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In ein leichteres Leben starten

Heilfasten – so geht's!

Fasten soll glücklich machen, befreien – und gar das Leben verändern. Netter Nebeneffekt: Bis zu drei Kilo Gewichtsverlust in nur fünf Tagen.

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Heilfasten

Beim Fasten nach Otto Buchinger werden täglich 200 bis 250 Kalorien in Form von biologischen Säften und Gemüsebrühen zu sich genommen.

Getty Images

Alle Jahre wieder ist es soweit: Wir wollen abnehmen, haben es uns an Neujahr vorgenommen. Ein guter Start in das Vorhaben ist Heilfasten. Wer gesund ist, kann das zu Hause machen, braucht aber viel Disziplin. «Einfacher geht es in Gesellschaft und mit ärztlicher Betreuung», weiss Françoise Wilhelmi de Toledo, die medizinische Leiterin der Buchinger Wilhelmi Klinik am Bodensee.

Style: «Detoxen», «entschlacken», sogar «Rejuvenation» sind die neuen Trendwörter für Heilfasten.
Françoise Wilhelmi de Toledo: Ja, aber entschlacken ist nur eine Metapher, die Otto Buchinger verwendet hat. Es soll nicht wörtlich genommen werden, entspricht aber einem Gefühl, das die Leute nach dem Fasten haben. Sie fühlen sich leichter, beweglicher, glücklicher, befreit.

Ist Abnehmen eine Nebenerscheinung oder die Hauptmotiviation zu fasten?
Bei den Gästen, die viel Übergewicht haben, natürlich eine starke Motivation. Denn Fasten führt zu Gewichtsverlust, vermindert den Bauchumfang, verringert aber auch Cholesterin und Blutfettwerte, normalisiert den Blutdruck, verbessert den Diabetesparameter, trägt zur Verbesserungen der Herz-Kreislauf-Gesundheit bei. Eine Gewichtszunahme ist meistens ein erstes sichtbares Warnsignal, dass etwas im Lebensstil entgleist. Bei Normalgewichtigen ist Abnehmen fast immer eine schöne Nebenwirkung.

Zunehmen ist also durchaus ein Grund zu fasten?
Ja, denn oft gilt es, Verhaltensmuster und Routinen zu unterbrechen, sein Leben neu zu ordnen, zu verändern, Potenzial zu entfalten, die Angst vor Neuem, Unbekanntem zu verlieren – das braucht alles Mut. Fasten kann ein Antrieb dafür sein.

Wie gross ist die Gefahr des Jo-Jo-Effekts?
Jo-Jo bedeutet ja bei Übergewichtigen nichts anderes, als dass wieder zugenommen wird, was abgenommen wurde oder sogar mehr. Die grosse Gefahr bei Crash-Diäten. Der Jo-Jo-Effekt ist beim Fasten keine Stoffwechselfatalität, sondern ein Verhaltensmuster. Kehrt man in alte Essgewohnheiten zurück mit Bewegungsmangel, Stress und Frustration, wird natürlich wieder zugenommen.

Wie oft darf Fasten dem Körper zugemutet werden?
Das kommt auf die Fastenlänge an. Das intermittierende Fasten von ein paar Stunden (z. B. 16:8) kann täglich angewendet werden. Auch ein, zwei Tage pro Woche fasten tut dem Körper gut. Wer fünf Tage hintereinander fastet, kann das alle paar Monate machen, ab zehn Tagen oder mehr reicht meist einmal pro Jahr.

Was gibt es denn beim Buchinger-Fastenprogramm zu essen?
Die Fastenden nehmen täglich circa 200 bis 250 Kalorien in Form von biologischen Säften und Gemüsebrühen sowie etwas Honig zu sich.

Und wenn der grosse Hunger kommt?
Der kommt nicht. Der Körper weiss, dass die Zellen durch die im Fettgewebe gespeicherte Energie versorgt werden und zufrieden sind, also sendet er auch keine Warnsignale in Form von Hunger.

Was passiert denn genau im Körper?
Biochemisch hängt es wahrscheinlich mit der Ketose zusammen, die beim Fasten entsteht. Dabei schaltet die Energieversorgung von Glukose zu Fett und dessen Abbauprodukten, den Ketonkörpern – eine andere Nahrung für die Zellen.

Zellen werden ja permanent ab- und neu gebaut.
Ja, dieser Prozess wird aber durch das Fasten stark aktiviert. Auch die Zellmüllentsorgung wird beschleunigt durch Autophagie – das ist die Selbstverdauung von veralteten oder geschädigten Zellen und Zellbestandteilen, sogar DNA-Sequenzen. Die Wiederherstellung von neuen Strukturen oder neuen Zellen aus Stammzellen aktiviert sich während des Fastens – ganz intensiv aber, wenn wieder Nahrung zugeführt wird.

Dann ist der Aufbau nach dem Fasten wichtig?
Extrem wichtig sogar. In den Buchinger Wilhelmi Kliniken führen wir nach dem Fasten die Nahrung wieder progressiv und behutsam während vier Tagen zu.

Das ist aber lange.
Aus Erfahrung wissen wir: Es ist einfacher, im geschützten Ort, in dem gefastet wurde, wieder mit Essen anzufangen. Das ist besser als alleine zu Hause.

Heilfasten

Mit Heilfasten können pro Woche bis zu drei Kilogramm abgenommen werden.

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Während des Fastens wird auch auf Kaffee verzichtet. Bringt das was?
Ja, denn wer mehrere Kaffees täglich trinkt, bei dem sind die Rezeptoren entsprechend abgestumpft. Ein hoher Kaffeekonsum ermöglicht auch, dass man die Erschöpfung des Nervensystems nicht mehr spürt. Es ist wichtig, seinen Körper wieder zu sensibilisieren. Deshalb der Entzug. Kaffee ist ein Himmelsgeschenk, aber auch eine Droge. Es macht Sinn, ihn mit Vernunft einzusetzen – oder ihn auch mal mit einem «power nap» oder einem Ferientag zu ersetzen!

Wie lange dauert die optimale Fastenzeit?
Die ideale Fastenzeit kann nur individuell festgelegt werden. Denn sie ist eine Frage des Alters, des Ernährungszustands, des Gewichts und der eventuellen Krankheiten, die die Fastenwilligen haben. In den Kliniken Wilhelmi Buchinger bieten wir Aufenthalte von 10, 14 und 21 Tagen an (inklusive Übergangstagen). Manchmal gibt es aber Situationen, wo gar vier Wochen Sinn machen.

Vielen machen die Darmreinigungen beim Fasten Angst. Sind sie Pflicht?
Für uns ja. Sie sind eine physiologische Hilfe zur Umstellung in den Fastenmodus. Denn der Magen-Darm-Trakt muss nur Säfte und Brühen verarbeiten, er wird ruhiggestellt. Der Hunger verschwindet schneller, die Darmwände und das Mikrobiom verändern sich, was die Immunität sowie die Stimmung positiv beeinflusst.

Fasten in einer Klinik hat seinen Preis. Darf auch zu Hause gefastet werden?
Otto Buchinger sah das Fasten als eine Angelegenheit, die von einem Arzt betreut werden muss. Aber es gibt Angebote, wo man in Gruppen fasten kann, mit einem Arzt im Hintergrund. Das sollten aber wirklich nur gesunde Menschen tun.

Von Isabel Notari am 8. Januar 2024 - 12:00 Uhr