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Nasanin Nuri

So schön, so traurig

Im April gewann Nasanin Nuri den Schweizer Final der Wahl zur Miss Earth. Am 9. November vertritt sie die Schweiz am Miss-Earth-Finale in Manila.

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Als Miss Earth setzt sich Nasanin gegen Gewalt an Frauen ein.

Als Miss Earth Schweiz setzt sich Nasanin Nuri gegen Gewalt an Frauen ein. Sie selbst war 14, als ihr Vater ihre Mutter erdrosselte.

Es ist ein kalter Dezembertag 2002, als Nasanin Nuri, 21, ihre Eltern verliert. Die Nachrichtenagentur Associated Press vermeldet Stunden später nüchtern: «Eine 42-jährige Iranerin ist am Samstagabend in Ostermundigen BE im Keller eines Mehrfamilienhauses tot aufgefunden worden.

Das Institut für Rechtsmedizin der Universität Bern geht von einem Tötungsdelikt aus. Der von der Frau getrennt lebende Ehemann, ein 49-jähriger Iraner, wurde unter Tatverdacht noch am gleichen Abend am Flughafen Zürich verhaftet. Er war im Begriff, nach Iran auszufliegen.»

Die Tote im Keller ist Nasanins Mutter. Erdrosselt vom verlassenen Ehemann, Nasanins Vater. Er kassiert dafür 19 Jahre Haft, sitzt seither hinter Gittern. «An diesem Tag vor fünfeinhalb Jahren verlor ich nicht nur meine Mutter. Auch mein Vater ist seither für mich gestorben», sagt die schöne Schweizerin mit persischen Wurzeln.
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Von den Briefen, die er ihr aus dem Gefängnis schrieb,
hat sie zwar einige gelesen, aber ihn sehen, geschweige denn mit ihm reden möchte sie keinesfalls. «Ich wüsste nicht worüber.»

Was sie für ihren Vater, den Mörder ihrer Mutter, empfindet? «In manchen Momenten Wut und Hass. Mehrheitlich aber Mitleid. Es muss für ihn sehr traurig sein. Er stammt aus einer Kultur, in der Familie und Kinder viel zählen. Er hat beides nicht mehr.»

Von Nasanins Wahl zur Miss Earth Schweiz erfuhr ihr Vater auch nur aus der Zeitung. Als sie Anfang April auf der BEA-Bühne in Bern von ihrer Vorgängerin Stefanie Gossweiler die Krone überreicht bekommt, kündigt sie an, dass sie sich in ihrem Amtsjahr gegen Gewalt an Frauen einsetzen werde. Kein Wunder.

Die Miss hat Missbrauch zur Genüge in ihrer Familie und am eigenen Leib erlebt. Ihre Mutter trennte sich von ihrem gewalttätigen Mann und flüchtete mit Nasanin und deren drei Brüdern von St. Gallen nach Bern - erst ins Frauenhaus, später in eine eigene Wohnung. Bis der Vater eines Tages dort vor der Tür steht - und an seiner Frau tödliche Rache übt.



am 29. Oktober 2008 - 06:20 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 21:51 Uhr