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Chronische Lymphatische Leukämie

Durchbruch bei der Altersleukämie

Die chronische lymphatische Leukämie, CLL, ist eine der häufigsten, wenn auch nur langsam fortschreitenden Formen von Blutkrebs. Seit Neustem steht ein Antikörper zur Verfügung, der das Risiko für ein Fortschreiten der Krankheit um die Hälfte reduziert.

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Es war vor drei Jahren: Köbi Kuhn ging beim Inlineskaten der Pfuus aus. «Wenn ich eine zu lange Strecke gewählt hatte, schaffte ich den Weg nach Hause fast nicht mehr», erzählt der frühere Coach der Fussball-Nati. Die Abklärungen beim Arzt ergaben eine chronische lymphatische Leukämie, kurz CLL. «Die Diagnose tönte brutal, aber der Arzt beruhigte mich. Eine unheilbare Krankheit zwar, aber daran würde ich nicht sterben», erzählt der 70-Jährige. Zudem leidet er, laut seinem Arzt, an der «besten» Variante von CLL. Nach einer Therapie erholte sich Köbi Kuhn sehr schnell, heute muss er regelmässig seine Blutwerte untersuchen lassen. «Meine Mutter wurde 103 Jahre alt, und mein Arzt prophezeite mir, dass es bei mir sogar 106 Jahre werden könnten», erzählt Kuhn und lacht. Er hofft, dass es ihm weiterhin so gut geht wie jetzt. Nicht so viel Glück mit der Krankheit hatte Ex-Zurich-Chef James Schiro. Er starb im vergangenen Monat im Alter von 68 Jahren an CLL. Guido Westerwelle, 52, früher deutscher Bundesaussenminister und FDP-Vorsitzender, lebt seit Juni dieses Jahres mit der Diagnose. Da sein Blutkrebs zufällig entdeckt wurde und er noch keine Symptome zeigte, setzte die Behandlung sehr früh ein. So stehen die Chancen für eine Genesung gut.

Die chronische lymphatische Leukämie gilt als eine der häufigsten Formen von Blutkrebs. Etwa 75 000 Menschen sterben weltweit jedes Jahr daran. CLL tritt vor allem im mittleren bis höheren Lebensalter auf. Deshalb nennt man diese Form von Blutkrebs auch Altersleukämie. Männer sind fast doppelt so häufig betroffen wie Frauen. CLL ist ein Non-Hodgkin-Lymphom, das heisst, es kommt bei CLL meist zu einer bösartigen Vermehrung von B-Lymphozyten in Blut, Milz, Lymphknoten und Knochenmark. Im Gegensatz zum Hodgkin-Lymphom, das in der Regel auf die Lymphknoten beschränkt ist. Die entarteten Tumorzellen befinden sich in einem frühen Entwicklungsstadium und können ihre vorgesehene Funktion innerhalb des Immunsystems noch nicht ausüben. Dadurch entsteht ein Mangel an Antikörpern, die Gefahr von Infektionen steigt. Frühsymptome der Krankheit können Erschöpfung und Leistungsminderung sein. Typisch sind die schmerzlosen Lymphknotenschwellungen.

Dieses Jahr gelang der Therapiedurchbruch bei der Behandlung von CLL. Mit der Zulassung eines neuen monoklonalen Antikörpers in Kombination mit Chemotherapie bei nicht vorbehandelten Patienten konnte das Risiko für ein Fortschreiten der Krankheit oder den Eintritt des Todes um mehr als die Hälfte reduziert werden. Der neue monoklonale Antikörper bindet an das Protein CD20, das nur auf der Oberfläche von B-Zellen vorkommt. Der Antikörper bekämpft diese Zellen zielgerichtet, sowohl direkt als auch in Zusammenarbeit mit dem körpereigenen Immunsystem. Prof. Dr. Markus G. Manz, Direktor der Klinik für Hämatologie am Universitätsspital Zürich, sieht einen grossen Nutzen in der Anwendung des neuen Medikamentes: «Ich freue mich, dass durch die Zulassung des neuen Antikörpers auch die Patienten in der Schweiz von dieser Innovation profitieren können.»

Gut zu wissen: Die vier Formen von Leukämie

Akute myeloische Leukämie (AML)
Diese Leukämie beginnt meist schlagartig und schreitet ohne Behandlung rapide voran. Bei der AML entarten frühe Vorstufen, das heisst Blutstamm- oder Mutterzellen im Knochenmark. Jeder vierte erwachsene Leukämiepatient hat diese aggressive Form. Die Behandlung besteht aus mehreren Chemotherapieblöcken. Bei manchen Patienten ist eine Blutstammzell-Transplantation von einem Spender notwendig.

Akute lymphatische Leukämie (ALL)
Diese rasch verlaufende Krebsart ist die häufigste Leukämie bei Kindern. Die Bildung von Lymphozyten (Abwehrzellen) ist gestört. Verschiedene Symptome wie allgemeine Schwäche mit Blutarmut, Blutgerinnungsstörungen, Fieber mit schweren Infekten oder Knochenschmerzen können auftreten. Auch diese Erkrankung erfordert eine sehr intensive Chemotherapie.

Chronische lymphatische Leukämie (CLL)
Die am häufigsten vorkommende Form tritt vor allem im höheren Lebensalter auf. Das Durchschnittsalter bei der Diagnose liegt bei über 50 Jahren. Die Immunabwehr schwächelt, weil intakte Lymphozyten fehlen. Eine Kombination von Chemotherapie und einem monoklonalen Antikörper reduziert das Risiko für ein Fortschreiten der Erkrankung um mehr als die Hälfte.

Chronische myeloische Leukämie (CML)
Über Jahre werden im Körper immer mehr entartete weisse Blutzellen gebildet. In der Anfangsphase verläuft die Krankheit meist symptomlos.
Überwiegend Erwachsene erkranken an CML, mit zunehmendem Alter steigt das Risiko. Zur Behandlung wird eine spezifische Tablettentherapie eingesetzt, die sogenannte zielgerichtete Therapie gegen eine bei der Erkrankung typische molekulare Veränderung.

Von Verena Thurner am 5. Oktober 2014 - 06:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 16:55 Uhr