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Der ganz normale Wahnsinn

Let's talk about Sex, Baby!

Worüber schreibt Frau, wenn sie die Aufmerksamkeit auf ihren Blog lenken will? Klar, über Sex. Na ja, irgendwann muss es ja sein. Also tun wirs jetzt, dann ists erledigt.

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Früher war das ja einfach: Sex hatte einen Zweck, nämlich die Fortpflanzung. Und die Befriedigung des Mannes. Dabei galt: Sex gegen finanzielle Sicherheit. Das ist ja auch heute noch öfter der Fall. Nicht, dass ich das verwerflich fände. Im Gegenteil, ich hätte eigentlich nichts dagegen einzuwenden. Wobei die Definition von «finanzieller Sicherheit» ein Diskussionspunkt wäre...

Aber Fakt ist: Ich verdiene mein Geld selbst und weitere Kinder plane ich nicht. Ich habe also keinen Grund, Sex zu haben. Überhaupt ist das so eine Sache mit dem Sex, wenn der Nachwuchs erst mal da ist. Davor macht man sich ja keine grossen Gedanken darüber. Man tuts einfach. Irgendwann, irgendwo. Die ersten Wochen nach der Geburt der Kinder löste der Gedanke an Sex in mir etwa so viel Verlangen aus wie der an geschmorte Innereien - null! Und selbst wenn Frau mit der Zeit beim Anblick ihres nackten Mannes nicht mehr bloss denkt: «So eine Sauerei, dass er keine Schwangerschaftsstreifen hat!», ist es nie mehr so, wie es mal war:

Davor: Nach der Arbeit Candle-Light-Dinner mit einem schönen Glas Rotwein, ein gutes Gespräch, noch ein Glas Champagner - und eins führte zum anderen.

Danach: Nach der Arbeit Fischstäbli und Kartoffeln in die Pfanne hauen. Nach dem Abendessen das Kind, das vom selbigen dispensiert wurde, weil es seine Schwester beim Essen «Arschloch»  genannt hat, so weit zu beruhigen, dass es ohne Würgen die Zähne putzt. Den Kindern so lange drohen, die Gute-Nacht-Geschichte zu streichen, wenn sie jetzt nicht aufhören zu streiten, bis es eh zu spät ist für eine. Trotzdem noch ein Kapitel aus dem «Kleinen Wassermann» vorlesen. Feststellen, dass er Champions League schaut, wenn ich aus dem Kinderzimmer komme. Und dass das Spiel erst gerade angefangen hat, ich aber schon so müde bin, dass ich im Stehen einschlafen könnte... 

Dabei suggeriert heute jede Werbung, dass eigentlich alles erotisch ist. Nicht mehr nur Dessous-Hersteller werben mit nackter Haut und zweideutigen Anspielungen, sondern auch solche von Deo, Kontaktlinsen oder Milch. Also müsste es doch, gopf nochmal, auch möglich sein, dass mich Fischstäbli und «Der kleine Wassermann» irgendwie scharf machen...

Und dann? Vorausgesetzt, man schaftt es mal zu zweit ins Schlafzimmer - und es liegt ausnahmsweise kein Kind im dortigen Bett - gelten auch da andere Regeln als vorher. Das Licht bleibt aus. Nicht, weil wir einander unseren Anblick ersparen wollen. Sondern weil wir ihn dem Kind ersparen wollen, das mit zielgerichtetem Instinkt nach spätestens einer Viertelstunde in der Tür steht und ins Dunkle piepst:

- «Was macht ihr?»
- «Schlafen.»
- «Tut ihr nicht. Yannick hat gesagt, wenns im Zimmer dunkel ist, tut der Papi dem Mami ein Baby in den Bauch.»
- «Äääh ... » 
- «Hast du jetzt ein Baby im Bauch?»
- «Nein.»
- «Und warum macht ihr das dann?»
- «Weil die Statistik sagt, dass wir das ein bis drei Mal pro Woche tun sollen, und es ist schon Freitag! Und jetzt geh wieder ins Bett.»

am 13. Dezember 2012 - 12:46 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 01:41 Uhr