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PIPILOTTI RIST IN ST. GALLEN

Kunst aus der Unterhose

Die Schweizerin Pipilotti Rist ist weltweit eine der bekanntesten zeitgenössischen Videokünstlerinnen. Ihre Projektionen, Skulpturen und Installationen entführen in zauberhafte Welten.

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Kunst aus der Unterhose

Farben, Licht, überbordende Fantasie und das Bedürfnis, die Welt mit ihrer Kunst zu verschönern: Daraus schafft Pipilotti Rist, 49, seit Jahren ihre unverwechselbare Kunst. Surreale Bilderwelten, so subversiv wie zauberhaft. «Meine Bilder erzählen von der unzivilisierten Schönheit, der Hingabe an das Leben, sie sollen Energien verleihen.»

Die St. Galler Videokünstlerin gehört seit Jahren zu den Top Ten der Gegenwartskünstler. Genüsslich jongliert Pipilotti Rist mit unseren Ängsten, erforscht Konventionen, spiegelt gesellschaftliche Tabus. Ihre Kunst strotzt nur so vor sinnlicher Opulenz. Dabei ist nackte Haut nicht ihre Sache. Intimität hingegen schon. So gestaltete sie aus 300 Unterhosen ihrer Freunde einen gigantischen Kronleuchter, den «Massachusetts Chandelier». Klar, mit einem Kunstwerk aus in allen Farben beleuchteter Leibwäsche lotet die Künstlerin mal wieder die Grenzen zum Kitsch aus. Überschritten hat sie sie aber auch diesmal nicht. «Ich bin ein grosser Fan davon, die Freude, die Leichtigkeit zu beschwören.» Das gelingt ihr auch mit der zentral platzierten Arbeit «Administrating Eternity». In der überwältigenden visuellen Landschaft rauschen Videobilder über die Körper der Besucher und setzen so das Raumgefühl und den Orientierungssinn des Betrachters ausser Kraft. Die Retrospektive «Blutbetriebene Kameras und quellende Räume» ist seit Jahren Pipilotti Rists erste umfassende Einzelschau in der Schweiz. Von ihrem ersten Video «I’m Not the Girl Who Misses Much» von 1987 bis zur aktuellen Arbeit «Fotolabor», die eigens für die Schau entstanden ist, vereint das Kunstmuseum St. Gallen selten gezeigte Videoarbeiten, Skulpturen und Installationen aus über 25 Schaffensjahren. 

KUNSTMUSEUM St. Gallen.
2. 6.–25. 11. Di 10–17, Mi 10–20, Do–So 10–17 Uhr,
Tel. 071 - 242 06 71.
Parallel dazu läuft im Kino K der Film «Pepperminta» (2008),
www.kunstmuseumsg.ch,
Katalog CHF 40.–

 

Von Anina Rether am 28. Mai 2012 - 13:51 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 22:10 Uhr