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Eat Pay Live

Once Upon a Time in Bangkok

Lanz hat Besuch. Mal wieder. Die Schweizer kommen und gehen hier wie die Moskitos in der Dämmerung. Obwohl, manchmal gehen sie dann doch nicht. Eine Geschichte von und für Touristen.

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Jetzt bin ich bald vier Monate in Bangkok und trotzdem gibt es immer noch Tage, da bin ich mehr Tourist denn je. Es sind die Tage, an denen Besuch in der Stadt ist. Der wohnt in der Regel an der Khao San Road, will Party machen und manchmal noch ein bisschen mehr...

1. Die Ping-Pong-Show

Man hört immer wieder davon, man lacht darüber und man denkt, man weiss genau, was an den berühmten Ping-Pong-Shows in Bangkok so abläuft. Trotzdem bin ich der Meinung, erst über etwas urteilen zu können, wenn ich es mit eigenen Augen gesehen habe (ist wie mit Pattaya, wo ich übrigens immer noch nicht war). Als mein Kollege drängt, endlich mal in so eine Show zu gehen, bin ich deshalb sofort dafür. Irgendwann muss ich das mal machen und alleine kommt das ja gar nicht infrage. Beim ersten Tuk-Tuk-Fahrer, der uns «Ping-Pong, Ping-Pong» zuruft schlagen wir zu. 600 Baht will er für den Spass. Nun gut, wenns sein muss. Im Wägeli bekommen wir dann das «Menü» zu sehen: «Pussy shoot Banana», «Pussy write letter» oder eben «Pussy Ping-Pong» steht da. Jesses, was erwartet uns nur? Noch skeptischer werde ich, als wir in einen Hinterhof gefahren werden und in ein Gebäude eintreten, das mehr an eine Drogenabgabestelle erinnert, als an ein...ja, was denn...an ein Dancing? Nach der Kasse wirds dann aber «normaler», die Bar hat Stühle, Tische und in der Mitte eine Bühne mit Stangen. Ja, so soll das wohl sein hier.

Was aber dann geschieht, hätte ich mir niemals gedacht. Man stelle sich eine Legebatterie vor. Frau reiht sich an Frau, eine nach der anderen betritt die Bühne und macht unglaubliche Dinge. Da kommen ganze Lichterketten aus ihnen heraus (unten!!!), oder Stricke mit Rasierklingen. Es fliegen Bananen durch die Luft. Ja, «sie» kann sogar rauchen. Wahnsinn. Spätestens bei der Live-Sex-Show kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ihr kennt das Filmzitat: «Das ist keine Liebe, das ist Sportficken»? Ich möchte es hier gerne verwenden, in abgeänderter Form: «Das ist keine Live-Sex-Show, das ist der Cirque du Soleil»! Ja, echt jetzt! Da würde sogar Schlangenfrau Nina Burri staunen. Und ich hätte ja zu gerne ein Beweisfoto davon, wie der Mann im Kopfstand zwischen zwei Stangen hängt und die Frau gleichzeitig ein Rad schlägt - an ihm -, aber die Aufsichtsdamen verunmöglichen jeglichen Griff in die Tasche. Nach rund 1.5 Stunden ist der Zauber vorbei, endet feierlich mit «Pussy blowing candle» - von einer Plastik-Torte.

Fazit: Vielleicht haben wir die Soft-Variante der Show erwischt, vielleicht waren wir einfach grad äusserst tolerant, vielleicht ist die Angelegenheit aber auch ganz einfach nicht so schmuddlig, wie ich mir das vorgestellt habe.

2. Khao-San-Clubbing

Sagt, was ihr wollt, aber an Bangkoks berühmtester Backpacker-Meile lässt es sich schon ganz gut feiern. Meine Tourifreunde sind jedenfalls hell begeistert von den Strassenbars, den Pad Thais to go und natürlich den unglaublich vielen Lästermöglichkeiten. Die Truppe, die mich aber aktuell besucht hat, ist derart aus dem Häuschen, das aus dem Schweizer Get-together eine Nacht mit Folgen wird. Folgende Personen sind an besagtem Abend involviert: Stefanie, Dieter, Ruedi, Simon und ich (codiert wie immer). Ich hätte ja nie gedacht, dass Menschen aus unserem kleinen Ländli zu so etwas fähig sind. Zu was? Dazu:

Stefanie
geniesst ihre eine Nacht in Bangkok (sie muss am Tag darauf nach Hause fliegen) so sehr, dass sie wohl das eine oder andere Getränk zu viel zu sich nimmt. Um 4 Uhr morgens entscheiden wir beiden Damen, dass des Spasses genug ist und Stefanie ihre zwei Stunden Schlaf dringend nötig hat. Um 12.30 Uhr am nächsten Tag erwache ich aus einer Art Koma und checke instinktiv mein Handy. Was ich darauf sehe, glaube ich im ersten Moment selbst nicht:

Absender Stefanie, gesendet 8.00 Uhr: «Hey, die haben mich nicht geweckt im Hotel, ich versuche jetzt, meinen Flug noch zu kriegen.»
Absender Stefanie, gesendet 09.30 Uhr: «Hab den Flug verpasst und bin jetzt wieder auf dem Weg ins Hotel.»
Absender Stefanie, gesendet 10.30 Uhr: «Bin jetzt wieder im Hotel, muss schlafen.»

