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Wespen-Sommer 2020

So leistet ihr Erste Hilfe nach einem Wespenstich

Sie sitzen auf dem Schinkensandwich, plumpsen ins Rivella und verstecken sich im Gras: 2020 scheint ein Jahr der Wespen zu sein. Gerade Kinder, die unachtsam mit ihrem Essen umgehen und mit nackten Füssen durch Wiesen rennen, werden schnell gestochen. Damit ihr für diesen Fall vorbereitet seid, lest ihr am besten diesen Artikel.

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Children eating fresh watermelon and has a problem with wasps that arrived for sweet food. They are sitting on sailboat in cockpit, while enjoying their vacation on Aegean sea

Wassermelone essen hat schon mehr Spass gemacht als diesen Sommer: Süsses lockt Wespen an.

Getty Images

2020 ist ein Wespenjahr. Zumindest in unseren Köpfen. Gefühlt wurden wir alle schon mal gestochen – zumindest fast. Und vielleicht ist es an der Zeit, sich damit auseinanderzusetzen, was eigentlich nach einem Stich zu tun ist, damit sich Schmerzen und Schwellung in Grenzen halten. Und wann man mit einem Wespenstich den Notfall aufsuchen sollte.

Die meisten Wespenstiche erfordern keine Arztkonsultation

Fakt ist: Der Gang ins Spital ist meistens nicht nötig. Wespenstiche bleiben oft harmlos und fatale Folgen sind sehr selten: Nur rund 3 bis 4 Menschen pro Jahr sterben in der Schweiz nach einem Insektenstich.

Auch ein Fakt ist jedoch: Wespenstiche tun höllisch weh! Was die Wespen zusätzlich unangenehm macht, ist, dass sie - anders als die Bienen - ihren Stachel beim Stich meist nicht verlieren und so auch mehrmals nacheinander zustechen können. Und das sieht übel aus. «Gerade bei kleinen Kindern lösen auch normale Mückenstiche häufig noch stärkere Schwellungen an der Stichstelle aus. Das macht Eltern verständlicherweise Sorgen», sagt Kristina Keitel, Stv. Chefärztin auf dem Kindernotfall des Inselspitals. Aber obwohl es diesen Sommer scheinbar mehr Wespen gibt als sonst: «Wir stellen dieses Jahr allerdings keine Zunahme von Stichen fest. Die allermeisten Wespenstiche benötigen zum Glück keine Konsultation auf dem Notfall.»

«Eine halbierte Zwiebel, Essig oder Zitronensaft helfen gegen Schwellung und Juckreiz.»

André Roggli, Schweizerischer Samariterbund
Diese Hausmittel helfen bei Wespenstichen

Denn mit den richtigen Tipps und Tricks lässt sich auch mit einfachen Hausmitteln nach einem Wespenstich prima Erste Hilfe leisten. Darin ist André Roggli vom Schweizerischen Samariterbund ein Profi. Nachdem man das Kind beruhigt, allfällige Stachelreste entfernt, die Einstichstelle desinfiziert habe, könne man sich zur Behandlung der Schwellung in der Küche bedienen, sagt er. «Eine halbierte Zwiebel, Essig oder Zitronensaft helfen ebenfalls gegen die Schwellung und den Juckreiz.»

Auch Keitel empfiehlt, als erstes einen kühlenden Waschlappen aufzulegen und das betroffene Körperteil hochzulagern, falls möglich. «Bei grösseren Kindern und Erwachsenen können auch Coldpacks oder Eiswürfel verwendet werden.» Für die Notfallapotheke sind ausserdem kühlende Gels, Sprays und Roller erhältlich. Personen mit bekannter Wespenstichallergie sollten immer ihr Notfallset bei sich tragen.

Wärme kann das Wespengift unschädlich machen

Allerdings hilft nicht nur Kälte bei Insektenstichen, sondern auch Wärme. «Wärme zerstört die Proteine, die im Gift vorhanden sind. Zusätzlich blockiert die Wärme die Rezeptoren in den Zellen und hemmt die Ausschüttung des Botenstoffs Histamin», sagt Roggli. Er empfiehlt deswegen, einen Bite-Away-Stichheiler bei sich zu tragen, mit dessen Hilfe man die Einstichstelle kurzzeitig mit Hitze behandeln kann.

Wer keinen solchen Stift dabei hat, könne sich mit einem warmen Löffel behelfen, so Roggli. Allerdings betont Kristina Keitel, dass die Anwendung von Hitze auf Haut sehr heikel und am besten nur bei Erwachsenen anzuwenden sei. «Die Anwendung von heissen Löffeln bei kleinen Kindern kann leicht zu Verbrennungen führen. Wie auch eine unsachgemässe Anwendung eines solchen Stifts. Deswegen ist er auch erst ab 12 Jahren zugelassen.»

