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Barbara Kulcsar, Filmemacherin

Vom Bewahren der Liebe

Kinder, Alltag, Arbeit. Bleibt dabei die Liebe auf der Strecke? Mit ZU ZWEIT gewann Barbara Kulcsar den Zürcher Filmpreis 2010.

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Barbara Kulcsar ist zuversichtlich. Ihr erster Langspielfilm ist gerade in den Kinos, zwei weitere Projekte sind angebahnt.

Was war das für ein Gefühl, als man noch Schmetterlinge im Bauch hatte und nur Augen für den Partner? Als man das Kinderzimmer einrichtete und sich riesig auf den Nachwuchs freute? Wo sind sie geblieben, die zärtlichen Momente zu zweit, die Erotik? Und jetzt, wo die Kinder da sind, Alltag und Stress allgegenwärtig, fragt man sich: War das schon alles?

«Ich habe mich in meinem Umfeld umgehört», sagt Regisseurin Barbara Kulcsar, 39, selber Mutter von zwei Kleinkindern und Ehefrau, «und gemerkt, dass für viele Paare um die vierzig die Kombination von Familie, Beruf und Partnerschaft ein Thema ist.» Und sie beschloss, gleich einen Film darüber zu drehen. Ihren ersten Langspielfilm. Eine No-Budget-Produktion mit einem privaten Startkapital von 15 000 Franken, das bis Ende des Films auf 60 000 anstieg. Als Produzent konnte sie ihren Mann, HC Vogel von Plan B Film, gewinnen. Alle Beteiligten arbeiteten umsonst. «Fürs Essen habe ich am meisten ausgegeben. Wenn die Mitarbeiter schon nicht bezahlt werden, sollten sie wenigstens was Anständiges auf den Teller bekommen.»

«Zu zweit» handelt von Jana (Linda Olsansky) und Andreas (Thomas Douglas), die beschliessen, ihre Zwillinge den Grosseltern zu überlassen, um ein gemeinsames Wochenende im Tessin zu verbringen. Wie früher, als das Feuer ihrer Liebe noch loderte. Der Ausflug fällt buchstäblich ins Wasser. Jana und Andreas finden sich beim Paartherapeuten wieder.

Der Film ist einfühlsam und authentisch erzählt, auch dank dem «Spielraum für Improvisationen», den die Regisseurin den Schauspielern einräumte. «Es gab im Ganzen nur zehn Drehtage. Wenn mir die Leute schon ihre Zeit schenken, dann so kurz wie möglich», erinnert sich die zierliche Filmemacherin mit den gletscherblauen Augen.

Barbara Kulcsar wollte eigentlich Schauspielerin werden. Da ihre Eltern aus Ungarn stammen, entschied sie sich für ein Studium in Budapest. Doch sie interessierte sich mehr für die Arbeit des Regisseurs als für die des Schauspielers. Es folgten ein Jahr Literaturwissenschaft in Barcelona, ein weiteres Jahr Filmwissenschaft in Zürich. Dann stand fest: Nicht vor der Kamera wollte sie stehen, sondern dahinter. Und nicht über Filme schreiben, sondern selber welche drehen. 1999, nach einer fünfjähriger Ausbildung an der Zürcher Hochschule für Gestaltung, war sie so weit.

«Baby» heisst nun das nächste Projekt, es handelt von einer Leihmutter und einem Schweizer Paar. Und wieder fühlt Barbara Kulcsar den Puls der Zeit.

ZU ZWEIT (CH)
Bewertung: * * *
Länge: 70 Min.
Regie: Barbara Kulcsar
Darsteller.: Linda Olsansky, Thomas Douglas.
Im Kino.

 

 

 

Von Kati Moser am 1. Januar 2011 - 14:15 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 20:12 Uhr