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Hailey Bieber gesteht Depression

«In Wirklichkeit weinte ich die ganze Nacht»

Sie sind jung, sie sind schön und trotzdem zerbrechen sie am Druck der sozialen Medien – Depressionen machen auch vor berühmten Models wie Hailey Bieber keinen Halt. Eine Expertin erklärt warum. 

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Hailey Baldwin Versace Runway

Hailey Bieber, 22, schwebt über die bedeutendsten Laufstege dieser Welt und fühlt sich trotzdem nicht schön genug.

Getty Images

Von aussen scheint es, als hätten sie alles: Schönheit, Jugend und jede Menge Spass im Leben. In den sozialen Medien wird aber eben meist nur das präsentiert, was die Follower mit einem Like als interessant abstempeln. Doch wie geht es den Influencern dabei? Immer häufiger stehen junge (manchmal berühmte) Frauen auch öffentlich zu ihren Depressionen und Angstzuständen, die sie plagen. So wie aktuell die 22-jährige Hailey Bieber. Der Zeitschrift Glamour gab sie jetzt ein bewegendes Interview über ihren mentalen Zustand. Dabei gestand sie, wochenlang unter Schlafstörungen und Panikattacken gelitten zu haben. Baldwin erklärt, dass sie sich lange schämte, über ihre Gefühle zu sprechen:

«Leute fragten mich, wie es mir geht und ich antwortete: «Mir geht es gut. Alles bestens». In Wirklichkeit weinte ich die ganze Nacht in meinem Hotelzimmer.»

Aber woher kommen so negativen Gedanken bei jemandem, der doch eigentlich alles zu haben scheint? Via Instagram offenbarte das gefragte Model bereits zur Jahreswende, wie sehr sie unter dem Druck von Social Media leide. In einem emotionalen Post schrieb sie: «Ich bin 22 Jahre alt und die Wahrheit ist, egal wie grossartig mein Leben von aussen vielleicht aussehen mag, ich habe zu kämpfen …»

Es ist die Rede von Selbstzweifeln, Angstzuständen und Traurigkeit. Baldwin beschreibt, wie sie durch Instagram scrollt, andere junge Frauen dort sieht, sich mit ihnen vergleicht und sich plötzlich nicht mehr gut genug fühlt. Aber woher rühren diese Selbstzweifel? Wirklich, wie gerne behauptet wird, nur von Social Media?

Style hat bei Diplom Psychologin Elke Klibor von Coachfrog.ch nachgefragt.

Style: Können Social Media Depressionen und Angstzustände bei jungen Frauen auslösen?
Elke Klibor: Psychischen Erkrankungen, wie Depressionen oder Angstzustände, gehen immer mit einem geringen Selbstwertgefühl einher. Wenn eine junge Frau durch die Erziehung der Eltern wenig Selbstvertrauen erhalten hat, ist ein geringes Selbstwertgefühl meist die Folge. Retuschierte Fotos und vermeintlich perfekte Models auf Social Media können dann, gerade in der Selbstfindungsphase, ein Auslöser für eine psychische Erkrankung sein. Falls eine junge Frau allerdings ein gutes Selbstvertrauen aufweist, sind Depressionen und Angstzustände durch Instagram und Co. eher nicht zu erwarten. 

Wann erkenne ich, dass eine psychische Erkrankung durch Social Media vorliegt?
Die Schwierigkeit liegt darin, dass die meisten jungen Frauen nicht erkennen, dass sie ein Problem haben. Grund dafür ist, dass es den anderen Mädchen in ihrer Peer Group ja genauso geht. Sie sehen die Fotos auf Instagram, vergleichen sich und verlieren. Klar, die Fotos dort sind ja auch alle retuschiert. Sobald einem aber wichtiger ist, was andere (z.B. die Follower) über einen denken, als man selbst, kann sich durchaus eine psychische Störung entwickeln. Die Schwierigkeit liegt nur darin, sich das selbst einzugestehen und sich Hilfe bei einem Therapeuten zu suchen.

In den vergangenen Jahren haben immer mehr Menschen öffentlich über ihre Depression gesprochen. Gibt es mehr Betroffene als noch vor ein paar Jahren?
In meinen 20 Jahren Berufserfahrung gab es schon immer Depressionen, auch unter jungen Frauen. Vermehrt hat sich die Krankheit meines Erachtens nicht. Es wird heute einfach mehr darüber gesprochen. Und das ist doch etwas Positives an den Sozialen Medien, oder? 

Soziale Medien können Betroffenen also auch helfen?
Auf jeden Fall. Die Erkrankten finden durch andere Betroffene, wie zum Beispiel dem Model Hailey Baldwin, einen Selbsterkennungswert. Sie begreifen, dass Symptome wie Antrieblosigkeit, Traurigkeit oder Appetitlosigkeit auch auf Menschen zutrifft, bei denen sie dachten, dass sie das perfekte Leben führen. Das kann sehr positive Auswirkungen auf die jungen Frauen haben.

Welchen Ratschlag geben Sie Betroffenen mit auf den Weg?
Für die erkrankten Mädchen ist es wichtig, wieder eine ausgeglichene Balance zwischen Social Media und dem wahren Leben zu finden. Das reine Löschen des eigenen Accounts halte ich nicht für sinnvoll, da das eigentliche Problem so nur verdrängt wird. Jedoch sollten Apps wie Instagram weniger Stellenwert im Leben erhalten und der Fokus wieder auf Freunde, Familie und das wahre Leben gelegt werden. Fragen Sie ab und zu Ihre Freunde, wie sie sie sehen und was ihre Stärken und Schwächen sind 
– das bewirkt wahre Wunder. 

Von Denise Kühn am 25. April 2019 - 11:00 Uhr