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Stark, selbstbewusst & sexy

So haben Sie Mujinga Kambundji noch nie gesehen

Sprintstar Mujinga Kambundji ist die Strahlefrau der Schweizer Leichtathletik. Vor den Weltmeisterschaften in Peking sprach sie beim Modeshooting mit der «Schweizer Illustrierten» über Selbstbewusstsein, Mode, Männer und ihren Körper.

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Das Stadion ist ihre Welt: Auf der Leichtathletik-Bahn fühlt sich Mujinga Kambundji, 23, am wohlsten. Bevor die Bernerin zwischen dem 22. und 30. August an den Weltmeisterschaften in Peking die Schweiz über 100 und 200 Meter sowie in der Staffel vertritt, tauscht sie für die «Schweizer Illustrierte» die Sportklamotten mit Mode. In den Atelierhäusern am Waldrand in Gockhausen ZH ist von der Sprinterin für einmal Ausdauer gefragt, bis das Ziel erreicht ist.

Schweizer Illustrierte: Mujinga Kambundji, ein Modeshooting müsste Ihnen leichtfallen. Sprinterinnen und Sprinter sind regelrechte Selbstinszenierer vor der Kamera.
Mujinga Kambundji: Das hat schon etwas Wahres. Viele sind im Wettkampf geschminkt, tragen Lippenstift und Schmuck, haben speziell gestylte Haare. Die Männer ziehen eine Show ab. Ich glaube schon, dass es vor allem im Sprint so ist. Für mich war es beim Shooting vor allem speziell, ernst zu schauen. Das bin ich mich nicht gewohnt.

Sind Sie auch eine Diva?
(Zögert.) Es geht, es gibt Eitlere als mich. Ich kann auch ungeschminkt aus dem Haus gehen. Aber gerade bei wichtigen Wettkämpfen will ich genügend Zeit haben, dann muss alles sitzen. Und wenn ich ein Foto in der Zeitung sehe, das mir nicht gefällt, denke ich schon: Oh Mann!

Ihnen macht Mode sichtlich Spass - erst recht, weil Sie so oft in Sportbekleidung rumlaufen?
Ich trage sehr viel Sportsachen oder auch einfach Jeans und ein Nike-T-Shirt. Aber ich probiere gerne aus, es darf auch mal etwas anderes, Spezielleres sein.

Ist es schwierig, mit einer Sprinterinnen-Figur Kleider zu finden?
Ja, vor allem oben. Ich habe ziemlich breite Schultern. Und auch wenn ich für eine Sprinterin nicht extrem muskulös bin, habe ich gerade bei Blazern Mühe. Sonst gehts. Jeans passen mir immer. Das Sprinterfüdli kommt mir schon etwas entgegen.

Sie rennen in wenig mehr als einem Bikini vor den Kameras und damit vor einem Millionen-Publikum. Hatten Sie damit nie Mühe?
Nein, nie. Ich bin sehr zufrieden mit meinem Körper und fühle mich sehr wohl.

Sie verkörpern das Bild einer starken, strahlenden, erfolgreichen Frau. Sind Sie das?
Meine Einstellung ist: Wenn du denkst, du kannst etwas, dann kannst du es auch. Ich trage gerne Spezielles, zum Beispiel etwas Bauchfreies. Wenn meine Staffelkolleginnen sagen: Bei dir siehts so schön aus, ich könnte das nicht, entgegne ich immer: Momoll, du kannst alles tragen, solange du es selbstbewusst machst. Wenn du es schön findest, ist es dir auch egal, wenns andere nicht mögen. Die Ausstrahlung macht wahnsinnig viel aus, wie du rüberkommst.

Da sind wir wieder bei der Sprinter-Attitüde. Ist vieles auch nur Show?
Im Sprint passiert eben sehr viel im Kopf, das Auftreten auf dem Platz ist auch entscheidend. Ob du so hinkommst (zieht die Schultern ein und blickt scheu umher) oder sehr selbstbewusst auftrittst, macht für dich und die Konkurrenz einen Unterschied. Das zeigt sich bei mir: In den letzten Jahren war ich die Kleine, die auch noch mitlaufen darf. Ich dachte: Cool, dass ich mitmachen darf, aber die anderen sind eh schneller.

Wann hat das geändert?
Letztes Jahr. Beim Meeting in Luzern hatten alle die bessere persönliche Bestzeit - aber ich konnte einige schlagen. Im Kopf habe ich mich früher zu schnell hinten eingereiht, gedacht: An Olympiasiegerin Veronica Campbell-Brown kommst du sowieso nicht vorbei. Das hat sich nun geändert. Ich konnte Campbell schlagen und auch Verena (Sailer, Europameisterin und Kambundjis Trainingskollegin, Anm.), die schon einiges schneller gelaufen sind. Das zeigt, dass auch sie mal einen schlechten Wettkampf machen. Heute gehe ich mit dem Gefühl auf den Platz, dass es möglich ist.

Ihre Arbeit besteht darin, ein paar Sekunden lang geradeaus zu rennen. Das ist doch langweilig!
Eigentlich schon (lacht). Klar haben auch Mannschaftssportler eintönige Punkte im Training, aber sie haben immer noch das Spiel. Bei uns gibt es einen Lauf, eine Pause, einen Lauf, wieder eine Pause. Aber es fägt trotzdem, der Reiz ist einfach ein anderer: sich zu verbessern, weiterzukommen. Würde ich aber keine Wettkämpfe machen, würde ich sicher nicht Sprint trainieren.

