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Der ganz normale Wahnsinn

WTF? OMG!

Es ist bereits so weit: Sandra C. versteht zum Teil ihre eigenen Kinder nicht mehr. Je älter sie werden, desto mehr scheinen sie mit ihren Freunden eine Art Geheimsprache zu reden, die Eltern öfters ein verständnisloses Schulterzucken entlockt. Und nicht nur das: Die Tochter der Familienbloggerin hat mittlerweile auch Hausaufgaben, welche diese mit höchstem Erstaunen zur Kenntnis nimmt.

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Familienblog Sandra C: Jugendsprache

Die Sprache der jüngsten Generation zu verstehen ist gar nicht immer so einfach.

Thinkstockphotos

Fangen wir mal mit dem Dialekt an. Ich bin Bündnerin, der Vater meiner Kinder ist Berner. Und tatsächlich entwischt ihnen auch manchmal ein «Khusch au?» oder ein «Nei, geng muss ig!» Aber grundsätzlich ist es so, wie mein Sohn es mal sehr treffend ausgedrückt hat: «Ich bin halber Bündner, halber Berner und ä ganzi Zürischnurre!» Kurz und knapp: Meine Kinder sprechen breitesten Zürcher Dialekt. Meiner Bündner Verwandtschaft stehen öfter mal die Haare zu Berge, wenn sie die jüngsten Mitglieder ihrer Familie reden hören. Kürzlich rutschte meinem Junior mal wieder ein «Mach i nitta!» raus, worauf ich hoch erfreut rief: «Du kannst ja doch bündern!» Worauf er erwiderte: «Ja sicher, und ich kann noch mehr Fremdsprachen!» Das ist es also, was mein Sohn in seinem Mutter-Dialekt sieht: eine Fremdsprache!

Gut, damit musste ich rechnen, wenn ich meine Kinder am Zürichsee statt in den Bündner Bergen aufwachsen lasse. Aber es ist ja nicht nur, wie sie die Dinge sagen, sondern immer öfter auch, was sie sagen. Vor ein paar Tagen fuhr ich meinen Sohn zur Schule. Als er aus dem Auto stieg, sagte er zu seinem wartenden Freund folgenden Satz: «He Aaaaaaalte! Was laaaauft!?» Und sein Kumpel: «He Aaaaaaalte! Voll nöd, Mann!» Ich kam ins Grübeln: Was zum Teufel wollten die einander mit dieser Konversation sagen? (Nicht zu vergessen: Es handelt sich um Erstklässler!) Sie können einander ja unmöglich tatsächlich für alt halten. Also gilt in ihrer Sprache womöglich «alt» gleich «cool»? Nein, kann nicht sein. Als ich gestern Abend, todmüde, sagte: «Heute Abend werde ich wohl nicht alt», meinte Junior in der ihm eigenen charmanten Art und Weise: «Ich weiss warum. Weil du schon alt bist.» Jä nu - kann ja sein, dass «alt gleich cool» für seine Kumpels gilt - für mich bleibt alt alt. «Was laaaauft?» Könnte tatsächlich heissen «Was läuft? Wie gehts? Alles klar?» Und jetzt kommen wir zum Knackpunkt: «Voll nöd, Mann!» Voll nicht was? Es läuft nicht? Was läuft nicht? Ich hab keinen Plan. Ist ja auch egal. Und geht mich schlussendlich auch nichts an. Hauptsache, sie wissen, was läuft, Mann!

Und jetzt muss ich Euch noch von den Hausaufgaben berichten, die meine Ältere kürzlich hatte: Es ging um einen Wolf und einen Fuchs. Der eine hatte dem anderen - Achtung! - eine SMS geschrieben, und die Drittklässler mussten nun die Kürzel den entsprechenden Aussagen zuweisen. Nun, ihren Hausaufgaben sei Dank weiss jetzt auch ich, die ich noch ohne Handy aufgewachsen bin, dass «SS» «schlaf schön» heisst (wirklich????? Für mich ist der Term noch immer in höchstem Masse unkorrekt. Und ich habe keinen der Weltkriege miterlebt. SO alt bin ich nun auch wieder nicht) und «SNIF» bedeutet «traurig» (zu meiner Zeit gabs noch das Comic-mässige «seufz»). Irgendwie kann ich schlecht einschätzen, ob ich diese Aufgabe nun sinnvoll oder schlicht bescheuert finden soll. Was ich gedacht habe, als mein Töchterlein damit ankam? «WTF? OMG!» Was sonst?

Familienblog Sandra C: Hausaufgabe ihrer Tochter

Die Hausaufgaben der ältesten Tochter von Bloggerin Sandra C.

Sandra C.
am 22. Mai 2014 - 14:00 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 01:33 Uhr