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Nils Althaus

Ein Mann, tausend Gesichter

Blonder Sonnyboy? Von wegen! Nils Althaus mausert sich zum ernst zu nehmenden Liedermacher. Und als Schauspieler zeigt der Berner endlich auch seine dunkle Seite.

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«Dr Afang isch ds Schlimmste. O wär das Lied doch scho am Änd. Alli luege di a und dänke oh yeah! Du luegsch alli a und dänksch – oje ...»

Gelächter im Publikum. Nur kurz – niemand will die nächste Pointe verpassen. Nils Althaus, 28, stellt auf der Kleinkunstbühne La Cappella in Bern ein paar Chansons seiner neuen CD «Ändlech» vor. Eben noch feilte er sich backstage mit zittrigen Händen die Nägel gitarrengerecht und gähnte vor sich hin («Das passiert mir immer, wenn ich nervös bin»).

Nun, als das Publikum lacht, entspannt er sich. «Für mich ist auf der Bühne nicht der Applaus das Schönste, sondern wenn ich spüre, dass mit den Zuschauern ein Dialog entsteht.» Er will sich ausdrücken. Sammelt seine Gedanken in einem schwarzen Moleskine-Notizbuch und verarbeitet sie in selbst geschriebenen Liedern. «Ich galt zwar als stilles Kind, verspürte aber schon früh den Drang, mich mitzuteilen.»

Der Blondschopf wächst mit seiner vier Jahre älteren Schwester im Berner Vorort Gümligen auf. Sein Vater ist Architekt, seine Mutter Russisch-Dozentin. Nils studiert Biochemie an der ETH Zürich, den Lebensunterhalt verdient er sich mit Modeljobs. So entdeckt ihn ein Talentscout für die Hauptrolle im Hip-Hop-Drama «Breakout», neben Rapper Stress und Melanie Winiger.

«Es war nie mein Traum, Schauspieler zu werden», sagt Nils. Schmunzelnd erinnert er sich an seine erste, frustrierende Schauspiel-Erfahrung – damals im Kindergarten-Theater. «Ich kriegte eine Nebenrolle ab, während einer meiner Freunde mit unserem Klassenschwarm Laura das Happy End spielen durfte.»

«Breakout» ändert alles. Nils ist «Schweizer Shootingstar» an der Berlinale 2007, spielt in weiteren Filmen, entdeckt seine Lust an der Schauspielerei.

Das Beste: Dank seiner plötzlichen Berühmtheit kann Nils seinen zweiten Traum, den vom Liedermachen, verwirklichen. Nach der Veröffentlichung seiner ersten CD «Fuessnote» handeln ihn die Kritiker als «Mischung aus Hollywoodstar James Dean und Troubadour Mani Matter».

«Der Vergleich ehrt mich», sagt Nils vorsichtig und sucht zögernd nach Worten. «Aber ich will nicht Matter imitieren, sondern in erster Linie mich selber kundtun.» Nils’ Chansons seien vielseitiger, meint auch sein Manager Christoph Hoigné: «Neben dem Kabarettistischen hört man Einflüsse von Gipsy-Musik oder Johnny Cash.»

Das Gitarrespiel bringt sich der Berner autodidaktisch bei. Nach jahrelangem Musikunterricht tauscht er sein Cello gegen zwei Gitarren ein: eine mit Nylonsaiten bespannte Hanika und eine Takamine mit Stahlsaiten. Beide stehen sorgfältig in Koffern aufbewahrt in seinem WG-Zimmer.

«Es war nie mein Traum, Schauspieler zu werden»

Zwischen Nussbäumen versteckt steht das alte Bauernhaus am östlichen Stadtrand von Bern. Durch den Garten gelangt man direkt in die renovierte Küche, wo Nils mit einem grossen Messer Chilischoten und Limonen bearbeitet. «Ich koche häufig asiatisch für meine zwei WG-Kollegen.» Nett – obwohl Nils beim «Limonen-Schlachten» auch mal seine dunkle Seite aufblitzen lässt: «Einen richtigen Bösewicht spielen, das würde mich schon reizen!»

Nils gibt es unumwunden zu: «Ich möchte im Filmbusiness so gross und gut werden wie nur möglich – aber nicht um jeden Preis!» Mehrere Rollenangebote für TV-Serien lehnte Nils denn auch ab – er will sich nicht schubladisieren lassen. Und für die internationale Karriere nach Berlin ziehen, wie seine Kollegen Anatole Taubman oder Joel Basman, will er ebenfalls nicht. «Meine Freunde leben hier, mit dem Flieger bin ich schnell in Deutschland, falls ein Casting ansteht.»

Auch sein Herz hält ihn in Bern fest. Offiziell ist er zwar noch Single. Doch: «Es gibt eine Frau, mit der ich sehr gerne Zeit verbringe. Langsam entwickelt sich da was.» Er schaut verlegen zur Seite. «Ich mag eigenständige, unabhängige Frauen.» Doch viel Zeit für Zweisamkeit bleibt nicht: Mit dem Bühnenprogramm «Ändlech» tourt Nils in den nächsten Monaten durch die Schweiz.

Gleichzeitig laufen zwei seiner Filme an: Das Roadmovie «Im Sog der Nacht» und die Bestseller-Verfilmung «Tannöd» von Bettina Oberli. Sie sagt ihm eine grosse Zukunft voraus: «Er kann wirklich viel. Und die Frauen liegen ihm zu Füssen, das darf man nicht unterschätzen!»

Von Noemi Engi am 9. Oktober 2009 - 13:13 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 21:42 Uhr