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Akupunktur

Mit Nadeln gegen Menopausen-Beschwerden

Die einen quälen sie nur kurz oder gar nicht, andere leiden jahrelang unter Menopausen-Beschwerden. Die Symptome lassen sich gut therapieren, am effektivsten mit einer Hormonsubstitution. Frauen nach Brustkrebs und einer Antihormon-Behandlung steht dieser Weg aber nicht offen. Oft sind ihre Beschwerden wegen der Medikamente noch stärker. Akupunktur kann Frauen in dieser Situation helfen.

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Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Libidoverlust – die Symptome von Frauen vor und während der Menopause können mit verschiedenen Therapien mehr oder weniger erfolgreich behandelt werden, sei es mit einer Hormonsubstitution oder mit Naturheilmitteln. Am effektivsten sind sicher Hormone.

Wie aber helfen sich Frauen nach einer Brustkrebsoperation mit anschliessender Antihormon-Therapie? Brustkrebs ist immer noch der häufigste Krebs der Frau. Allein in der Schweiz sind jährlich etwa 5500 Frauen davon betroffen. Bei vielen handelt es sich um einen hormonsensitiven Tumor. Das heisst: Der Tumor spricht auf weibliche Hormone an. Das bedingt eine Antihormon-Therapie. Die Einnahme von Aromatasehemmern ist ein Beispiel dafür. Die Therapie muss fünf bis sieben Jahre durchgeführt werden.

Damit treten aber alle Beschwerden auf, die wir vom Eintritt in die Menopause kennen: Die Hitzewallungen bei Frauen unter einer Antihormon-Therapie sind sogar häufig wesentlich stärker als in der Menopause. «Etwa 78 Prozent der Patientinnen klagen über Hitzewallungen und 52 Prozent über starkes Schwitzen während der Nacht», erklärt Dr. Myriam Hack, Gynäkologin und Spezialistin in chinesischer Akupunktur am Zentrum Sinomedica in Zürich. Da wegen der nächtlichen Schwitzattacken auch die Schlafqualität stark gestört ist, brechen viele Frauen die Hormon-Therapie ab – im Wissen darum, dass sie damit das Risiko eines Rückfalls in Kauf nehmen.

Die Therapieoptionen für Menopausen-Beschwerden nach Brustkrebs sind eingeschränkt. Antidepressiva helfen zwar, sie sind aber oft mit schweren Nebenwirkungen verbunden. Eine Studie, die vor zehn Jahren im Fachmagazin «Journal of Clinical Oncology» veröffentlicht wurde, zeigt deutlich: Brustkrebspatientinnen wollen keine Therapie mit Medikamenten wegen der daraus resultierenden Nebenwirkungen.

Eine Alternative bietet die chinesische Akupunktur. «Die Behandlung der Begleiterscheinungen von Krebspatientinnen während und nach einer erfolgreichen Krebstherapie hat sich in den vergangenen Jahren zusehends in das komplementärmedizinische Feld verlagert», sagt Dr. Myriam Hack. Zahlreiche Studien (siehe Check-Box) bestätigen die Wirkung der Nadeln speziell bei Hitzewallungen. In der Literatur wird der Erfolg von Akupunktur mit 50 bis 90 Prozent angegeben.

Eine Studie aus dem Jahr 2010 verglich die Wirkung eines Antidepressivums mit der von Akupunktur auf Hitzewallungen. Das erstaunliche Resultat: Beide Therapien wirkten gleich gut! Beim Antidepressivum konnten die Hitzewallungen gut gesenkt werden. Die Frauen litten dafür an Nebenwirkungen wie Übelkeit, Kopfschmerzen, Mundtrockenheit oder Verwirrtheit. Kommt noch hinzu, dass der Wirkstoff des Antidepressivums die Effektivität des Antihormons Tamoxifen beeinflusste. Auch in der Akupunktur-Gruppe konnten die Hitzewallungen reduziert werden. Die Nebenwirkungen waren aber bei dieser Gruppe im positiven Bereich. Die Libido nahm deutlich zu, die Energie wurde verstärkt, Stimmungsschwankungen verschwanden, und die Lebensqualität war durch die Akupunktur sehr viel besser. Auch zeigte sich mit den Nadeln ein gewisser Langzeiteffekt, wenn die Therapie wiederholt wurde. Beim Absetzen des Medikamentes hingegen liess die Wirkung bereits nach einer Woche nach. Akupunktur verringert bei Krebspatientinnen auch Begleiterscheinungen wie Übelkeit und Müdigkeit, und zwar sowohl unter Strahlen- als auch unter Chemotherapie.

«Akupunktur stellt eine valide, sichere und effektive Therapiemöglichkeit für Patientinnen nach Brustkrebs und in der Menopause dar. Das bestätigen viele Studien und auch meine eigenen Erfahrungen», sagt Gynäkologin Hack. Die physiologischen Vorgänge, die bei einer Akupunkturtherapie ablaufen, sind allerdings noch nicht restlos geklärt. Wichtige Mechanismen scheinen einerseits durch die Akupunkturnadeln ausgelöst zu werden, die die Aktivität von Serotonin, einem Neurotransmitter, im zentralen Nervensystem verändern. Resultat: Es kommt zu einer stabileren Thermoregulation, was so viel bedeutet wie weniger Hitzewallungen.

Das zentrale Nervensystem ist die Steuerungszentrale des menschlichen Organismus. Hier findet die Regulierung und die Koordination aller Organsysteme des Körpers statt. Atmung, Blutkreislauf, die Funktion aller inneren Organe, die Muskeln und Sinnesorgane sowie das periphere Nervensystem werden durch das zentrale Nervensystem gesteuert. «Das ist die eine Schiene. Die andere führt über die Endorphine, die durch Akupunktur ausgeschüttet werden», erklärt TCM-Ärztin Hack. Endorphine sind vom Körper selbst hergestellte Morphine, die schmerzlindernd wirken. In der Umgangssprache werden sie auch «Glückshormone» genannt.

Bei normalen Menopausenbeschwerden reicht eine Behandlung pro Woche, bei starken behandelt Dr. Myriam Hack ihre Patientinnen zweimal wöchentlich. «Nach fünf bis sechs Behandlungen sollte die Wirkung einsetzen. Insgesamt muss mit 15 Behandlungen gerechnet werden. Danach reicht eine Behandlung pro Monat.»

Akupunktur zeigt aber nicht nur Wirkung bei Patientinnen nach Brustkrebsoperationen. Beschwerden der natürlichen Menopause lassen sich ebenfalls sehr gut mit Akupunktur lindern. Eine willkommene Alternative für Frauen, die ihre Beschwerden nicht durch eine Hormonsubstitution behandeln lassen wollen.

Von Verena Thurner am 26. Juli 2015 - 18:39 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 16:00 Uhr