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SIBYLLE PASCHE, BILDHAUERIN

Vom Marmorfieber befallen

Sibylle Pasche lebt und arbeitet in der toskanischen Marmorstadt Carrara und in Meilen ZH. Drei ihrer grossformatigen Werke stehen vor dem Hotel Quellenhof in Bad Ragaz. Der Anlass: die 5. Schweizerische Triennale der Skulptur in Bad Ragaz GR und Vaduz FL.

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Ein Reich aus Steinen: Im Atelier Auf der Burg in Meilen entstehen die kleineren Skulpturen.
Willy Spiller

Sibylle Pasche, 35, mag Steine aller Art. Doch ihr Herz schlägt für den tiefschwarzen belgischen Marmor und den leuchtenden Marmor aus Carrara (I), dessen Farbenspektrum von Schneeweiss bis Dunkelgrau reicht. «Ein schönes Material, nicht zu viel Struktur, die Unruhe schafft. Ideal für mich, denn mir geht es um die Form und das Spiel von Licht und Schatten», sagt die Zürcherin und gleitet mit der Hand über eines ihrer Werke.

Natürliche Strukturen und Veränderungsprozesse sind Sibylle Pasches Inspirationsquellen. Archaische Symbole für das Leben, reduziert auf das Wesentliche. Wohlproportioniert und nie ganz perfekt. Oft brechen filigrane Spitzen oder blasenförmige Rundungen die glatt geschliffene Oberfläche auf, stehen im Kontrast zum Volumen: Fünf Tonnen Stein können auch schon mal auf zwei Zacken oder einigen «Blasen» ruhen. Eine vorgetäuschte Leichtigkeit, eine optische Schwerelosigkeit. Diese Spannung zwischen dem Material und unserer Wahrnehmung ist genau das, was Sibylle Pasche interessiert.

Vor knapp einem Monat wurde ihr neuestes Grossprojekt vor dem Alterszentrum Platten in Meilen eingeweiht. «Spuren der Zeit – Zeitspuren» heisst die beeindruckende Skulptur, die mit ihren Löchern an einen verwitterten Stein erinnert. Der weisse Carrara-Marmor wog beim Kauf 30 Tonnen. Nach dem Schneiden und der aufwendigen Bearbeitung blieben schliesslich zehn Tonnen übrig. «Ich liebe das Handwerk. Kleinere Objekte mache ich von A bis Z selber, bei grösseren arbeite ich teilweise mit Helfern.» Den Sommer verbringt Sibylle Pasche mehrheitlich in Carrara, wo sie auch die berühmte Kunstakademie besucht hat. In der Provinzstadt gibt es keine Ablenkung, es sei der ideale Ort, um zu arbeiten.

Im Winter zieht es sie wieder in ihr Atelier nach Meilen. Dann hat sie Zeit fürs Zeichnen und Malen, um neue Projekte auszuarbeiten und um den Kontakt zu Kunden und Galerien zu pflegen. «Der Schweizer Markt ist für meine Skulpturen zu eng. Ich arbeite mit Galerien in New York, Miami und Atlanta.» In Taiwan hat sie kürzlich vor Ort ein grosses Projekt am Bau erschaffen, mit Peking laufen Gespräche. In dieser hektischen Welt, wo die Kunst immer kurzlebiger wird, strahlen Sibylle Pasches Werke Beständigkeit aus. 

5. SCHWEIZERISCHE TRIENNALE DER SKULPTUR Bad Ragaz GR und Vaduz FL. Bis 4. 11.
www.badragartz.ch, www.sibyllepasche.ch

Von Kati Moser am 2. Juni 2012 - 15:38 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 22:12 Uhr