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David Bröckelmann

Der Basler bei Giacobbo

Sein Matthias Hüppi ist Kult! Schauspieler David Bröckelmann parodiert ihn mit Leidenschaft. Auch seine Frau Salomé schlüpft gern in andere Rollen. Statt Kinder zu haben, widmet sich das Paar voll dem Theater.

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Vor dem Einschlafen schleicht sich manchmal Christian Gross unter die Bettdecke. Und sorgt für Heiterkeit im Schlafzimmer. Wenn David Bröckelmann, 37, den ehemaligen Basler Fussballtrainer imitiert, kriegt seine Frau Salomé, 34, einen Lachanfall im Doppelbett. Seit rund einem Jahr amüsiert sich die ganze Schweiz ob seinen Parodien. In «Giacobbo/Müller» trat er bisher als Christian Gross, Hakan Yakin, Bundesrat Couchepin oder Matthias Hüppi auf.

Im 100-jährigen Häuschen in Binningen BL, wo David Bröckelmann und Salomé Jantz wohnen, wird fleissig recherchiert, gelesen und geprobt. «Giacobbo/Müller» ist nur eines von Davids Engagements. Gleich beim Eingang stapeln sich fein säuberlich geordnete Flyer auf einem Kachelofen – und ermuntern den Besucher zu einem Theaterbesuch. Zum Beispiel zu einem szenischen Rundgang durch Basel, bei dem das Paar jede Woche, in historischen Kostümen gewandet, Touristen oder Einheimische an spannende Plätze führt. «Ich spiele gerne an aussergewöhnlichen Orten. Unser Ensemble Theater am Weg veranstaltet im Sommer private Lesungen in Gärten», sagt er.

Im Wohnzimmer stehen als Inspirationsquelle zwei vollgestopfte Bücherregale. Auf dem schwarzen Ledersofa schläft zusammengerollt Kater Pitschi. David beugt sich zu ihm, schmust mit dem Tiger. Dieser verzieht sich aber bald in den wilden Garten.

Das Zuhause der beiden Schauspieler ist ein Bijou. Die Einrichtung ein kreativer Mix aus Flohmarkt, Brockenhaus und Erbstücken. «Dies ist das Elternhaus meines Vaters. Ich selbst bin ein paar Strassen weiter aufgewachsen. Meine Schwester und ich tobten oft im Garten rum, hatten viel Freiräume. Das finde ich für eine kreative Entwicklung wichtig.» Als Bub spielte David leidenschaftlich gern Indianer, erdachte sich Figuren aus dem Wilden Westen. «Als ich dann mit zwanzig auf die Schauspielschule ging, liess sich die Kindheit irgendwie fortsetzen.»

Die starke Verbundenheit mit der Heimat schlug sich auch in der Karriere des Baslers nieder. «Ich war nie bereit fortzugehen. All die Schauspielerkollegen, die so schnell wie möglich nach Berlin wollten, konnte ich nie verstehen. Dadurch war ich aber gezwungen, eigene Wege zu gehen.»

Am grossen runden Holztisch im offenen Wohnzimmer schreibt das Paar Texte oder bewirtet Freunde. Das Fest vor eineinhalb Jahren blieb allen in besonderer Erinnerung: Die angekündigte Einweihungsparty entpuppte sich nämlich als Hochzeitsfeier. «Wir wollten keine peinlichen Produktionen noch ein grosses Getue, also wussten nur unsere engsten Angehörigen vom Termin auf dem Standesamt.»

Auch in der Liebe hatte die Familie die Hände im Spiel. Salomé lernte als Erstes Davids ältere Schwester kennen: «Eva erzählte mir von ihrem Bruder. Bereits dabei verliebte ich mich ein bisschen in ihn. Sein Name gefiel mir, dazu ist er noch Schauspieler – das kann nur ein toller Typ sein, dachte ich mir, ohne ihn gesehen zu haben.» Gefunkt hat es dann bei gemeinsamen Hörspielaufnahmen. «Mit über dreissig Jahren machten wir gemeinsam eine Nacht durch. Und kämpften furchtbar gegen unsere Müdigkeit an», erzählt David mit einem Augenzwinkern.

Das Theater bestimmt momentan das Leben von David und seiner Frau. «Wir wollen keine Kinder. Bei unserer unsteten Arbeit geht das auch gar nicht», findet er. Wie gerne der Schauspieler aber Kinder mag, spürt man, wenn er von seinem neunjährigen Neffen erzählt. «Ich verbringe viel Zeit mit Benjamin. Wir gehen zusammen ins Joggeli und feuern den FC Basel an.» Oder sie tschuten auf der Strasse.

Mit von der Partie sind immer ein paar Prominente: «Benjamin imitiert den Hakan bereits hervorragend», sagt David stolz. Er selbst kommentiert auf der Quartierstasse als Matthias Hüppi, «dass es chlöpft und tätscht». Mit seinen Parodien überzeichnet Bröckelmann bewusst. «Aber ich mache mich über niemanden lustig. Ich mag alle diese Menschen sehr. Fussball ohne Kommentator Hüppi geht doch gar nicht. Und wenn Yakin im Joggeli ausgepfiffen wird, dann tut mein Herz weh.»

Von Thomas Zeller am 9. Oktober 2009 - 15:57 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 23:16 Uhr