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Claude Nobs

Der Jazz-Festival-Gründer ist tot

Seit den Festtagen lag er im Koma, aufgewacht ist er nicht mehr. Claude Nobs, der Gründer des Montreux Jazz Festivals, ist am Donnerstag im Alter von 76 Jahren gestorben.

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schweizer-illustrierte.ch

Claude Nobs ist tot. Er starb am Donnerstag im Universitätsspital CHUV in Lausanne, teilte die Medienstelle des Montreux Jazz Festivals (MJF) mit.

Nobs war am Heiligabend während einer Langlauf-Tour in Caux VD gestürzt. Er musste operiert werden und fiel dabei ins Koma. Nobs sei «im Beisein von Familie und Freunden friedlich eingschlafen», hiess es in der Mitteilung. Seine Beisetzung werde im engsten Kreise stattfinden.

Nobs habe sich gewünscht, seiner Dankbarkeit für die Stadt Montreux in einer «musikalischen Darbietung» Ausdruck zu verleihen. Das Datum dafür soll in den nächsten Tagen bekannt gegeben werden. Auch Veranstaltungen in New York und London seien geplant.

«DANKE CLAUDE»
In einer auf der Website veröffentlichen Hommage bedankten sich die Mitarbeiter des Festivals bei ihrem langjährigen Chef: «Danke, dass Du uns weiter gebracht hast, als wir es je für möglich gehalten hatten. Wie es Deine Art war, bist Du überraschend von uns gegangen, um uns daran zu erinnern, dass im Leben wie in der Musik jede Jamsession die letzte sein könnte.»

Der Stadtpräsident von Montreux, Laurent Wehrli, sagte gegenüber der Nachrichtenagentur sda in der Nacht auf Freitag, Nobs' Tod sei «ein sehr, sehr grosser Verlust für Montreux und die Musik». Nobs habe alles unternommen, um das Unmögliche möglich zu machen.

Der Gründer des Paléo Festivals und Bürgermeister von Nyon, Daniel Rosselat, würdigte Nobs als einen «Meister des Show-Business». Nobs habe Montreux mit seinem Festival auf der Weltkarte sichtbar gemacht.

EIN HALBES JAHRHUNDERT MONTREUX JAZZ FESTIVAL
Claude Nobs hatte das Montreux Jazz Festival 1967 zusammen mit dem Pianisten Géo Voumard und dem Journalisten René Langel und mit der Unterstützung des Chefs von Atlantic Records gegründet. Während fast eines halben Jahrhunderts hatte er die Leitung inne und führte die Veranstaltung zu internationaler Berühmtheit.

Im Laufe der Jahre präsentierte sich alles, was in der Musikszene Rang und Namen hatte, in Montreux. Stars wie Count Basie, Miles Davis, James Brown, Quincy Jones, Ray Charles, Eric Clapton, Prince, David Bowie, Bob Dylan, Gilberto Gil, B.B. King, Oscar Peterson, Nina Simone, Leonard Cohen, Santana oder Keith Jarett waren regelmässige Gäste beim Festival und im Chalet von Nobs.

Deep Purple erwähnten ihn in «Smoke on the Water» namentlich als  «Funky Claude»; der Song handelt von einem Brand im Casino Montreux, bei dessen Evakuierung Nobs mit Hand anlegte.

Schon früh wurden die Konzerte des Montreux Jazz Festivals aufgenommen und archiviert, sodass sich bis heute 10'000 Bänder mit fast 5000 Stunden Laufzeit und Aufnahmen von 4000 Gruppen ansammelten. Zur Zeit werden diese einzigartigen Dokumente vom Polytechnikum Lausanne (EPFL) digitalisiert.

GESUNDHEITLICHE PROBLEME
Nobs hatte 2010 die operative Leitung des Montreux Jazz Festivals wegen gesundheitlicher Probleme mit dem Rücken an sein Team und seinen designierten Nachfolger Mathieu Jaton abgegeben. Die strategische Leitung blieb aber weiterhin in seiner Verantwortung.

«Im Rahmen einer langfristigen Vorausplanung sind alle Massnahmen getroffen worden, um eine einwandfreie Leitung des Festivals zu gewährleisten, namentlich der Ausgabe 2013», erklärte das MJF nach dem Unfall von Nobs. MJF-Generalsekretär Jaton habe alle Aufgaben von Nobs übernommen.    

Von sda am 11. Januar 2013 - 06:48 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 00:19 Uhr