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Eat Pay Live

Shit, der Strom ist weg

Wenn bei gefühlten 50 Grad Aussentemperatur die Klimaanlage aussteigt, wirds in Bangkok ganz schnell ungemütlich. Wenn dann der Kühlschrank auch abstellt, ist etwas faul. Oder: Warum man in Thailand Rechnungen immer pünktlich bezahlen sollte.

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Kürzlich hat mich mein Zuhause ganz und gar nicht nett empfangen. Stickig, heiss und irgendwie muffig ists, als ich meine Haustür aufschliesse. Schnell die AC an, denke ich mir. Und dabei bleibt es auch. Wunschdenken. AC = Fehlanzeige. Nichts geht. Egal, wie verzweifelt ich auf dem kleinen Plastikkästchen rumhämmere, das Rattern meiner Klimaanlage will nicht erklingen.

Plan B muss her, der Ventilator. Ein simples Teil zum Einstecken, das klappt immer. Oder eben nicht. Auch der Fan verweigert seinen Dienst. Meine Nerven liegen blank, ein Bier wird mir helfen, bin ich sicher. Dann der Schock: Mein Kühlschrank ist aus, das Bier warm, die Milch sauer, und das Allerschlimmste: mein geliebtes Le Parfait (natürlich angebraucht) hinüber. Jetzt dämmert es mir: Shit, der Strom ist weg!

Läck Lanz, wie blöd muss man sein?

In solchen Fällen kann mir hier im Haus nur eine helfen, die nette Thai-Frau Oot. Ich klage ihr mein Leid, nehme aussergewöhnlich bünzlige Züge an – «Wie kann so etwas in so einem Haus passieren?» – und vergreife mich sogar fast im Ton. Oot hingegen bleibt cool: «Wann hast du denn deine letzte Stromrechnung bezahlt?», fragt sie mich. Stromrechnung. Stromrechnung? «Die war sicher in der Post.» Post. Post? Da stehen wir also, die lächelnde Oot und ich, die unglaublich dämliche Barbara. Läck Lanz, wie blöd muss man sein? Habe ich tatsächlich vergessen, dass man auch in Thailand Rechnungen bekommt – und diese auch bezahlen muss? Ja, hab ich.

Natürlich ist mir der Raum mit den vielen kleinen Böxchen beim Eingang aufgefallen, hab sogar mal noch vor Besuch damit angegeben. Das sei eben wie in «Sex and the City» hier, hab ich gesagt, mit Doorman und so. Nur eben ohne den Teil, in dem der Mann mir meine Post jeweils aushändigt.

Nun gut, Oot führt mich also nach über zwei Monaten Aufenthalts in den Boxenraum. Einen Schlüssel gibt’s nicht, man fischt das Zeug einfach irgendwie mit den Händen aus dem Postfach. Und dann halte ich sie in den Händen, meine Rechnungen aus der Zukunft (wir schreiben hier das Jahr 2555). Oot übersetzt: «Das ist die Stromrechnung. Oh, und das ist noch eine.» Keine Mahnung? «Mahnung? Das ist viel zu kompliziert. Du zahlst, alles ist gut, du zahlst nicht, der Strom ist weg.» Und jetzt kommt mein Lieblingsteil.

Supermarkt oder Bankomat?

Wie bezahle ich denn die Rechnungen? «Ganz einfach», meint Oot, «also normalerweise gehst du an die Kasse vom 7Eleven, aber das geht jetzt nicht mehr. Und heute ist Feiertag. Du kannst also erst nach dem Wochenende wieder zahlen. Dann gehst du am besten direkt zur Stromfirma, aber die findest du nie. Oder du gibst einem Mototaxi alles mit, die machen das schon. Oder ich zahls dir einfach am Bankomat, dann gibst du mir das Geld.»

Ok! Ich hätte also die Wahl, meine Rechnung in einem Supermarkt zu bezahlen oder mein Geld einem Fremden zu geben. Oder eben einfach mit Oot zwei Schritte zum hauseigenen Bankomat zu gehen und die Sache zu erledigen. Klarer Fall, ich nehme Oot. Es geht zackzack und sie sorgt auch gleich dafür, dass die Hausverwaltung fürs Wochenende den Strom überbrückt. Auch das geht hier. Genau so schnell wie die Thais einem also den Hahn zudrehen, geht er auch wieder auf.

Lacht ihr nur

Und weil ich grad einen Lauf habe, zahle ich auch gleich meine Wasserrechnungen – das macht man hier bei der Verwaltung. Und was man hier auch macht, wird mir beim Gang zurück ins Haus klar: Tratschen. Oot hat scheinbar der ganzen Belegschaft von meiner Dummheit erzählt und so lachen mich die Wachmänner ab jetzt nicht mehr an sondern aus. Tja, mir solls egal sein. Wenns sein muss, kann ich mich ja jetzt tagelang, ach was, wochenlang in meiner Wohnung verschanzen – mit AC, Fan und funktionierendem Kühlschrank.

Oot hat mir nämlich versprochen, mich von jetzt an über Post zu informieren...damit die Lanz dem Staat nicht noch mehr Umstände macht.

am 11. Mai 2012 - 17:27 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 01:40 Uhr