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Dokumentarfilm: Wätterschmöcker (CH)

Auf den Hudel-Winter folgt ein Hudel-Sommer

Der Schwyzer Regisseur Thomas Horat porträtiert in seinem Film die legendären Muotathaler Wetterfrösche.

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Wetterpropheten: Diese sieben Männer wissen, wie der Wind weht.
Foto Mythenfilm

Der eine achtet bei seinen Prognosen auf das Verhalten der Mäuse, dem anderen zeigen die Bäume, ob es einen «ruuchen» Winter gibt. Die Muotathaler Wetterfrösche wagen jeweils eine halbjährliche Vorhersage. Mit ihren träfen Sprüchen und bodenständigen Methoden sind die sieben «Wätterschmöcker», wie sie sich auch nennen, in den letzten 50 Jahren legendär geworden. Über ihre Trefferquote lässt sich streiten, doch ihre unverfrorene Art, das Wetter einzuschätzen, machen den Holdener Martin, Wagner Benny, Suter Peter, Reichmuth Karl, Holdener Alois, Schinner Peter und den Horat Martin einmalig.

Ebenfalls ein Horat, nämlich der Thomas, hat die sieben Bergler während mehrerer Jahre genauer unter die Lupe genommen: Er porträtiert sie jetzt in seinem Film «Wätterschmöcker». Die knorrigen Charakterköpfe entsprechen exakt dem Bild, das sich ein jeder von den Muotathaler Wetterfrösche machen würde: bärtig, währschaft, naturverbunden, kauzig, mit urchigem Dialekt, bauernschlau und gemütlich.

Der Film ist auch visuell eine Hommage an die prächtige Natur der Innerschweiz, die Bilder sind postkartenwürdig.

Die porträtierten Männer zeigen sich gesprächig, lassen sich bei ihren Methoden grosszügig über die Schultern blicken und machen den Streifen dadurch interessant und unterhaltsam. Auf einen Hudel-Winter folge ein Hudel-Sommer und nicht umgekehrt, erfährt man beispielsweise. Dennoch bleibt das grosse Aha-Erlebnis, was die Prognosen betrifft, aus: Neben den Beobachtungen der Natur arbeiten die Propheten nämlich oft aus dem Bauch heraus und nehmen sich die Wetter-Weisheiten ihrer Vorfahren zum Vorbild. Schliesslich, ist man sich grundsätzlich einig, seien die Jahreszeiten äusserst unberechenbar. 

Das macht den Film sehenswert

  • Die Protagonisten haben Ausstrahlung und nehmen kein Blatt vor den Mund.
  • Viel hat man von den Wetterfröschen gehört, jetzt kann man sie auch sehen.
  • Die Kamera ist gut eingesetzt: gemächlich, aber zur richtigen Zeit mit Tempo.

Bewertung: ***
Länge: 90 Min.
Regie: Thomas Horat
Darsteller: Muotathaler Wetterfrösche.
Start: 15. 7.

Von Benjamin Bögli am 13. Juli 2010 - 09:38 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 19:46 Uhr