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Zilla Leutenegger

Die Kunst der Linie

Die Zürcherin Zilla Leutenegger zeigt im Museum Franz Gertsch aktuelle Zeichnungen, Videoarbeiten und Installationen.

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Zilla Leutenegger bei der Arbeit

Bei der Arbeit Zilla Leutenegger, 45, während der Vorbereitung zu ihrer Austellung im Museum Gertsch.

Kurt Reichenbach

Ein Diaprojektor wirft eine Skizze an die Wand – davor, im Schneidersitz und mit Kopfhörern, ganz in ihre Arbeit vertieft, Zilla Leutenegger. Mit einem schwarz getränkten Pinsel fährt sie sorgfältig den Linien entlang. Die Zeichnung zeigt ein Bett, einen Nachttisch mit Lampe, einen schmalen Gang – die Szenerie eines Raumes, eines Hotelzimmers? Wenig Aufschluss gibt der rätselhafte Titel der Arbeit: «Il pullover che mi hai dato tu». Besagter Pullover liegt auf einem Stuhl, der vor der Wandzeichnung steht. Wer ihn dort wohl vergessen hat? Was hat sich in diesem verlassen wirkenden Zimmer zuvor abgespielt? Für Zilla Leutenegger ist die Zeichnung Ausgangspunkt ihrer Arbeiten, in denen sie gern persönliche Erlebnisse und Erinnerungen thematisiert. Mit digital überarbeiteten Videos, die sie auf Wandarbeiten oder Objekte projiziert, schafft die Zürcher Künstlerin zusätzlich dreidimensionale Installationen. Wie bei «Schlafender Hund»: So flach das gezeichnete Tier ist, seine Bauchdecke hebt und senkt sich im Rhythmus des Atems. Einen ähnlich kontemplativen Moment hat sie bei «At night» eingefangen. Im Halbdunkel sitzt eine Frau, die High Heels liegen abgestreift daneben, in der Hand eine Zigarette, Rauch steigt auf. Gedankenversunken starrt die Figur vor sich hin.

Fast poetisch muten die Werke an, in denen Zilla Leutenegger Melancholie, Langeweile oder Selbstvergessenheit einer Person thematisiert. Meist durch ihre Kunstfigur Zilla. So auch in der Arbeit «Gross und stark», die so kämpferisch wie humorvoll daherkommt. Rechts eine Fotografie von Zilla als Kind, links eine gezeichnete erwachsene Zilla, die Hanteln stemmt. Verbunden sind sie mit einer Art Nabelschnur in Form eines Streifens der Ringelpullis, den beide Zillas tragen. Im Keller schliesslich die neue, raumfüllende Videoarbeit «When I was a stranger», in der es um unbekannte, anonyme Orte und das daraus resultierende Gefühl des Unbehagens geht. 

Museum Franz Gertsch, Burgdorf BE
Bis 31. 8., Mi–Fr 10–18, Sa/So 10–17 Uhr
Tel. 034 421 40 20, Publikation CHF 42.90
www.museum-franzgertsch.ch

Von Anina Rether am 17. März 2014 - 09:50 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 17:39 Uhr