Stefanie ist der erste Mensch, den ich kenne, der einen Langstreckenflug verpasst hat. Das beeindruckt mich. Und da sie es geschafft hat, die nette Finnair-Mitarbeiterin zu einer Umbuchung auf den nächsten Tag zu überzeugen, können wir den Vorfall sogar gelassen nehmen. Und einen weiteren Abend zusammen verbringen. Wenn sich das mal nicht gelohnt hat!

Ruedi, Dieter und Simon
– es ist übrigens ebenfalls ihr erster Abend in Bangkok – gehen nicht nach Hause, als wir die Segel streichen. Sie ziehen in den nächsten Club, wo Simon kapituliert und ein Taxi ins Hotel nimmt. Ruedi und Dieter haben noch nicht genug und machen weiter. Bis Dieter aufs WC muss und Ruedi die Wartezeit nicht aushalten mag. Er nimmt ein Taxi nach Hause, überwirft sich mit dem Fahrer, fährt in die Zentrale und irgendwann dann ebenfalls ins Hotel. Allerdings ohne sein Handy, das gehört jetzt wohl dem Taxifahrer. Dieter scheint auf dem WC eingeschlafen zu sein. Als er zu sich kommt, ist bereits morgen und er nimmt ein Tuk Tuk ins Hotel. Weitere Details hat er leider nicht, ihm fehlen ein paar Momente.

Alle drei Herren können sich übrigens nicht mehr daran erinnern, im übelsten Club an der Khao San Road gewesen zu sein. Aber sie glauben, sie hatten Spass.

Fazit: Liebe Schweizer Freunde, scheinbar bin ich die einzige, die noch weiss, was an der One-Night-in-Bangkok-Tour passiert ist. Und ich kann euch sagen, ja, ihr hattet Spass. Und Glück, dass ihr alle heil nach Hause gekommen seid. Die einen früher, die anderen später...

3. Kultur?

Bevor hier der Eindruck entsteht, Lanz hätte nur Partyvolk zu Gast in Bangkok, hier die dritte und letzte Geschichte eines Besuchers. Eine Bekannte möchte von mir gerne die schönen Seiten der Stadt gezeigt bekommen, die, die man laut Reiseführer gesehen haben muss. Royal Palace, Floating Market, Weekend Market und so weiter. Wir vereinbaren ein Treffen um 8 Uhr morgens an der Khao San Road (wo sonst), um mit dem Royal Palace zu starten. Lanz steht pünktlich parat und ist bereit, das Touriprogramm zum x-ten mal über sich ergehen zu lassen. Nur meine Kollegin ist nicht da. Auch um 9 Uhr nicht. Und auch nicht um 10 Uhr. Um 10.30 Uhr erscheint sie: «Sorry, ich konnte nicht vom WC weg, ich hab wohl gestern was Schlechtes gegessen.» Ja, das passiert, halb so schlimm. Nur ist es ihr jetzt zu heiss, um den Palace zu besichtigen. Ergo auch zu heiss für Markets. Ergo zu heiss für alles in dieser Stadt.

Wir entscheiden uns für eine ausgedehnte Tea Time mit anschliessender Pedicure im klimatisierten Raum. Dann folgt eine Massage, ebenfalls mit Kollege Klimaanlage. Dann ist später Nachmittag und meine Kollegin wird unzufrieden. Man habe ja gar nichts gemacht. Aha. Also schnell überlegt und entschieden: Wir gehen auf einen Sundowner mit Blick auf den Wat Arun, den Tempel der Morgenröte, am Chao Phraya (Fluss). In der Abenddämmerung funkelt der Tempel wunderschön und das Beste: man kann sitzen, etwas trinken und entspannt geniessen. Mission trotz Hindernissen am Ende also erfüllt.

Fazit: Manchmal ist weniger mehr. Und deshalb wird hier auch nicht verraten, wie der Hotspot mit bester Sicht heisst. Wir wollen ja nicht das einzige Geheimnis, das der Lonely Planet noch nicht gelüftet hat, zu Allgemeingut werden lassen. Und ich will vor allem weiterhin einen Trumpf in der Hand haben – für Notfälle. Oder einfach für netten Besuch.

am 30. Mai 2012 - 12:08 Uhr, aktualisiert 21. Januar 2019 - 01:40 Uhr