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Joy Denalane

«Frauen wollen an allen Fronten glänzen»

Am Sonntag spielt Joy Denalane, 37, am grössten Afrika-Festival der Schweiz - und reist dafür mit dem Zug an. Mit im Gepäck: ihr bisher persönlichstes Album. Im Interview mit SI online spricht die deutsche Soulqueen und Frau von Max Herre über die Aufteilung zu Hause, ihren Abstecher an die Uni und über Momente, in denen sie an ihre Grenzen stösst.

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Ist auch gerne mal «Stubenhockerin»: Soulqueen Joy Denalane.

SI online: Nach fünf Jahren haben Sie wieder ein neues Album auf den Markt gebracht. Warum hat es so lange gedauert?
Joy Denalane: Für mich selbst war das keine lange Zeit, ich war ja immer aktiv. Ich habe laufend neue Songs geschrieben und diese im Studio aufgenommen. Erst auf Englisch - dann entschied ich mich, sie zu übersetzen und das komplette Album auf Deutsch zu veröffentlichen. Ausserdem war ich in Japan und den USA.

Und Sie haben die Schulbank gedrückt. Während eines Semesters studierten Sie Literaturwissenschaften. Brauchten Sie Abstand zum Musik-Business?
Nein, ich hatte einfach Lust auf diesen Abstecher. Die Idee ist in einer lauen Sommernacht entstanden. Am nächsten Tag habe ich einfach mal die Uni angerufen und mir spontan eine Auszeit gegönnt.

Jetzt sind Sie zurück auf der Bühne. Am Sonntag spielen Sie in Winterthur an den «Afro-Pfingsten». Worauf freuen Sie sich besonders?
Das Festival als solches finde ich sehr spannend. Ich freue mich auf facettenreiche Musiker und auf ein bunt durchmischtes Publikum.

Wird Ihre Familie dabei sein?
Leider nicht. Einen Tag vorher feiere ich meinen 38. Geburtstag in Stuttgart. Die Kinder bleiben dann bei ihren Grosseltern, wenn ich in den Zug Richtung Zürich steige.

Sie reisen tatsächlich mit dem Zug an?
Ja! Winterthur liegt ja nicht so weit weg von Stuttgart.

Sie sind zweifache Mutter und erfolgreiche Sängerin - das erfordert viel Organisation. Unterstützt Sie eine Nanny oder eine Haushälterin?
Weder noch. Unsere Söhne sind inzwischen schon relativ selbstständig. Ausserdem teilen mein Mann (Max Herre, Musiker und Ex-Freundeskreis-Frontmann, Anm. der Redaktion) und ich uns die Arbeiten fifty-fifty. Manchmal wird es schon eng. Aber ich habe auch viele Familienmitglieder und gute Freunde in Berlin, die notfalls einspringen. Ich denke, punkto Organisation geht es uns ähnlich wie anderen Eltern, die berufstätig sind.

Stossen Sie ab und an auch an Ihre Grenzen?
Ja, das äussert sich dann vor allem in körperlicher Müdigkeit. Wenn ich nach einem tollen Konzert noch etwas länger mit der Band verweile, am nächsten Morgen den Flieger nehme und dann nach Hause komme, bin ich oft total kaputt. Mit Kindern gibt es halt keine sanften Übergänge.

Frauen setzen sich oft unter Druck, immer perfekt sein zu müssen.
Genau. Sie wollen an allen Fronten glänzen. Ich selbst kann aber gut auch einmal sagen «Ich kann jetzt nicht!» Eine so grosse Perfektionistin bin ich nicht.

Finden Sie Zeit, mit Ihren Freundinnen auszugehen?
Selten. Ich mag es, auch einfach mal nichts zu tun. Ich bin ja tagsüber schon viel unterwegs, da bin ich abends auch gerne mal eine Stubenhockerin. Ich habe nie das Gefühl, etwas zu verpassen.

Ihr Mann Max Herre greift Ihnen nicht nur zu Hause unter die Arme, er hat auch beim neuen Album mitgeschrieben. Welche Streitpunkte gab es?
Keine. Wir führten einen gemeinsamen Diskurs und versuchten einen Weg zu finden, die Songs auf Deutsch zu übersetzen. Das war keine leichte Angelegenheit.

Aus dieser Zusammenarbeit soll Ihr bisher persönlichstes Album entstanden sein.
Ich habe für die Platte einfach noch mehr Auszüge aus meinem eigenen Leben verwenden können und dabei viel verarbeiten können.

Zum Beispiel die zwischenzeitliche Trennung von Ihrem Mann?
Ja. Mehr will ich dazu aber nicht mehr sagen.

Wie musikalisch sind eigentlich Ihre gemeinsamen Kinder?
Das weiss ich noch nicht. Ich will ihnen diesbezüglich viel Freiraum lassen. Ich selbst habe auch erst mit 19 zur Musik gefunden - aus meinem eigenen Wunsch heraus.

Sie sind keine sehr strenge Mutter?
Ich bin eine Mutter, die ihre Kinder immer auf dem Schirm hat, und auf eine gesunde Entwicklung hofft.

Von Katja Fischer am 10. Juni 2011 - 11:17 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 20:42 Uhr