1. Home
  2. People
  3. International Stars
  4. Sänger Chris de Burgh (Songs) im Interview am Zermatt Unplugged

Chris de Burgh

«Matterhorn? Nein, danke!»

Er gehört zu den ganz Grossen im Musikgeschäft und hat in den letzten 38 Jahren mit Songs wie «High on Emotion» mehr als 200 Gold- und Platinauszeichnungen eingeheimst. Am «Zermatt Unplugged» begeisterte Chris de Burgh zum zweiten Mal seine Fans - vor allem die weiblichen. Gegenüber SI online erzählt er, wieso er seine «Lady in Red» noch gut leiden kann und warum er niemals das Matterhorn besteigen würde.

Artikel teilen

schweizer-illustrierte.ch

SI online: Mister de Burgh, können Sie Ihre «Lady in Red» noch hören?
Chris de Burgh: Natürlich! Das ist ein grosser und wichtiger Hit. Er hat mich unter anderem zu dem Künstler gemacht, der ich heute bin. Und dafür sollte ich dieser Lady dankbar sein.

Apropos Ladys, finden Sie es eigentlich schmeichelhaft, wenn Ihnen Frauen Rosen an die Bühne bringen?
Ja, auf jeden Fall. Schliesslich weiss ich, dass ich nicht wie Brad Pitt aussehe.

Ihre Tochter Rosanna hat es 2003 zum Titel der «Miss Earth» gebracht...
(Lacht) Das ist der Einfluss meiner schönen Frau Diane.

Sie muss nicht mal Rot tragen, um aufzufallen?
Absolut nicht. Wenn Rosanna einen Raum betritt, denken sowieso alle: wow! Sie hat eine so unglaubliche Aura, die sich nur schwer beschreiben lässt.

Modelt sie noch?
Ja, erst letzte Woche hatte Rosanna ein Foto-Shooting in einem Aquarium in Dublin. Dort schwamm sie mit einem Bikini in einem Becken voller Stachelrochen und Babyhaien. Ich habe die Fotos gesehen, die sind unglaublich.

Sehr mutig.
In der Tat. So etwas würde ich in tausend Jahren nie machen!

Zum Glück wussten Sie das nicht vorher…
(Lacht) Ja, ich hätte furchtbar Angst gehabt.

Sie verfolgen Ihre Tochter über Twitter. Was bedeutet Ihnen Ihre Familie?
Sie ist mein Fels in der Brandung und massgeblich an meinem Erfolg beteiligt.

Begleitet Sie Ihre Frau manchmal auf Tournee?
Diane hat mich zuletzt auf meiner Kanada-Tour begleitet. Wir lieben beide das Land und haben dort Freunde. Ansonsten schicke ich ihr Fotos, wenn mir etwas besonders gut gefällt. Wie beispielsweise die English Church, die ich vor ein paar Jahren in Zermatt entdeckt und während meines letzten Konzertes in Rahmen von «Zermatt Unplugged» wieder besucht habe.

Was ist daran besonders?
Es ist ein unheimlich friedlicher Ort, an dem man gut reflektieren kann. Dort liegen viele junge Menschen begraben, die am Matterhorn abgestürzt sind. Ich finde diese Ruhestätte für Zermatt sehr wichtig und habe mich sogar ins Gästebuch eingetragen.

Was macht für Sie sonst noch die Faszination von Zermatt aus?
Natürlich das Matterhorn!

Reizt es Sie, das «Horu» zu besteigen?
Nein, danke! Ich glaube, dafür muss man ein bestimmter Typ Mensch sein. Man muss den Nervenkitzel suchen, und ich kann Ihnen versichern, dass mein Leben schon aufregend genug ist. Da muss ich keine Berge besteigen.

Der Ort gilt als Luxusdestination.
Ja, das ist mir auch aufgefallen. Man sieht schon an den Läden und Hotels, dass vermögende Leute hier ihre Zeit verbringen. Ich bin mir aber sicher, dass es genügend andere Unterkünfte gibt, die erschwinglicher sind. Und die Pisten sind doch für jedermann.

