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Cornelia Hesse-Honegger

Deformation als Kunst

Kunst im Dienste der Aufklärung. Cornelia Hesse-Honegger zeigt mit ihren detaillierten Aquarellen, wie nahe Schönheit und Schrecken beieinanderliegen.

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Der Teufel steckt im Detail. Die Insektenbilder von Cornelia Hesse-Honegger würden sich hervorragend als Vorlage eignen für das Suchspiel «Was fehlt?» Denn nur wer die Feuerwanze aufmerksam betrachtet, bemerkt: Der rechte Flügel ist verkümmert, der linke Fühler verstümmelt, dem rechten Hinterbein fehlen drei Glieder. Was ist passiert? Schrecklich schön.

Cornelia Hesse-Honegger macht die kaum wahrnehmbare Welt
der Insekten um uns herum sichtbar. Ihre Schönheit, aber auch ihren Schrecken. Als wissenschaftliche Zeichnerin befasste sich die Zürcherin bereits in den 60er-Jahren mit im Labor durch Gift und Strahlung mutierten Fliegen. Nach Tschernobyl 1986 wuchs in ihr die Überzeugung, dass die Eingriffe des Menschen in die Natur diese nachhaltig verändern. «Also fasste ich den Entschluss, vor Ort nachzusehen, ob die Strahlung direkte Auswirkungen auf die
Insekten hat.»

Sie reiste in die Fallout-Gebiete von Tschernobyl, nach Schweden, Deutschland, Frankreich, in die USA und ins Tessin. Über 16 000 Blattwanzen, Fliegen und andere Insekten hat die heute 64-Jährige seither gesammelt, auf strahlenbedingte Mutationen untersucht und dokumentiert. Die Wissenschaft habe sich nie für ihre Studien und Publikationen interessiert. «Meine Arbeiten sind Visualisierungen der Schäden, die wir anrichten. Das schaut sich keiner gern an», sagt Cornelia Hesse-Honegger.

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300 Aquarelle mit wunderschönen, aber teils schwer deformierten Insekten sind in den letzten Jahren entstanden. Dank einem Mikroskop, das ihr ermöglicht, die winzigen Tierchen in einer bis zu 80-fachen Vergrösserung zu betrachten, entgeht der «Wissenskünstlerin» keine noch so kleine Veränderung.
 
Der intakten Schönheit der Natur konnte sich die Künstlerin beim Stoffdesign widmen. Die mit ihren perfekt gemalten Fröschen, Blüten oder Blumen bedruckten Seidenstoffe für Fabric Frontline wurden von Yves Saint Laurent, Jill Sander oder Vivienne Westwood in Kollektionen verarbeitet.

Keine Katastrophe ohne Idylle, keine Idylle ohne Katastrophe (Adolf Wölfli). Eigentlich hätte sich Cornelia Hesse-Honegger lieber der abstrakten Kunst zugewandt. «Aber meine Arbeit ist eine Symbiose aus Denken und Fühlen, Wissenschaft und Schönheit - dem fühle ich mich verpflichtet.»

Galerie Susanna Rüegg
Bis 3. Oktober
Mittwoch bis Freitag 14 bis 18 Uhr
Samstag 11 bis 16 Uhr

am 9. September 2009 - 15:42 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 19:05 Uhr