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Erich von Däniken wird 80

Mister Mystery zeigt erstmals sein Schlafzimmer

Der blaue Erdling, Erich von Däniken, hatte zwar schon «ein paar komische Begegnungen», er wartet aber weiter auf die Ausserirdischen. Ins Jenseits zieht es ihn auch nicht - obwohl es der Bestseller-Autor himmlisch mag. Am 14. April feiert er seinen 80. Geburtstag.

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Falls Ausserirdische wirklich kleine grüne Männchen sind und falls sie eines Tages tatsächlich auf der Erde in Beatenberg BE landen sollten, werden sie ihr blaues Wunder erleben. Ihr grösster Fürsprecher, Erich von Däniken, 79, kurz EvD genannt, schläft und träumt nachts - in Blau.

Däniken polarisiert. Seine Kritiker schimpfen ihn entweder Ufologen («regt mich auf»), Esoteriker («war ich nie»), Spinner («einige mögen das so sehen, mich störts nicht») oder geistiger Guru («erstunken und erlogen»). Er selbst sieht sich als Präastronautiker und Spurensucher. Seit über vier Jahrzehnten zieht er Millionen Menschen in seinen Bann - mit seiner Hypothese, die besagt: Vor Tausenden Jahren landeten Ausserirdische auf der Erde. Weil die steinzeitlichen Vorfahren nicht begriffen, was vor sich ging, dachten sie, dass die Fremden Götter seien. Bis Däniken rief: «Schmarrn!»

Er ist überzeugt, dass es keine Götter gibt, keine Engel auf der Erde waren und es sich bei den Fremden um Ausserirdische handelte. Die düsten davon, versprachen aber, eines Tages wiederzukommen.

Der Bestsellerautor provoziert. 1974 kündigt die «Schweizer Illustrierte» Erich von Dänikens Buch «Erscheinungen» auf der Titelseite als «Das heisseste Buch des Jahres» an. Bis heute hat er 38 Bücher geschrieben, übersetzt in 32 Sprachen. Jetzt sitzt er am 39. Buch. Arbeitstitel: «Insider-Informationen - Die Geschichten hinter den Geschichten». Erich von Däniken ist der erfolgreichste Sachbuchautor aller Zeiten. Verkaufte Bücher: rund 67 Millionen!

Neider reizt diese Zahl. Selbst wenn von Däniken nur ein Franken pro Buch bliebe, müsste er steinreich sein. «Schmarrn!» Er hat zurzeit sogar eine offene Steuerrechnung, «bei der ich noch nicht weiss, woher ich das Geld nehmen soll». Falls sein Steuerkommissär das hier liest - kein Grund zur Sorge! Däniken zahlt.

Geld kommt rein, Geld geht raus. «Ich verdiente immer gut, hatte nie Grund zum Jammern.» Pomp sucht man bei von Däniken vergebens. Weder fuhr er Ferrari (aber er heizt recht flott mit seinem Opel Antara die Passstrasse vom Büro in Interlaken nach Beatenberg hinauf), noch sonnt er sich am Pool einer Luxusvilla. Seit 20 Jahren bewohnt er mit seiner Elisabeth, 77, das Chalet Älpli über dem Thunersee mit traumhaftem Blick auf die Gipfel von Eiger, Mönch und Jungfrau.

Ferien? Nicht mit EvD. «Es gibt nichts Langweiligeres.» Seine Ehefrau erholt sich jedes Jahr im Januar alleine - irgendwo am Meer. Von Däniken reist auch gern: Ägypten, Mexiko, Peru, Bolivien, Ecuador, Indien, Guatemala. Er ist viel auf Expeditionen unterwegs. Und die kosten nun mal auch Geld.

