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Der ganz normale Wahnsinn

Mit kleinen Kindern gibts keine «fröhliche, selige Weihnachtszeit»!

Kaum je ist der Druck auf Eltern - insbesondere Mütter - so gross wie während der Weihnachtszeit Auch unsere Familienbloggerin liess sich in früheren Jahren dazu verleiten, wenigstens im Advent die perfekte Back- und Bastel-Mama zu sein. Und wundert sich rückblickend über sich selbst.

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Solche Bilder hatte unsere Familienbloggerin vor Augen, als sie sich als Backmuffel zum Weihnachtsguetslen hinreissen liess. Die Realität sah dann etwas anders aus.

imago images/Shotshop

Ihr backt keine Guetsli mit euren Kindern? Wie furchtbar. Ihr bastelt keinen Weihnachtsschmuck mit ihnen? Das geht doch nicht. Sie bekommen keinen selbst gemachten Adventskalender mit selbst gemachten Geschenken, von denen jedes einzelne eigenhändig liebevoll eingepackt ist? Unglaublich. Für jemanden wie mich, die das Backen hasst und dem Basteln noch weniger abgewinnen kann, ist all das fast schon eine Tortur. Umso mehr wundere ich mich rückblickend darüber, zu was ich mich da früher habe hinreissen lassen.

24 Päckli für ein vier Monate altes Baby!

Klar, wenn die Kinder ganz klein sind ist die Begeisterung über die Elternschaft riesig, und man will unbedingt vom ersten Moment an alles tun, von dem man das Gefühl hat, dass es zum perfekten Mamidasein dazugehört. Eben zum Beispiel dieses Adventskalendergebastle. Ich habe 24 kleine Päckli eigenhändig eingepackt und jede Minute davon gehasst. Und damit ihr wisst, wovon wir hier sprechen: Kind 1 war zu dem Zeitpunkt gerade mal vier Monate alt. Wenigstens habe ich daraus, dass ich dem Kind danach aufgweichtes Gechenkpapier aus diversen Körperöffnungen pulen musste, ein bisschen was gelernt und tat mir die Prozedur im Jahr darauf nicht mehr an.

«Kleinkind schiebt sich immer wieder mal ein Stück in den Mund - und kotzt schliesslich in einem Schwall den Küchenboden voll. Natürlich im selben Moment, in dem das Baby aufwacht und sofort gestillt werden muss.»

Nochmal ein Jahr später allerdings liess ich mir wieder einreden, so ein gekaufter Schöggeli-Kalender ginge gar nicht. Und weil da inzwischen noch ein Kind dazugekommen war, und man ja nicht nur einem Kind einen Kalender basteln kann, hab ich diesmal 48 kleine Geschenke eingepackt. Und wieder jede Sekunde gehasst. Und damit man auch hier wieder weiss, wovon wir sprechen: Kind 2 war zu dem Zeitpunkt - ratet mal - genau. Vier Monate alt. Irgendwie muss mir seine Geburt zumindest temporär einiges an gesundem Menschenverstand geraubt haben. 

Nur noch gekaufte Kalender und Guetsli

Im selben Jahr habe ich auch das erste und einzige Mal selbst Teig gemacht und mit Kind 1 Guetsli gebacken. Und am Anfang wars tatsächlich wie in einer Happy-Family-Weihnachtswerbung. Wenn man mal den schmerzenden Rücken ignoriert, weil Kind 2 zu jeder Tages- und Nachtzeit an mir dranhängen wollte und es gar nicht ertrug, irgendwo abgelegt zu werden. Also Baby schläft im Tragtuch, Mami und Kleinkind wallen Teig aus, Kleinkind schiebt sich immer wieder mal ein Stück in den Mund - und kotzt schliesslich in einem Schwall den Küchenboden voll. Natürlich im selben Moment, in dem das Baby aufwacht und sofort gestillt werden muss, weil es sonst Gefahr läuft, zu verhungern - zumindest könnte man das dem Geschrei und dem knallroten Kopf nach denken.

In dem Moment realisierte ich allerdings etwas Wichtiges: Mit kleinen Kindern gibts keine «fröhliche, selige, gnadenbringende Weihnachtszeit. Zumindest dann nicht, wenn man irgend einem vermeintlichen Perfektionismus verfällt.» Seither gibts bei mir gekaufte Adventskalender, gekaufte Guetsli und Geschenke, die ich im Laden einpacken lasse. Und es hat sich noch nie jemand darüber beschwert. In diesem Sinne wünsche ich allen Eltern einen entspannten Advent.

Familienbloggerin Sandra C.
Sandra CasaliniMehr erfahren
Von Sandra Casalini am 11. Dezember 2021 - 18:09 Uhr