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Fremdgeh-Chefs

«Frauen benennen ihre Töchter nach uns»

Auf dem grössten Fremdgeh-Portal der Welt tummeln sich rund sieben Millionen Mitglieder. Die Macher von AshleyMadison.com Constantin Dietrich und Noel Biderman verraten im Interview mit SI online, warum sie keine Kunden ihres eigenen Geschäfts sind und warum Frauen ihre Kinder nach ihnen benennen.

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Constantin Dietrich und Noel Biderman (v.l.) - beide verheiratet, beide treu. Noch.
ashleymadison.com

SI online: Noel Biderman, wie sind Sie 2002 auf die Idee gekommen ein Fremdgeh-Portal zu gründen?
Noel Biderman: Auf den Partnersuche-Seiten im Internet sind 30 Prozent der Leute bereits liiert, suchen also eigentlich nur eine Affäre. Das brachte mich auf den Gedanken, dass ein solches Portal ein gutes Geschäft sein könnte.

Es gab also kein persönliches Bedürfnis danach?
Noel Biderman: Ich bin glücklich verheiratet, habe zwei Kinder und lebe monogam. Es stand also ein rein unternehmerischer Gedanke dahinter. Natürlich sprach ich auch mit meinem Umfeld und die Reaktionen gingen von: «Du bist verrückt» bis hin zu «Das ist brilliant». Jetzt, bald neun Jahre später haben wir etwas Globales geschaffen.

Trotzdem gelten Sie, Herr Biderman als «meistgehasster Mann Amerikas».
Noel Biderman: Egal ob man uns mag oder nicht. Unsere Mitglieder finden uns gut.

Ihr Portal heisst «Ashley Madison», warum wählten Sie einen Frauennamen?
Noel Biderman: Wissen Sie, egal ob es um einen Club oder eine Veranstaltung geht - «Lady's Night» bringt die Männer an den Tisch. Und ich war sehr zuversichtlich, dass Männer zu uns kommen, aber weniger, dass uns auch Frauen finden. Frauen muss man eine Sicherheit bieten, ich musste also eine Seite gestalten, auf denen sie sich wohl fühlen. Und ich machte passende Werbung dazu  - am Ende gab ich Millionen von Dollars aus für weibliche Kundschaft.

Aber warum denn der Name?
Noel Biderman: (lacht) Weil NoelBiderman.com eben nicht dem entspricht, was ich vorher gesagt habe. Viele Frauen nennen ihre Kinder Ashley oder Madison. Wenn sie also ihre Kleinen so nennen, haben sie in uns bestimmt grösseres Vertrauen.

Haben Sie denn mehr weibliche oder mehr männliche Fremdgeher?
Noel Biderman: Entgegen allem, was ich gerade gesagt habe, sind es immer noch mehr Männer als Frauen. Aber die Zahlen verändern sich. Bei den über 50-Jährigen kommen ungefähr drei Männer auf eine Frau - bei den 20- bis 30-Jährigen ist das Verhältnis jedoch 1:1. Und Affären haben nun mal alle.

Nur Sie nicht, Herr Biderman.
Noel Biderman: Noch nicht. Mein Leben jetzt ist grossartig, aber ich kann nicht ausschliessen, dass ich mir eines Tages überlegen werde, eine Affäre zu haben. Affären entstehen aus Umständen, zum Beispiel, wenn das Sexleben eingeschlafen ist.

Und Sie, Herr Dietrich?
Constantin Dietrich: Auch ich bin verheiratet, habe drei Kinder und bin treu.

Sie sind also nicht registriert auf Ihrem Portal?
Constantin Dietrich: Doch, das bin ich. Aber ich suche keine aussereheliche Beziehung. Man sollte aber sein Produkt schon kennen und das Verhalten verändert sich ja laufend. Wenn ich aber eines Tages aufwachen sollte und die Wahl hätte, meine Familie zu verlassen oder eine Affäre zu haben - ich würde die Affäre vorziehen.

Geht bei der virtuellen Affärensuche nicht der Reiz am Ganzen verloren?
Noel Biderman: Ich glaube nicht, dass das eine besser ist als das andere. Aber wenn meine Frau zu mir käme und mir sägen würde, sie hätte einen One-Night-Stand gehabt, dann hätte ich echt ein Problem damit, dass sie unsere Ehe so gedankenlos aufs Spiel gesetzt hat.
Constantin Dietrich: Das Offline-Gefühl birgt ja zudem auch Risiken. Wenn man schon fremdgeht, dann sollte man doch schauen, dass man nicht zu viele Leute damit verletzt, es so diskret wie möglich macht. Unsere Plattform ist sicher - und wenn man sich an gewisse Regeln hält, wird man auch nicht erwischt.

Sie sind in Verhandlung mit dem chilenischen Kumpel Yonni Barrios. Wollen Sie jetzt Werbung mit öffentlichen Personen starten?
Noel Biderman: Die Rettung der Kumpel war doch ein unglaublicher Anlass! Und dann kommt dieser Mann aus der Tiefe und sagt: «Ich will meine Frau UND meine Affäre sehen.» Das ist doch eine super Chance für uns.

Gibt es auch potenzielle Aushängeschilder im deutschsprachigen Raum?
Constantin Dietrich: Klar, das Thema betrifft schliesslich uns alle. Momentan haben wir aber keine konkreten Personen im Auge. Aber: Wir sind immer offen, denn Affären passieren jeden Tag. Die nächste wohl gerade jetzt. In diesem Sinne: Bewerben Sie sich bei uns als Fremdgeher des Monats! (lacht)

Von Barbara Lanz am 22. Oktober 2010 - 16:34 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 21:09 Uhr