Däniken muss ein Götterliebling sein (auch wenn der gebürtige Katholik nicht an den Allmächtigen glaubt, er betet trotzdem jeden Abend vorm Zubettgehen). Irgendwer (da oben?) muss es gut gemeint haben mit dem ehemaligen Jesuitenschüler. Dass sein erstes Buch «Erinnerungen an die Zukunft» zum Verkaufsschlager wurde, war nicht absehbar. 20 Verlagen hatte er es angeboten. Und 20 Absagen kassiert. Es sei zu wenig professionell geschrieben. «Das stimmte», gibt von Däniken rückblickend zu. Er führt damals in Davos als Pächter das Hotel Rosenhügel. Einer seiner Gäste, Thomas von Randow, Wissenschaftsredaktor der deutschen Wochenzeitung «Die Zeit» diskutiert abends an der Hotelbar mit Däniken und meint am Ende: «Erich, du musst ein Buch schreiben!» - «Hab ich doch schon, aber wie finde ich einen Verleger?», fragt der Hotelier verzweifelt.

Mit vor Scham gerötetem Kopf steht von Däniken am nächsten Morgen neben von Randow, als dieser den Econ-Verlag anruft. Bei den Düsseldorfern ist das Manuskript des Schweizers bereits rausgeflogen. «Vitamin B» hilft. Tage später sitzt von Däniken am Rhein, den ersten Buchvertrag in der Tasche.

Er ist der Herr der Fragezeichen. Allein im ersten Buch gibt es 338 davon. Seine Kritiker hätten diese nie wahrgenommen, stattdessen nur gezetert: «Der Däniken behauptet!» Dabei habe er nur Fragen aufgeworfen, wehrt sich der Schriftsteller (steht so als Beruf in seinem Pass). Bis heute tut von Däniken eigentlich nur eins: Er stellt alles infrage, was Wissenschaft und Religion behaupten oder predigen. Dass seine Ideen als ketzerisches Gedankengut verteufelt oder ins Reich der Fantasie verbannt werden - es ist ihm egal. «Ich bin ein Fantast», erklärt er in jedem Vortrag seinem Publikum. Und: «Es sind die Fantasten, die die Welt in Atem halten und nicht die Erbsenzähler», so sein Credo. Nur über seine Begegnungen mit Ausserirdischen redet er ungern.

Atemlos jagt er seine Zuhörer von den Dogan, einem Stamm in Afrika, über Kolumbien bis nach Fatima. Anderthalb Stunden redet sich von Däniken jeweils auf den Bühnen in Fahrt. Die Reaktionen im bayerischen Neuötting vor drei Wochen reichen von einem kritischen «Er ist ziemlich verbohrt» bis hin zum anerkennenden «Wenn der Pfarrer predigt, dann bist nach 10 Minuten eingeschlafen, beim Däniken hörst bis zum Ende zu». Der Schweizer will die Menschen eigentlich nur dazu bringen, nicht alles blind zu glauben, was ihnen aufgetischt wird. Nicht mal ihm sollen sie glauben, sondern seine Thesen selbst unter die Lupe nehmen.

Am Ende freut sich Däniken immer auf seine Zigi, den blauen Dunst. Er liebt blau. Warum? «Wenn die Ausserirdischen wieder auf die Erde kommen, rapportieren sie nach Hause, dass es zwei Sorten Menschen auf der Erde gibt: Grauweltler. Das sind die, die traurig, blass und mit hängenden Mundwinkeln rumlaufen. Die anderen, Blauwelter, lachen stets, sind freundlich, haben tolle Zähne und Augen, die fröhlich funkeln. Erich von Däniken ist ein begnadeter Geschichtenerzähler. Einer mit Humor. Er raucht übrigens, seit er 17 war. Täglich eine Schachtel. Camel. Ausser bei Erkältung. Die Warnhinweise auf den Zigipäckli regen ihn auf. Er zieht ja jeweils nur bis zur Hälfte. «Wenn der Dreck kommt, drücke ich sie aus.»

Das wird er auch an seinem 80. Geburtstag (am 14. April 2015) tun. Eine Zigi, ein Glas Bordeaux, und wenn es das Wetter zulässt, wird von Däniken etwas auf den Grill schmeissen. Vielleicht lockt der Duft ja Ausserirdische an. Unweit vom Grill liegt EvDs Schlafzimmer. Dort könnten die Grünen ihr blaues Wunder erleben.

Von René Haenig am 14. April 2015 - 15:54 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 16:16 Uhr