolliert das Endprodukt niemand...
Das stimmt. Ich kann schreiben, was ich will. Eigentlich könnte ich die Inhalte auch einfach erfinden. Aber dafür bedeutet mir das Magazin zu viel - es ist mein Baby. Schliesslich habe ich selbst den Anreiz ein gutes Nischenprodukt, dass sich von der Konkurrenz abhebt, auf den Markt zu bringen. Besonders Geschichten, die noch niemand kennt, sind mir wichtig. Beispielsweise, dass die Brasilianer seit der schmerzhaften Finalniederlage an der Heim-WM 1954 nicht mehr in weissen Trikots auflaufen. Ob sie nach der Halbfinal-Schmach gegen Deutschland erneut die Trikotfarbe wechseln?

Sogar das SRF hat 20 Exemplare bei Ihnen bestellt. Haben Sie schon Feedback bekommen?
Ich weiss nicht, ob die Fussball-Moderatoren das Magazin tatsächlich durchblättern und nutzen. Aber Matthias Hüppi hat mir geschrieben, dass er sein Exemplar jeweils vor der Sendung lese.

Wie solls mit dem Magazin in Zukunft weitergehen?
Darüber hab ich mir noch keine Gedanken gemacht. Irgendwann möchte ich mit der Auflage den vierstelligen Bereich knacken. Wer weiss, vielleicht schaffe ich das in zwei Jahren. Zur EM 2016 in Frankreich will ich vermehrt Exemplare an Unternehmen oder Firmen verkaufen - weil sie mir grössere Stückzahlen abnehmen können. Das eigentliche Zielpublikum - Männer in meinem Alter - ist nämlich eher skeptisch. Die jungen Männer denken, dass ihr Wissen über Fussball bereits gross genug ist.

Was hat Sie dazu bewogen, ein EM- und WM-Magazin auf den Markt zu bringen?
Früher war ich ein grosser Fussball-Freak. Ich habe einfach alles zum Thema gesammelt, Zeitungsartikel ausgeschnitten und aufgehoben. Die Idee für ein Magazin kam mir im EM-Jahr 2008. Ich traf mich mit Rolf Bollmann zu einem Interview. Damals hätte ich nie gedacht, dass ich ein Heft machen kann. Doch der ehemalige Nati-Fussballer und Gründer von «20 Minuten» war begeistert von der Idee und half mir bei der Umsetzung - er finanzierte mir den Druck für die ersten 50 Exemplare. Auch die Rückmeldung der Abnehmer war positiv.

Neben Ihrem Wirtschaftsstudium an der HSG und den Fussball-Magazinen schreiben Sie für den Landboten. Wie bringen Sie das alles unter einen Hut?
Der Sommer war schon sehr stressig. Von Juni bis Anfang Juli hatte ich Prüfungen. Aber das Magazin bietet mir den perfekten Ausgleich zum Studium. Ich seh das ganze viel mehr als Hobby als als Beruf.

Was empfehlen Sie anderen jungen Menschen, die eigene Ideen umsetzen wollen?
Macht einfach. Aus einer kleinen Idee kann etwas Grosses entstehen. Bei mir hat sich irgendwann eine Eigendynamik entwickelt - besonders in diesem Jahr. Vor vier Jahren hab ich bei Rainer Maria Salzgeber an der Tür geklingelt und ihm mein Magazin präsentiert. Ich habs einfach probiert und er fand die Idee grossartig.

Die Jugend von heute hat keinen guten Ruf. Sie wird immer fauler, heisst es. Stimmen Sie dem zu?
Ja, vielen Jugendlichen fehlt der eigene Antrieb. Die Motivation kommt sehr oft nur von Aussen. Sie sollten einfach mal machen und ihre Träume verwirklichen. Aber ich verstehe auch, dass das heutzutage nicht ganz einfach ist. Der gesellschaftliche Rahmen, in dem wir uns bewegen, hindert die Kreativität. Diplome und Schulabschlüsse werden immer wichtiger und es ist viel schwieriger geworden, eine «Tellerwäscher-Karriere» zu durchlaufen. Meiner Meinung nach verzichten viele junge, kreative Menschen auf eigene Projekte und konzentrieren sich stattdessen vollständig auf wichtige und sichere Dinge wie den Job oder das Studium. Das ist grundsätzlich ok, aber das Kreative sollte daneben auch noch Platz finden, weil genau solche Dinge auch plötzlich eine Eigendynamik entwickeln und so vielleicht sogar zur Hauptbeschäftigung werden können.

 
Von Isabelle Fretz am 14. Juli 2014 - 05:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 17:13 Uhr