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Verheerende Folgen für die Opfer

«Gaslighting» erklärt: Die gefährliche Beziehungsform

Dating-Trends gibt es viele. Doch keiner ist für die emotionale Gesundheit so verheerend wie «Gaslighting». Eine Psychotherapeutin hat uns verraten, was das gefährliche Phänomen mit seinen Opfern macht und bei welchen Faktoren die Alarmglocken klingeln sollten.

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Beim «Gaslighting» manipuliert ein Partner das Gegenüber – im schlimmstem Fall bis zur Persönlichkeitsveränderung. 

Getty Images

Es wird Orbiting und Bread Crumbing betrieben, gehostet wird sowieso – keine Frage, schön ist das alles nicht. Eine Dating-Form, die nicht virtuell, sondern im realen Leben, oft sogar innerhalb einer bestehenden Beziehung auftritt, nennt sich «Gaslighting». Die Bezeichnung, die sich zwar erstmal mit dem gleichen Schmunzeln wie die oben stehenden Begriffe liest, ist in Wirklichkeit aber gar nicht lustig. «Gaslight» stammt aus der gleichnamigen 1940 veröffentlichten Verfilmung eines Theaterstücks von Patrick Hamilton. Darin manipuliert ein Mann seine Ehefrau dauerhaft mit falschen Behauptungen – bis er sie schliesslich in den Wahnsinn treibt. Gibt es das im heutigen wirklichen Leben? Wir haben die Zürcher Psychotherapeutin Dania Schiftan befragt.

Style: Gibt es «Gaslighting» und was kann man darunter verstehen?
Dania Schiftan: Das Phänomen «Gaslighting» ist kein Mythos. Es handelt sich dabei um emotionales Mobbing und eine Unterdrucksetzung, die bis hin zur Erpressungen führen kann. Das Opfer wird durch sein Gegenüber gezielt und sukzessiv in seinen Selbstzweifeln bestätigt, so dass es sich in Streitsituationen, egal was passiert ist, schuldig fühlt.

Ist eine Beziehung, in der ein Partner «Gaslighting» betreibt also toxisch?
Unter keinen Umständen ist eine solche Partnerschaft gesund. Die ausführende Kraft spielt hier mit den Schwächen seines Gegenübers und sorgt für eine schrittweise Demontage der Persönlichkeit. Das Opfer wird zur Schattenfigur – das kann nur toxisch sein.

Wie kann ich «Gaslighting» in einer Partnerschaft erkennen?
Für das Opfer ist das definitiv nicht einfach. Es handelt sich meist um einen schleichenden Prozess, der eher von Aussen ersichtlich ist, als von der unterdrückten Person selbst. Weil diese die Fehler nur bei sich selbst sucht, ist sie auf Hinweise des Freundeskreises oder der Familie angewiesen, möchte die aber dann oft auch nicht wahrnehmen. Die gängigsten Anzeichen für «Gaslighting»-Opfer: Ständiges Abgeben der Kontrolle, Leben in Abhängigkeit, emotionale Erpressung, zunehmende Selbstzweifel, Persönlichkeitsveränderung.

Was passiert mit Opfern von «Gaslighting»?
In dem Glauben, dass alles, was man sagt, fühlt oder macht falsch ist, verändern die Betroffenen ihre Persönlichkeit. Das Selbstwertgefühl sinkt so tief zu Boden, dass sie sehr langsam und oft mit psychotherapeutischer Unterstützung wieder lernen, die eigene Intuition, ihre Handlungen und die ihrer Mitmenschen richtig einzuschätzen.

Kann man gemeinsam eine Lösung finden, die Beziehung zu retten?
Das ist häufig problematisch. In der Regel leidet die ausführende Kraft nämlich selbst unter einer psychischen Störung, wie etwa Narzissmus. Bevor man ernsthaft an der Beziehung arbeiten kann, muss das erst einmal erkannt und therapiert werden – das dauert.

Von Denise Kühn am 2. November 2021 - 16:00 Uhr