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Frauenpower an der ETH

Margarita Chli - die Drohnen-Dirigentin

Sie kommen aus der Schweiz, aus Russland und den USA. Sie sind Mütter, Vorbilder und herausragende Forscherinnen. Fünf Professorinnen der ETH Zürich erzählen, wie sie mit ihrem Wissen die Welt verändern. Teil 1: Margarita Chli, 32, Assistenzprofessorin für Computervision für Robotik.

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ETH Zürich Margarita Chli Professorin

Himmelsstürmerin: Professorin Margarita Chli vom Institut für Robotik und Autonome Systeme lässt vor der ETH Zürich ihre Drohnen steigen.

Geri Born

Früher haben manche Menschen meine Forschung mit Robotern und Drohnen kritisiert. Sie würden nur noch mehr Leid auf die Kriegsschauplätze dieser Welt bringen. Heute hat sich die öffentliche Meinung geändert, die Leute wissen: Roboter und Drohnen können auch Gutes tun.

Ich forsche auf dem Gebiet «Computer Vision», was auf Deutsch in etwa «Maschinelles Sehen» bedeutet. Es geht darum, Computern und Robotern das Sehen beizubringen. Drohnen sollen merken, ob eine Wand im Weg ist, und selbstständig anhalten. Unser Ziel ist es, dass in naher Zukunft mehrere Drohnen eigenständig zusammen fliegen und bei Rettungseinsätzen helfen: Sie könnten dann über radioaktiv verseuchte Gebiete wie Fukushima fliegen, Bilder machen, nach Überlebenden suchen und Hilfsgüter transportieren. So müssten sich keine Menschen in die Gefahrenzonen begeben.

Ich komme aus Zypern, habe aber in England an der Cambridge University und am Imperial College studiert. Mein Doktorvater hat mich in das Thema Robotik reingeschubst, und meine Faszination für Drohnen ist seitdem stetig gewachsen. Ich bin gespannt, was wir mit ihnen noch alles erreichen können. Momentan scheitern wir an kleinen Dingen. Die Batterie einer Drohne hält beispielsweise nicht länger als fünfzehn Minuten. Das müssen wir dringend verbessern.

Die Konkurrenz auf diesem Forschungsgebiet ist gross, da es zukunftsweisend ist und in unterschiedlichen Bereichen Anwendung findet. Darum sind Grosskonzerne wie Google und Amazon sehr an unserer Forschung interessiert. Wenn wir eine vielversprechende Entdeckung machen, kann die Industrie die Fortschritte in diesem Bereich verstärken, da sie viel mehr Geld und viel mehr Arbeitskräfte hat als wir an der ETH. Mich hat es noch nicht gereizt, in die Industrie zu wechseln. Meine Eltern sind Lehrer, das hat wohl auf mich abgefärbt. Ich bin fasziniert von der Spitzenforschung und mag die Arbeit mit den Studenten. Manchmal kommt es vor, dass ich selber für eine Studentin gehalten werde, und man mich fragt: Wo ist denn Professorin Chli?

Von Manuela Enggist am 13. September 2016 - 09:56 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 14:53 Uhr