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Büne Huber

«Ich brauchte Freunde, die mich trösteten»

«Johnny» heisst die neue CD und erscheint am 22. Juni. Im Gespräch mit SI online erzählt Patent-Ochsner-Sänger Büne Hueber, 50, von harten Zeiten, wie er einmal in ein tiefes Loch fiel - und was er vom Züri-West-Song «Göteborg» hält.

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SI online: Büne Huber, als Sie am frühen Morgen des 3. Juni, während der grossen Jugendkundgebung, vor der Reitschule ein Spontankonzert gaben, dachte sich bestimmt manch einer: «Jetzt wird Patent Ochsner politisch!» 
Büne Huber: Wir haben die Jungen unterstützt, aber absichtlich nichts gesagt, denn als alte Säcke lag es nicht an uns, Wortführer zu sein und das Maul aufzureissen. Reden mussten sie selbst, wir waren aber auf ihrer Seite. Ich ging für die Reithalle früher selbst auch auf die Strasse. Das ist ganz einfach ein anderer Ort und verdient als solcher eine Sonderbehandlung.

Macht es noch immer gleich viel Spass, ein neues Album zu taufen, wie anno 1991?
Gut, wenn ich heute auf zwanzig Jahre Bandgeschichte zurückblicke, dann gibt es natürlich Zeiten, die mehr Spass gemacht haben and andere, die weniger lustig waren.

Wann war es am Schlimmsten?
Nach der «Rimini»-Tour bin ich extrem in ein Loch gefallen und habe «huere» lang nichts zustande gebracht, sämtliche Lust verloren. Solche Taucher hatte ich schon ein paar Mal erlebt, aber nicht so lang anhaltend und nicht so, dass ich am Ende kein einziges zählbares Resultat vorliegen hatte.

An was lag das?
Schwierig zu sagen. Jedenfalls war das richtig schlimm, und für einen Moment hatte ich das Gefühl: «Jetzt kannst du zum Berufsberater!» Ich bin es gewohnt, dass ich mich in Situationen begebe, in denen etwas passiert, das ich dann in irgendeiner Form umsetze: in einem Bild, einem Text, einem Song. Doch plötzlich fehlten mir all diese Outputs.

Was hätte Ihr Berufsberater Ihnen wohl geraten?
Natürlich gäbe es Alternativen. Ich würde sehr gerne eine Salami machen, ein gutes Olivenöl - oder einen guten Wein produzieren. Das wären aber alles eher Hobbys, niemals ein Job.

Sie mussten sich also wie der Entfesslungskünstler Houdini, dem Sie einen Song auf der neuen Platte gewidmet haben, befreien.
Genau. Ich erinnere mich an eine Filmszene mit Houdini aus den 20er-Jahren. Darin wurde er an eine Heizung gefesselt und befreite sich, indem er mit nackten Füssen den Schlüssel des Wärters klaute und hängend das Handschellenschloss öffnete - ebenfalls mit den Füssen. In meinem Fall musste ich versuchen, wieder Freude zu finden. Geholfen dabei haben mir gute Leute in meinem Umfeld, die meine Situation ernst nahmen, mich trösteten. In Biel durfte ich ein Atelier eines Freundes nutzen, und diese mir wenig vertraute Umgebung hat mir geholfen.

Im Kofmehl haben Sie und Ihre Band unter dem Decknamen Erika and the Bitterlins drei Überraschungskonzerte gegeben. Wie waren die Reaktionen auf das neue Material?
Als Band ist es schwierig, direkt nach dem Studio auf eine Festivalbühne zu treten. Das sind verschiedene Welten. Zum Beispiel der Song «Kreissaal»: Beim Aufnehmen machte uns der keine grossen Sorgen. Doch dummerweise funktionierte dieser Siech auf der Bühne nicht. Der klang dilettantisch, wie von einer Schülerband. Darum werden wir diesen auf den Festivals vorerst nicht spielen.

Den Kreissaal, die Bar in Bern, besuchen Sie wohl aber dennoch hie und da.
Ich kenne natürlich die Leute dort und weiss, dass sie alle die Welt neu erfinden, gehöre dort aber selbst nicht dazu. Das Interessante am Kreissaal ist doch, dass die Männer rauchend draussen stehen, während im Innern etwas Grosses geboren wird; man ist nicht wirklich dabei, erklärt aber, wie es funktioniert.

Haben Sie dort dem Kuno Lauener schon gesagt, was Sie von seinem Song «Göteborg» halten, in dem es heisst: «Gang doch zum Huber, dä isch viellech froh für nä Idee»?
Ich traf dort bislang bloss auf Endo Anaconda, auf den Kuno noch nie. Aber ehrlich gesagt, hat es mich ein wenig mit Stolz erfüllt, dass ich in einem Züri-West-Song auftauche. Ich fand das witzig. Als ich dann im «Bund» las, dass ich darin angeblich gedisst werde, fragte ich mich, ob ich vielleicht etwas überhört hatte.

Dann ist der Albumtitel «Johnny» keine Revanche, eine Anspielung auf Züri Wests «Gitarre-Johnny»?
Johnny ist nun einmal der Rock'n'Roll-Archetypus. Ich kann mir gut vorstellen, dass er einen ähnlichen Charaktertypen meint, wie den, den ich gebrauche.

«Johnny» (Universal): ab 22. Juni 2012 im Handel. Live: 14. Juli 2012, Gurtenfestival

Von Oliver Schmuki am 14. Juni 2012 - 05:02 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 22:16 Uhr