Wann wollten Sie zum ersten Mal unbedingt gewinnen?
Ich erinnere mich genau an den ersten Migros Sprint, ich war wohl so zehn Jahre alt. Da wurde ich Zweite, was mir gestunken hat. Das ganze Jahr danach sagte ich mir: Das nächste Mal gewinne ich! Fürs Training musste ich mit dem Velo einen steilen Stutz hinauf. Ich habe die Zähne zusammengebissen und mir gesagt, dass das alles sei, damit ich meine Gegnerin schlagen kann. Ein ganzes Jahr habe ich darauf gewartet.

Und, haben Sie gewonnen?
Ja, locker.

Wo kommt Ihr Ehrgeiz sonst noch zum Vorschein?
Eigentlich nur im Sport (lacht). In der Schule oder jetzt im Studium bin ich auch zufrieden, wenn es gerade so reicht. Ich muss keine Sechs haben. Auch sonst bin ich nicht so ehrgeizig. Ich gebe schnell nach, wenn ich mit Kolleginnen unterwegs bin und eine Entscheidung ansteht. Ich füge mich oft.

Ausser wenn Sie wissen, was Sie wollen.
Ja, im Sport kann ich mich durchsetzen, bin lernfähig. Wenn ich mich für etwas entschieden habe, gebe ich mich ganz her und hinterfrage mich nicht ständig. Dadurch kann ich mich auch sehr schnell anpassen.

Ich bin eine typische Bernerin: langsam

Das Klischee sagt, dass Berner langsam seien. Das trifft auf Sie kaum zu.
Doch, ich bin bei praktisch allem anderen langsam. Wenns ums Bereitmachen geht, nehme ich es immer gemütlich. Und ich gehe nicht gerne schnell.

Nein!
Doch, wirklich. Neben dem Sprint bin ich tatsächlich eine typische Bernerin.

Haben Sie mal etwas Wichtiges verpasst?
Das nicht. Bei den ganz wichtigen Dingen bin ich schon pünktlich. Aber ich bin so spät dran, dass ich jeweils Stress habe und auf den Bus oder Zug rennen muss. Meine Kolleginnen müssen teilweise lange auf mich warten, aber das sind sie sich gewohnt.

Ihr Vater kommt aus dem Kongo. Waren Sie auch schon dort?
Nein. Es ist kein Ferienziel und deshalb sehr teuer, und die Reise ist mit viel Aufwand verbunden. Ausserdem haben wir überall, wo Französisch gesprochen wird, sehr viel Familie. Aber meine drei Schwestern und ich wollen sicher mal hinfliegen, wenn alle etwas älter sind.

Was haben Sie von Ihrer afrikanischen Seite?
Das Gemütliche und Unkomplizierte. Ich bin sehr spontan, mich kann man auch um 22 Uhr anrufen und fragen, ob man bei mir übernachten kann. Oder zu zweit in einem kleinen Bett schlafen. Es muss nicht immer so sein, wie es andere tun oder wie es vorgeschrieben ist. Man sagt, dass dieses Zuspätkommen afrikanisch sei, aber das habe ich eher von meiner Schweizer Seite.

Sie sind Single. Haben Sie keine Zeit für eine Beziehung?
Theoretisch schon. Wenn man will, geht alles. Auch wenn ich weniger Zeit habe als andere. Aber es hat sich bisher nicht ergeben.

Sie werden aber sicher viel angesprochen?
Nicht mehr als andere, habe ich das Gefühl. Manchmal kriege ich merkwürdige Anfragen auf Facebook. Und auf dem Wettkampfplatz bei den vielen Athleten, aber das ist normal.

Ein Mann muss die 100 Meter aber nicht in 10 Sekunden laufen, um Ihr Herz zu erobern?
Nein, das schon nicht (lacht).

Was ist das schönste Kompliment, das Sie je bekommen haben?
Wenn jemand schätzt, dass ich ich selber bin, finde ich das immer wieder schön. Ich freue mich sehr, wenn Leute meine Ausstrahlung mögen, mich sympathisch finden. Mehr, als wenn jemand sagt: Du hast schöne Haare oder ein schönes Lachen.

Sie sagen, Sie seien brav und anständig gewesen. Eine Party liegt aber schon drin?
Ja, Ende Saison. Wenn der Grossanlass der Saison vorbei ist, spürt man an den Wettkämpfen, dass gewisse Athleten nur noch wegen des Startgelds dort sind - und für die Party. Manchmal fragen sie, kaum ist der Wettkampf vorbei: Und, wo gehen wir heute Abend hin?

Wofür geben Sie Ihr Geld aus?
Bei Kleidern spare ich nicht. Wenn ich nicht die Zeit oder Energie habe, shoppen zu gehen, bestelle ich online. Taschen, Schmuck, Kleider, Haarprodukte. Ich kaufe zwar keine Taschen für 300 Franken, aber wenn ich etwas unbedingt will, dann kann ichs mir leisten.

Von Eva Breitenstein am 24. August 2015 - 05:15 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:54 Uhr