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  3. Pink Ribbon: Gründerin Nicole Zindel und Tochter Joelle im Interview

Familiensache

«Brustkrebs ist kein Tabuthema mehr»

Nicole Zindel ist die Frau hinter Pink Ribbon. Jetzt bekommt sie Verstärkung: Tochter Joelle erlebte von klein auf, was Solidarität heisst – nun kämpft das Mutter-Tochter-Gespann gemeinsam gegen Brustkrebs.

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Nicole Zindel, Gründerin Pink Ribbon Schweiz, 2020

«Schon als kleines Mädchen wollte ich meine Mutter unterstützen»: Tochter Joelle Zindel (r.) mit Mama Nicole.

Fabienne Bühler

2007 gründete Nicole Zindel Pink Ribbon Schweiz. Die Mutter einer engen Freundin erkrankte damals an Brustkrebs. Zindel wollte nicht einfach hilflos dasitzen. Sie wollte etwas unternehmen. Und Frauen beibringen, dass Früherkennung die Heilungsaussichten bei einer Brustkrebserkrankung verbessern kann.

Seit da veranstaltet sie Pink-Ribbon-Events, lanciert Sensibilisierungskampagnen und zeigt, dass Solidarität keine Grenzen kennt. 2020 habe sie so gut wie keinen Tag frei gehabt, erzählt die 53-Jährige. Zum Glück bekommt sie Hilfe aus der eigenen Familie. 2007 war ihre Tochter Joelle zarte neun Jahre alt. Heute ist sie 21, studiert Wirtschaft und arbeitet an den Events fleissig mit. Joelle ist mit Pink Ribbon aufgewachsen. Die Organisation ist aber nicht nur ein Job – sie ist bei Zindels eine Herzensangelegenheit.

Nicole, Joelle, gemeinsam engagieren Sie sich mit Pink Ribbon gegen Brustkrebs. Wie klappt die Zusammenarbeit?
Nicole Zindel: Joelle macht das super. Sie ist an Events meine rechte Hand und hält mir den Rücken frei. Sie ist ein zu 100 Prozent verlässlicher Back-up, denkt mit und trifft mittlerweile auch selbst Entscheidungen.

Joelle, was können Sie besser als Ihre Mutter?
Joelle Zindel: Ich kann alles besser (lacht). Nein, natürlich nicht. Ich bin noch sehr jung, habe zwar viele Ideen, bin aber manchmal noch etwas naiv. Meine Mutter holt mich in die Realität zurück. Sie zeigt mir, wie wir eine Idee umsetzen müssen, damit sie funktioniert. Oder welche gar nicht geht. Ich lerne sehr viel von ihr.

Was wollen Sie mit Pink Ribbon erreichen?
Nicole Zindel: Dass Frauen wissen, wie wichtig die Früherkennung bei Brustkrebs ist. Dazu müssen sie ihren Körper kennenlernen. Sie müssen merken, wenn sich etwas verändert, und sich rechtzeitig Rat bei einer Fachperson holen. Pink Ribbon vermittelt dieses Wissen.

Joelle, wie erleben Sie das als junge Frau in Ihrem Freundeskreis?
Vielen jungen Frauen ist nicht klar, wie wichtig Früherkennung ist. Sie sind jung und gesund und denken nicht an Krebs. Wir müssen deshalb weiter daran arbeiten, dass auch junge Frauen für das Thema sensibilisiert werden.

Wird Ihre Arbeit jemals getan sein?
Nicole Zindel: Solange Brustkrebs nicht in allen Fällen heilbar ist, machen wir weiter. Wir haben in den letzten 13 Jahren schon viel erreicht. Brustkrebs ist kein Tabuthema mehr. Es wird darüber gesprochen. Die Arbeit geht uns nicht aus. Mein Team ist klein. Deshalb bin ich dankbar, dass ich mich auf meine super Mitarbeiterin und Joelle verlassen kann. Das Thema ist zu wichtig.

«Aktive Solidarität gibt uns auch viel zurück»

Nicole Zindel
Nicole Zindel, Gründerin Pink Ribbon Schweiz, 2020

Nicole Zindel, Gründerin Pink Ribbon Schweiz, mit ihrer Tochter Joelle.

Fabienne Bühler

Pink Ribbon veranstaltet viele Events. Wie haben Sie 2020 gemeistert?
Nicole Zindel: Es war ein schwieriges, unsicheres Jahr. Wir haben schon vor dem Lockdown neue Ideen entwickelt und uns früh dazu entschieden, gewisse Events wie den Pink Ribbon Charity Walk virtuell durchzuführen. Zum Glück haben unsere Sponsoren uns immer unterstützt. Wir mussten lernen, Abstand zu halten und trotzdem gegen Brustkrebs zusammenzustehen.

Joelle, Sie sind mit einer sehr engagierten Mutter aufgewachsen. Wie haben Sie das erlebt?
Als etwas total Wertvolles. Schon als kleines Mädchen wollte ich meine Mama unterstützen. Ich konnte mich immer mehr damit identifizieren und bin auch deshalb die geworden, die ich heute bin. Ich bin sozial eingestellt und möchte Gutes bewirken. Das habe ich auch ihr zu verdanken.

Nicole Zindel: Ich bin sehr stolz auf meine Kinder. Mein Mann und ich wollten ihnen Werte mitgeben, ihnen beibringen, solidarisch zu sein und für eine gute Sache einzustehen. Sie konnten privilegiert aufwachsen, das sollte für sie niemals selbstverständlich sein.

Durch Ihre Arbeit erleben Sie viele traurige Schicksale hautnah. Wie gehen Sie damit um?
Joelle Zindel: Wir sind tatsächlich sehr emotional. Wir weinen schnell, es geht uns nahe. Wir erinnern uns stets daran, dass wir uns haben und gesund sind. Wenn wir traurig sind, dann immer zusammen.

Nicole Zindel: Aktive Solidarität gibt auch viel zurück. Wir erleben viele schöne, berührende Geschichten. Dann weinen wir allerdings auch (lacht).

Wie tanken Sie Kraft?
Nicole Zindel: Bei meiner Familie, mit unseren Freunden. Beim «Schwafeln» am Familientisch oder beim Sonntagsbrunch, der manchmal stundenlang dauert.

Joelle Zindel: Wir reden wirklich viel (lacht).

Von Bettina Bendiner am 2. Oktober 2020 - 15:05 Uhr