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April, April

Von Tessiner Spaghettibäumen und farbigen Hühnern

Keine Lust auf müde Scherze zum 1. April? Vielleicht haben Sie einfach noch nie vom legendären BBC-Beitrag über den Spaghetti-Baum im Tessin gehört. Oder von dem Wissenschaftler aus Schweden, der tausende TV-Zuschauer dazu brachte, Strümpfe über die Röhre zu ziehen.

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Früher war alles besser! Zumindest, wenn es um den jährlichen Aprilscherz geht. Heute mühen sich die Medienmacher damit ab, ihr Publikum reinzulegen, meist mit mässigem Erfolg. Dass es aber durchaus unterhaltsame Möglichkeiten gibt, seine Mitmenschen hinters Licht zu führen, ist sozusagen geschichtlich bewiesen.

SPAGHETTI-BÄUME IM TESSIN
Der wohl bekannteste Aprilscherz weltweit geht aufs Konto des britischen TV-Senders BBC
- und auch ein bisschen auf das der Schweiz. Die Engländer sendeten 1957 einen Beitrag über die Spaghetti-Ernte im Tessin, die wegen des aussergewöhnlich milden Winters besonders üppig ausgefallen sei.

Selbst als sich tausende Briten beim Sender meldeten und sich nach der Anbaumöglichkeit von Spaghetti erkundigten, löste die BBC den Falschbeitrag nicht auf. Stattdessen riet man den Interessenten «einen Bund Spaghetti in eine Büchse Tomatensauce zu stellen und das Beste zu hoffen».

FARBFERNSEHEN DANK STRUMPFHOSEN
Das schwedischen Fernsehen lancierte 1962 gar einen Aprilscherz, von dem man sich heute noch erzählt. Ein Technik-Experte namens Kjell Stensson demonstrierte den TV-Zuschauern, wie man auf Schwarz-Weiss-Geräten Farbbilder empfangen konnte. Nämlich mit Strumpfhosen, die über den Bildschirm gezogen wurden. So würde das Licht gebündelt und das Bild erscheine in Farbe. Schweden, die damals Kinder waren, erinnern sich noch sehr ganau daran, wie die Eltern hektisch im Haus nach Strümpfen gesucht hätten.

Aprilscherz 1962 in Schweden mit Strumphosen zu Farbfernsehen

Herr Stensson veräppelte eine ganze Nation: Der falsche Experte erklärte den Schweden, wie sie dank Strumpfhosen zu Farbfernsehen gelangten.

FARBIGE HÜHNER UND WEISSE LÖWEN
Die Aprilscherz-Tradition geht Jahrhunderte zurück. Im Jahr 1774 erlaubte sich eine deutsche Zeitung einen Scherz mit ihren Lesern: Sie publizierte einen Artikel, in dem stand, dass man Hühner sowie Ostereier in verschiedenen Farben züchten könne. Man müsse nur die Wände in deren Umgebung entsprechend streichen...

Die Briten haben indes schon 1860 einen guten Humor bewiesen. Ein Brief an die Einwohner Londons lud zum Zuschauen bei der «Waschzeremonie der weissen Löwen». Die Menschenmassen wurden vor Ort enttäuscht: Im Tower of London wurden niemals weisse Löwen gehalten.

SPOTT FÜR DIE BEDIENSTETEN
Wo der Aprilscherz seinen Ursprung hat, ist bis heute nicht ganz klar. Die «Basler Zeitung» erwähnt unter anderem, dass im 17. Jahrhundert vor allem Dienstboten und Kinder veräppelt worden seien. Man schickte sie mit einem falschen Auftrag los und verspottete sie, wenn sie unverrichteter Dinge zurückkehrten. In der gleichen Zeit galt die Redensart «jemanden in den April schicken» als Synonym für «jemanden zum Narren halten». Aus religiöser Sicht gibt es Theorien, wonach an diesem Tag Judas geboren oder gestorben sei. Oder dass die abtrünnigen Engel vom Himmel stürzten.

SCHLECHTER GESCHMACK BEI RADIO 3FACH?
Wie mans definitiv nicht macht, zeigte übrigens am Montag, 31. März, das Luzerner Radio 3fach. Es verkündete am Morgen den Konkurs und die Einstellung des Sendebetriebs, wohl in der Hoffnung auf entsprechende Berichterstattung am 1. April. Auf Nachfrage der Nachrichtenagentur SDA wusste man beim Bakom allerdings noch nichts von einer Zahlungsunfähigkeit. Ob es sich tatsächlich um einen Scherz handelt, wird sich am Dienstag herausstellen. Noch hält Programmleiter Dani Glur am Sende-Aus fest.

Von BL am 31. März 2014 - 15:53 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 17:34 Uhr