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Der Herbst steht vor der Tür

Kindergesundheit: Obst oder Vitamin-Präparate?

Nicht jede Schürfung, jedes Bauchweh und jedes Angstgefühl braucht ein Kügeli oder einen Tee: Kinder müssen lernen, dass sie sich auch selber helfen und beruhigen können. Medikamente kommen oft zu früh zum Einsatz, meint Dr. med. Gian Bischoff von der Kinderpraxis Altstetten.

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Kinder mit Obst

Herbst ist die Jahreszeit der Äpfel und der Erkältungen. Das geht wunderbar zusammen.

plainpicture/Franke + Mans

Dr. Gian Bischoff, verabreichen Eltern ihren Kindern im Allgemeinen zu schnell Medikamente?
Nicht generell. Es ist aber schon so, dass viele Eltern unsicher sind und dann eher zu einem Medikament greifen. Die meisten haben zum Beispiel Angst vor Fieber, obwohl das unbegründet ist.

Fieber ist ungefährlich?
Ja. Vor allem ist die Temperatur nicht ausschlaggebend dafür, ob es Medikamente braucht. Der Allgemeinzustand eines Kindes sagt viel mehr aus. Fiebersenkende Mittel sind allenfalls gut, um zu sehen, ob sich der Zustand des Kinder unter dem Medikament verbessert. Ist das nicht der Fall oder trinkt ein Kind nichts mehr, sollte man zum Arzt. Allgemein gilt: Fiebersenkende Mittel lindern nur die Symptome, sie machen ein Kind nicht schneller gesund.

Werden Antibiotika allgemein zu schnell verschrieben? Wann setzen Sie sie ein?
Ich verabreiche sie zum Beispiel bei einer Lungenentzündung oder einer schweren Mittelohrentzündung. Das Problem einer verfrühten Abgabe sehe ich woanders.

Wo?
Viele Eltern gehen schnell in eine Walk-in-Praxis. Dort kennen die Ärzte weder die Familie noch die Kinder, sind deshalb besonders vorsichtig und verabreichen eher Antibiotika. Darum lohnt es sich, bei Verunsicherungen, wenn immer möglich, zuerst den Kinderarzt anzurufen.

Dr. med. Gian Bischoff

Dr. med. Gian Bischoff ist Facharzt FMH für Kinderund Jugendmedizin in der Kinderpraxis Altstetten und Vater von drei Kindern.

ZVG

Bei welchen Krankheiten helfen natürliche Heilmittel am besten?
Die meisten Erkältungen und Viruserkrankungen heilen von alleine. Hausmittel sind ideal, um die Genesung zu unterstützen.

Welches ist Ihr liebstes Hausmittel?
Zwiebeln. Aufgeschnitten neben das Bett gelegt, öffnen die Duftstoffe die Nase und lassen die Schleimhäute abschwellen. Der einzige Nachteil: Die Wohnung riecht nicht besonders angenehm.

Der Herbst steht vor der Tür. Sollte man Kindern in den kälteren Monaten zusätzliche Vitamine verabreichen?
Nein, davon halte ich nicht viel. Es ist wahrscheinlich eine Illusion, dass man einzelne Vitamine aus einer gesunden Ernährung herausfiltern kann und diese so ersetzt. Der Mix vieler verschiedener Stoffe, welcher in Früchten und Gemüse enthalten ist, ist viel wirkungsvoller.

Von Lisa Merz am 26. August 2019 - 15:07 Uhr