Kinder sind in der Regel nicht sehr experimentierfreudig, wenn es um die Ernährung geht. Dass sie wochenlang jeden Tag Nüdeli ohne Sauce essen möchten und Gemüse strikt verweigern, ist keine Seltenheit und völlig normal. Rund ein Viertel der Vierjährigen lehnt Gemüse komplett ab. Die meisten «Picky Eaters» finden sich gemäss dem deutschen Kinderarzt Herbert Renz-Polster unter den Zwei- bis Sechsjährigen.
Damit die Kinder trotzdem zu ihren Nährstoffen kommen, setzen Kitas häufig auf möglichst massentaugliche Menüs. In der Regel stehen Teigwaren- und Reis-Gerichte mit einigermassen beliebtem Gemüse wie Rüebli oder Kartoffeln auf dem Menüplan.
Zugang zu gesunden Lebensmitteln
Ganz anders sieht es gemäss der Influencerin Isabelle Bertolami in französischen Kitas aus. Die Amerikanerin lebt mit ihrer Familie in Paris und staunt immer wieder über die Gepflogenheiten in ihrer Wahlheimat. Als ausgebildete Ernährungsberaterin interessiert sie sich natürlich auch besonders für die Essgewohnheiten der Franzosen und Französinnen und deren Nachwuchs. Der Speiseplan der Kita ihrer Tochter war für sie dann eine grosse – positive – Überraschung, wie sie ihren Followerinnen und Followern auf Instagram mitteilt. Sie freue sich darüber, in einem Land zu leben, das Kindern einen Zugang zu gesunden Lebensmitteln ermöglicht.
Ihrer Tochter wird zum Zmittag täglich eine Vorspeise, eine Hauptspeise und ein Dessert serviert. Hier einige Highlights aus dem Menüplan:
Vorspeise:
- Salat aus Palmherzen mit Tomaten, Croûtons und Vinaigrette
- Sardinen auf Toast
- Avocado mit Mais-Tomaten-Salat
Hauptspeise:
- Muscheln oder Ei mit Pommes Frites
- Käse-Tarte mit Karottenpüree
- Bio-Omelette mit Pilzen, Zucchini und Kartoffeln
Dessert:
- Himbeertörtchen
- Bio-Camembert und Zitronensorbet
- Joghurt mit Marroni-Püree und Früchten
Warum sind französische Kids weniger heikel?
Klingt alles sehr lecker. Viele Eltern werden nun aber überzeugt davon sein, dass ihr Nachwuchs wenig Begeisterung für diese Speisen aufbringen würde. Doch weshalb ist das in Frankreich offensichtlich anders? Ein Grund dafür könnte sein, dass eine Erziehungsregel vieler französischer Eltern lautet: «Du musst von allem probieren. Aber du musst es nicht aufessen.» Separat für die Kinder zu kochen, käme ihnen nicht in den Sinn. So werden die Kids schon früh mit «Erwachsenen-Speisen» vertraut gemacht. Ausserdem gibt es in Frankreich weniger Snacks und Zwischenmahlzeiten. Das könnte dazu führen, dass die Kinder beim Mittag- und Abendessen schlicht mehr Hunger haben und weniger wählerisch sind.