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Kindersegen

Wie drei Sechser im Lotto

Zwei Zwillinge nacheinander waren Lisi und Tom Epp genug. Die Mama liess sich unterbinden. Und jetzt? Die Natur hat schon wieder zugeschlagen: Lisi ist im achten Monat schwanger.

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Lisi Epp brutzelt zu Hause am Herd in Flüelen UR Pouletschnitzel um Pouletschnitzel. Gleichzeitig rührt sie den Safranreis in einer grossen Pfanne. Sechs Teller braucht sie, um den Mittagstisch für sich und ihre Kinder zu decken. Die kleinsten sitzen schon in den Kinderstühlen, die grossen kommen gerade von der Schule. Sie waschen sich die Hände, hocken an den Tisch. Lisi platziert sich zwischen ihre fünf Kinder, streicht mit der Hand über ihren gewölbten Bauch. So viele Kinder wollten die 40-Jährige und ihr Mann Tom, 36, eigentlich nie. Doch alles nützte nichts, es wurden einfach immer mehr.

Vor acht Jahren kommt Michael zur Welt. Drei Monate später ist Lisi bereits wieder schwanger – mit Zwillingen. «Am Anfang wars ein Schock. Michael war noch ein Baby. Nun kamen noch zwei dazu», sagt Lisi. Schöppelen, Windeln wechseln – alles mal drei. Auch das Baby-Kuscheln findet im Akkord statt. Als die Zwillingsmädchen vier Jahre alt sind, wünscht sich Lisi nochmals ein Kind. «Ich wollte einfach noch eins. Eins zum Geniessen.»

Beim ersten Ultraschall witzelt Tom: Was, wenn es wieder Zwillinge gibt? Der Arzt sagt, so etwas habe er noch nie gehabt, es sei wahrscheinlicher, ein Sechser im Lotto zu haben. Dann setzt er das Ultraschallgerät an – «Sie haben den Sechser»! Eine Woche lang denkt Lisi immer wieder: «Das kann doch nicht wahr sein!» Weil vier genug sind, beschliesst sie, sich gleich nach der Geburt der Zwillinge die Eileiter durchtrennen zu lassen. Der Arzt versichert: «So, nun kann nichts mehr passieren.»

Im vergangenen Mai spürt Lisi ein Spannen in der Brust. Sie denkt: Das muss der neue BH sein. Am Morgen ist ihr plötzlich schlecht. Sie denkt: Die Kinder haben mich mit der Grippe angesteckt. Ihre Periode bleibt aus. Sie denkt: Das sind sicher die Wechseljahre. Trotzdem kauft sie einen Schwangerschaftstest. Ergebnis: positiv. Sie geht sofort zur Ärztin. Ergebnis: definitiv schwanger. «Unsere Ehe wurde auf eine harte Probe gestellt», erzählt Lisi. Tom verdient als Allrounder in einer Kiesfabrik zwar genug, aber Simone hat schon ein paarmal gefragt: «Mami, wann gehen wir einmal fliegen?» Ferien konnte sich die Familie bis anhin nie leisten. 

Zwei Tage lang stellen sich Lisi und Tom die Frage: behalten oder nicht? Abends gehen sie spazieren, die Zeit drängt. Da begegnen sie Bekannten, die keine Kinder bekommen können. In Gedanken wünscht sich Lisi, dass diese Frau an ihrer Stelle schwanger wäre. «Warum ich und nicht sie?» Tom und Lisi wird plötzlich klar: Es ist ein Wunder, dieses Kind. «Wir wollen es!» Der Termin für den Kaiserschnitt steht bald fest: 31. Dezember 2009. Bei dieser Gelegenheit wird der Arzt dann auch gleich untersuchen, was damals bei der Unterbindung falsch gelaufen ist.

Im neuen Jahr wirds bei Familie Epp um eine Stimme lauter. Und obwohl Lisi und Tom mit ganzem Herzen Eltern sind, sei es nun wirklich genug! Tom liess sich vor drei Monaten ebenfalls unterbinden. «Sicher ist sicher», meint er und schaut Lisi fragend an: Wer weiss … ?

Von Christoph Suter am 23. Oktober 2009 - 13:39 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 18:44 Uhr