Wie wichtig ist Ihnen Luxus?
Luxus ist wundervoll, sofern man ihn sich leisten kann. Jedoch ist er für mich kein Kriterium. Meine Eltern wohnten zwar in einem Schloss, waren jedoch arm. Das hat mich gelehrt, Luxus zu schätzen.

Sie geben sich sehr bescheiden.
Das bin ich auch. Schauen Sie sich zum Beispiel mal meine Uhr an. Es ist eine Cartier, die ich mir 1986 nach meinem erfolgreichen Album «Into the light» geleistet habe. Zwar habe ich schon vier Uhrenbänder durchgelassen, doch sie ist immer noch gut, hübsch und zeitlos. Das Allerwichtigste ist doch, dass sie mir die Zeit anzeigt.

Ihre Uhr kommt aus der Schweiz. Was verbinden Sie sonst noch mit diesem Land?
Uhren, Schokolade und eine spektakuläre Landschaft.

Wie empfinden Sie die Schweizer?
Als ich das erste Mal in den Schweizer Bergen war, dachte ich, Donnerwetter, diese Menschen hier sind so organisiert. An den Häusern stapelt sich im Winter das Cheminée-Holz, akkurat und perfekt geschnitten. So etwas gäbe es in Irland nicht.

Dem Schweizer Fan sagt man nach, steif zu sein.
Anfangs vielleicht. Meine Erfahrung ist, dass man den Schweizern etwas Zeit geben muss. Irgendwann geht aber auch bei ihnen der Knoten auf.

Also gibt es einfachere Fans?
Ich gebe ja weltweit Konzerte und dort, wo man denkt, dass die Leute steif sein könnten, sind sie alles andere. In den Ostblock-Staaten zum Beispiel. Dort gibt es auffallend viele junge Frauen, die sich Rot kleiden. Dort drehen die Fans bei meinen Auftritten total durch.

Was sind ihre Lieblingsorte?   
Zu Zürich fühle ich mich verbunden. Dort habe ich sechs Wochen lang das Album «Flying Colours» aufgenommen. Aber auch Lausanne gefällt mir sehr gut.

Sie haben Französisch studiert.
Das stimmt, ich spreche Französisch und habe sogar ein paar gute Freunde im Welschland. Dort gibt es auch sehr gute Weine.

Trinken Sie lieber Rot- oder Weissen?
Ich trinke nicht so viel Rotwein, aber die Schweizer Weissweine haben es mir angetan. Einer meiner Lieblingsweine kommt vom Genfersee und heisst Aigle de Murailles.

Wenn Sie wählen müssten: Berge oder Meer?
Eindeutig das Meer! 

Die Antwort kam aber schnell.
Ich schwimme für mein Leben gerne. Daher verbringe ich auch seit 15 Jahren meine Weihnachtsferien zusammen mit meiner Familie auf Mauritius. Das Meer dort ist unglaublich schön. Ausserdem verspüre ich den starken Drang, am Wasser zu sein. Wenn das mal nicht der Fall ist, fehlt mir etwas.

Haben Sie bei sich zu Hause in Irland Meersicht?
Leider nein, aber ich wohne nur fünf Kilometer vom Meer weg.

Dann muss ich Sie wohl nicht fragen, ob Sie Skifahren können.
Oh, ich bin jahrelang Ski gefahren. Doch vor drei Jahren habe ich zugunsten meiner Karriere damit aufgehört. Das Risiko, dass ich mir etwas breche, ist einfach zu gross.

Wenn man wie Sie über 30 Jahre Musik macht, wolle da die Fans an den Konzerten lieber den «alten» oder den «neuen» Chris de Burgh hören?
Es ist immer schwer, alle Erwartungen zu erfüllen. Ich habe 290 Lieder geschrieben und aufgenommen. Da aber in der Regel meine Konzerte drei Stunden dauern, versuche ich natürlich die Lieder zu spielen, die die Leute erwarten.

Wann können die Fans mit einem neuen Album rechnen?
Im Herbst erscheint «Home», alte Lieder, die ich neu und akustisch interpretiere. Ein zweites Album ist ebenfalls in der Mache. Das kommt dann im nächsten Jahr auf den Markt. Einen Namen hierfür habe ich aber noch nicht gefunden.


 

Von Nadine Bauer am 23. April 2012 - 11:15 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 21:58 Uhr