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«Das indiskrete Interview» mit Ruedi Noser

«Würde mein Leben verfilmt, soll Mike Müller mich spielen»

Der gelernte Elektroingenieur und erfolgreiche Informatik-Unternehmer Ruedi Noser ist im Bundeshaus ein Schwergewicht. Vielleicht wünscht er sich deswegen bei der Verfilmung seines Lebens den Schauspieler Mike Müller in der Rolle des eher feingliedrigen Politikers Noser.

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Schweizer Illustrierte: Ruedi Noser, was in Ihrem Alltag müssten Sie aus ökologischer Sicht dringend verändern?  
Ruedi Noser: Eigentlich nicht viel, ich fahre oft ÖV, vermutlich belegen wir zu viel Wohnraum.

Welches Gemüse sollte verboten werden? Und - was wären Sie für ein Gemüse?
Als Liberaler bin ich bei Verboten zurückhaltend, aber bei Fenchel hört meine Toleranz auf. Wenn ich ein Gemüse wäre, dann vielleicht eine Zucchetti: Drängt sich nicht in den Vordergrund, ist vielseitig verwendbar und passt zu den meisten anderen Zutaten.

Bei wie viel Franken pro Liter Benzin wäre für Sie die Schmerzgrenze erreicht?
Ich finde das Auto schon heute teuer, wenn man es mit einem GA vergleicht.

Wie hätte Ihr Vorname als Mädchen gelautet?
Nach vier Buben sind meinen Eltern die Namen ausgegangen. An der Schlachtfeier in Näfels verliest der Pfarrer immer die Gefallenen, und der Vorname der am meisten vorkam, war Ruedi oder Rudolf, auf dem zweiten Platz war Hans-Ulrich. Wäre ich ein Mädchen geworden, hätte ich einfach den Namen meiner Grossmutter bekommen: Elisabeth, so heisst nun meine jüngste Schwester.

Als Sie Kind waren: Was haben Ihre Eltern Ihnen da immer gesagt?
Ein Spruch, der mir hin und wieder zu den Ohren heraushing, aber sehr wichtig ist: Eine Arbeit, die verdient, getan zu werden, verdient, richtig getan zu werden.

Wann haben Sie zuletzt etwas Selbstgebasteltes verschenkt?
Eine Aprikosenwähe - ist zwar nicht gebastelt, aber mit der selber gemachten Wähe überraschte ich meine Gastgeber.

Wo am Körper tuts Ihnen weh?
Wo nicht, ist fast schneller erklärt, aber im Ernst: Die Arthrose in meinen Fingern schmerzt sehr.

Sie dürfen Ihren Wohnort neu designen: Aus welchen Städten, Dörfern und Landschaften setzen Sie ihn zusammen?
Aus der Stadt Zürich mit einem Stück Bachtel.

Haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn Sie Ihren Teller nicht leer essen?
Ja, wir waren zu siebt am Tisch, und Leeressen war Pflicht.

Was für ein Hintergrundbild hat Ihr Handydisplay?
Meine Tochter mit ihrem letzten Geschenk von mir. Wohl das letzte Bild und Geschenk als Kind. Jetzt ist sie eine selbstständige junge Frau.

Ich hoffe, dass meine Kinder etwas von mir mitnehmen, die Welt darf mich ruhig vergessen

Haben Sie einen Organspende-Ausweis?
Nein, irgendwie glaube ich noch nicht an mein Ende.

Welche Musik soll an Ihrer Beerdigung gespielt werden?
Irgendetwas Passendes von Element of Crime und von Schostakowitsch.

Können Sie sich vorstellen, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen?
Ja.

Worüber wird man noch lange nach Ihrem Ableben reden?
Ich hoffe, dass meine Kinder etwas von mir mitnehmen, die Welt darf mich ruhig vergessen.

Welche Ihrer Eigenschaften möchten Sie Ihren Kindern vererben? Welche keinesfalls?
Meinen Optimismus und meine Fröhlichkeit möchte ich vererben, meine Legasthenie nicht.

Welche Bücher haben Ihr Leben massiv beeinflusst?
Viele. Meine Jugend ist von Büchern geprägt. Einzelne zu erwähnen, ist an sich ungerecht, aber jedenfalls «Demian» von Hermann Hesse und das «Glasperlenspiel», «Ansichten eines Clowns» von Heinrich Böll oder «Jenseits von Eden» von John Steinbeck und «Hallo, Mister Gott, hier spricht Anna».

Was wird man in hundert Jahren über die aktuelle Epoche sagen? Wofür wird man uns loben? Wofür verurteilen?
Man wird sich wundern, wie sich ein so wohlhabendes Land wie die Schweiz das Leben mit Diskussionen über Phantomschmerzen so schwer machen konnte. Loben wird man talentierte Leute, die in der Wirtschaft viel bewegt haben. Verurteilen wird man, dass die Welt eher Rück- als Fortschritt erlebte bezüglich Kriegen und Konflikten, Freiheit und Demokratie.

Welche Pille sollte erfunden werden?
Eine gegen Gelenkarthrose.

Falls Ihr Leben verfilmt wird: Welcher Schauspieler soll die Hauptrolle spielen?
Mike Müller.

Als Sie 16 Jahre alt waren: Wie sah da Ihr Zimmer aus?
Ich habe es grün gestrichen, zum Schrecken meiner Eltern.

Was hatten Sie als Kind für einen Spitznamen?
Von den Brüdern wurde ich oft als Liebling der Mutter verspottet.

Erinnern Sie sich an Ihren ersten Schulschatz?
Ja, und ich habe die besten Erinnerungen.

Über welches Geschenk haben Sie sich zuletzt gefreut?
Über selbst gemachte Bouillon.

Von Werner De Schepper am 15. Oktober 2015 - 05:00 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:45 Uhr