Brütende Hitze, 45 Grad und tierische Feinde wie Skorpione, Klapperschlangen und Schwarze Witwen. Meine Freundin Natali und ich befinden uns gerade auf einem abenteuerlichen Road Trip quer durch Kalifornien. Angefangen hat unsere Reise im Death Valley, von der Wüste gings anschliessend nach Mammoth Lakes, einem Skigebiet nur gut 1,5 Stunden vom Tal des Todes entfernt.
Auch wenn hier nachts das Thermometer nur knapp über 0 Grad anzeigt, übernachten wir im Freien. Zelt, Campingstühle, Schlafsack, Taschenlampe - das wichtigste Utensil ist jedoch ein Pfefferspray. Nicht etwa, weil wir Angst vor anderen Reisenden haben - hier lauert die Gefahr auf vier Beinen.
Das «furchteinflössendste» Dinner meines Lebens
«Oh ja, Bären sind hier sehr aktiv», macht uns ein Ranger Angst. Noch ist es hell draussen, wir machen uns ans Lagerfeuer und bereiten unser Nachtessen vor: Würste, Pouletspiesse, Salat und Kartoffeln in Alufolie. Da wir jedoch so unsere Probleme mit dem Feuer haben, ist es bereits dunkel, als wir uns hinsetzen.
Diese Szene aus ihren Zeltferien könnte auch aus einem Horrorfilm stammen.
Jasmin GruberDas war mit Abstand das furchteinflössendste Dinner, das ich je hatte. Es ist stockdunkel, bei jedem Pieps zucke ich zusammen, im Sekundentakt blicke ich um mich und zünde mit der Taschenlampe ins Leere.
Todesangst statt süsse Träume
Die Hälfte des Nachtessens landet in der bärensicheren Box vor unserem Zelt. Dort müssen wir alles verstauen, was für Bären nach Futter schmecken könnte. Parfum, Zahnpasta, sogar leere Eisbeutel, Bonbons und natürlich Essen und Trinken.
In dieser Box muss alles bärensicher verstaut werden.
Jasmin GruberAls wir endlich im Zelt liegen, beginnt die Tortur aber erst so richtig. Nat schläft bereits nach nur einer Sekunde und lässt mich mit meinen Gedanken ganz alleine - zwei Flaschen Rotwein sei Dank. Ich jedoch liege mit weit geöffneten Augen daneben, ans Schlafen kann ich nicht mal denken. Da wäre der Horrorstreifen «Blair Witch Project», der in meinem Kopf rumgeistert. Noch mehr jedoch fürchte ich mich vor den aktiven Bären.
Einfach nur froh, am Leben zu sein
Was, wenn doch noch etwas Essbares hier liegt? Ich male mir aus, wie ein hungriger Schwarzbär draussen umherstreift und unser Zelt ins Visier nimmt. Wie er langsam immer näher kommt, ein paar Runden dreht und schliesslich zuschlägt. Ich fürchte mich sogar vor meinem eigenen Atem.
Angst. Ich hab so richtig, richtig Angst. Trotzdem fallen meine Augen irgendwann zu und ich träume - richtig - von Bären, die uns in Stücke reissen. Eine erholsame Nacht war das definitiv nicht. Aber ich bin sowieso einfach nur froh, noch am Leben zu sein.
Mittlerweile sind wir im Yosemite Nationalpark angelangt. Ein Paradies für Wanderer wie mich. Aber auch Bären fühlen sich hier pudelwohl. Und das ganze Drama beginnt von vorne. Bis hoffentlich nächste Woche!
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