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Der ganz normale Wahnsinn

Teenies sind auch in den Ferien Teenies

Unsere Familienbloggerin war gerade zehn Tage lang mit ihren Teenagern in den Ferien. Und hat festgestellt, dass man als Eltern im Vorfeld vielleicht ein bisschen dazu neigt, die gemeinsame Zeit mit den Pubertieren zu romantisieren. Aber Teenies sind eben auch in den Ferien Teenies - und verhalten sich wie solche.

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Sandra Casalini Blog der ganz normale Wahnsinn

Soziale Medien sind auch in den Ferien ein grosser Bestandteil vom Teenie-Leben. Unsere Familienbloggerin nervt sich allerdings mehr über das ständige Gemotze. 

Lucia Hunziker

Unbeschwerte gemeinsame Zeit ist im Alltag mit Teenagern extrem rar. Die Kids bewegen sich zwischen Schulstress, Lehrstellensuche und sozialen Verpflichtungen, und das bisschen Freizeit, das sie haben, wollen sie mit jedem und jeder verbringen, aber mit Sicherheit nicht mit den eigenen Eltern. So beschränkte sich denn das Zusammensein mit meinen Kindern in letzter Zeit aufs Abfragen von Vokabeln, Schnupperlehrstellensuche und Gespräche über doofe Klassenkameraden und noch doofere Lehrerinnen beim Znacht.

Keine Hotel-Ferien

Umso mehr hab ich mich darauf gefreut, mal ein bisschen unbeschwerte Zeit mit den beiden zu verbringen. Wobei mir durchaus bewusst war, dass auch diese sehr viele Kompromisse auf beiden Seiten bedingen würde. Um diese zu minimieren, habe ich mich für eine Ferienwohnung statt für ein Hotel entschieden. In letzterem nerve ich mich nämlich meistens bereits schon morgens.

Üblicherweise ordert mich der Nachwuchs nämlich an, ihn zu wecken, um das Frühstück nicht zu verpassen, was ich selbstverständlich tue, nur um angechnauzt zu werden, man habe eigentlich von einer guten Mutter erwartet, sie bringe einem in den Ferien das Frühstück ans Bett, und dies ganz bestimmt nicht vor dem Mittag. Ich sitze dann also jeweils allein beim Zmorge und nerve mich. Und wenn die übel gelaunten Kids irgendwann nach dem Mittag auftauchen und Hunger haben, nerve ich mich noch mehr. Ich hab nämlich keinen mehr und voll null Bock drauf, mit ihnen Mittagessen zu gehen. Was wiederum die Pubertiere nervt, und hungrige Teenager sind das Schlimmste überhaupt, nicht nur in den Ferien.

«Gemeinsame Zeit findet frühestens ab 14 Uhr statt. Zudem konnte ich alles, was irgendwie nach Wandern oder auch nur Spazieren roch, knicken. Konnte also gar nichts schiefgehen. Dachte ich zumindest.»

Diese Klippe haben wir also mit der Ferienwohnung umschifft. Ausserdem bin ich schon mit voll entspanntem Mama-Mindset angereist: Sie schlafen bis am Mittag, das heisst, ich hab die Vormittage für mich, kann lesen, joggen, die Gegend erkunden, was auch immer. Gemeinsame Zeit findet frühestens ab 14 Uhr statt. Zudem konnte ich alles, was irgendwie nach Wandern oder auch nur Spazieren roch, knicken. Konnte also gar nichts schiefgehen. Dachte ich zumindest.

Mama ist Schuld - an allem

Aber eben, Teenager sind Teenager und verhalten sich auch in den Ferien wie solche. Will heissen: Sie beschweren sich grundsätzlich immer, überall und über alles. Angefangen über die Ferienwohnung («Warum sind wir nicht im Hotel?» - oh ja, ihr mich auch!!!!) über die Fortbewegungsmethoden («Wir fahren BUS???? Echt jetzt?») bis hin zum Restaurant («Gibts nichts Normales?»).

Dass ich Schuld bin an allem, ist auch nichts Neues - dabei sollte man doch gopfertami erwarten können, dass eine 17jährige selbst an ihr allerwichtigstes Untensil - den Föhn - denken könnte, wenn sie ihn so dringend braucht (und hallo? Es kann nicht dein Ernst sein, von mir zu verlangen, dir einen neuen zu kaufen, weil ICH nicht dran gedacht habe, einen mitzunehmen!), und auch ein 15jähriger, der sonst ziemlich gut ist in Mathe, könnte ahnen, dass man in zehn Tagen Ferien mehr als drei T-Shirts brauchen könnte.

«Dass ich mir diesen einen Satz hätte verkneifen müssen, ist mir eigentlich klar: «Ich gebe so viel Geld für euch aus, und ihr motzt nur rum.» Denn die Antwort darauf war ebenfalls vorhersehbar: «Zwingt dich ja keiner. Gehen wir doch nach Hause!»»

Über Dinge, wie dass man die gekauften Zipline-Tickets verfallen liess, weil man fünf Minuten ein Hügelchen hätte hochlaufen müssen, eine Stadtbesichtigung lieber zugunsten eines Livestreams auf Youtube sausen liess oder die Rutschbahnen im Wasserpark, in den man unbedingt wollte, einfach nur langweilig fand, versuchte ich mich nicht aufzuregen, tat es aber doch. (Gut, die Rutschbahnen waren wirklich langweilig ….). Und dass ich mir diesen einen Satz hätte verkneifen müssen, ist mir eigentlich auch klar: «Ich gebe so viel Geld für euch aus, und ihr motzt nur rum.» Denn die Antwort darauf war ebenfalls vorhersehbar: «Zwingt dich ja keiner. Gehen wir doch nach Hause!»

«Hat gut getan ... »

A propos: Wenn sie jetzt zu Hause nach den Ferien gefragt werden, höre ich Dinge wie «voll cool», «mega Ferienwohnung» oder «anders geiler Wasserpark», und frage mich, ob ich die falschen Kinder mit nach Hause genommen habe, oder ob das echt die gleichen sind, die während der Ferien nur über besagte Dinge gejammert haben. Naja, aber irgendwie ists ja besser so als umgekehrt. Ich bin schliesslich ja auch die, die sagt: «Doch, war total entspannt. Hat gut getan, mal wieder ein bisschen Zeit mit den Kindern zu verbringen.»

Familienbloggerin Sandra C.
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Von Sandra Casalini am 23. Oktober 2021 - 17:46 Uhr