Damit im Notfall jeder Handgriff sitzt

Mother applying adhesive bandage for young daughter

Ein Notfall kann jederzeit und überall auftreten – am Arbeitsplatz, auf der Strasse, in der Freizeit. In den Erste-Hilfe-Kursen des Schweizerischen Samariterbunds kann man lernen, lebensrettende Massnahmen sicher anzuwenden - auch nach einem Insektenstich. Weitere Infos zu den Kursen gibt es auf: www.samariter.ch/kursangebot

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Ruhe zu bewahren hilft gestochenen Kindern am meisten

Obwohl Insektenstiche schlimm aussehen können, ist meist keine Notfallbehandlung durch eine Ärztin oder einen Arzt nötig. Gefährlich werde es erst, wenn die Schwellung die Atemwege verlege, was bei Stichen in den Mund-und Rachenraum passieren könne, sagt Keitel. «Oder bei den seltenen systemischen allergischen Reaktionen.»

Davon betroffen sind laut dem Allergiezentrum aha.ch jedoch nur 3.5 Prozent der Bevölkerung. Dann gilt es, schnell aber besonnen zu handeln. «Wespenstiche bei Kindern machen uns Angst; wir wären ja lieber selber gestochen worden! Trotzdem ist Ruhe für das Kind wichtig. Das gilt besonders auch bei den schwerwiegenderen Reaktionen, denn Aufregung kann Atemnot noch verstärken.»

Bei diesen Symptomen handelt es sich um einen Notfall

Nicht alles, was wie ein Notfall aussieht, ist auch einer. Kristina Keitel, Stv. Chefärztin des Kindernotfalls im Inselspital erklärt die Grundregel:

  • «Bei systemischen allergischen Reaktionen oder Stichen in den Mund- oder Rachenraum sollte umgehend ärztliche Hilfe geholt, also über die Nummer 144 die Ambulanz alarmiert werden. Ausserdem sollte der/die Gestochene sich an einem kühlen Ort hinsetzen und beruhigt werden. Bei Stichen in den Mund- oder Rachenraum ist es wichtig, im Mund zu kühlen, also mit einem kalten Getränk oder Eis.» Symptome: Die Symptome systemischer Reaktionen sind ernst zu nehmen. Sie können sehr unterschiedlich sein und treten oft innert Minuten auf. Bei Kindern stehen häufig Hautsymptome wie Juckreiz, Kribbeln, «Rotwerden», Gänsehaut, oder Nesselfieber im Vordergrund. Andere Symptome können zum Beispiel Erbrechen, Heiserkeit, Atemnot, Herzrasen und Bewusstlosigkeit sein.
  • «Bei örtlichen Überreaktionen darf ruhig etwas abgewartet und gekühlt werden und der Kinder- oder Hausarzt zu regulären Öffnungszeiten kontaktiert werden.» Symptome: Es wird geschätzt, dass etwa jeder Zehnte örtliche Überreaktionen entwickelt, genaue Zahlen fehlen jedoch. Hierbei handelt es sich um eine starke Schwellung an der Einstichstelle ohne systemische Reaktionen (also Symptome ausserhalb der Einstichstelle), die auch noch bis 48 Stunden nach dem Stich zunehmen kann.
girl with mosquito bite, scratching hand has motion blur,

Mücken, Wespen, Bienen – Insektenstiche können für Kinder und Erwachsene sehr unangenehm werden.

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So könnt ihr Wespenstiche vermeiden

Noch besser als die Nachsorge ist die Prävention. «Es ist wichtig, Kindern beizubringen, wie man mit Wespen umgeht und warum sie stechen», sagt Keitel. «Wespen stechen ja nur, wenn sie sich bedroht fühlen. Heftige Bewegungen und das Schlagen nach Wespen sollte vermieden werden. Auch durch sanftes Wegpusten fühlen sich die Tiere bedroht, da das Kohlendioxid in der Ausatemluft ein Alarmsignal bei Wespen auslöst.» Das lässt man also lieber.

Dafür darf man bei einem Essen im Freien in ein paar Metern Entfernung gerne ein «Ablenkerli» für die Wespen installieren. «Besonders wirksam sollen überreife Weintrauben als Ablenkung sein. Dies wurde von einem Kind bei «Jugend forscht» herausgefunden», so Keitel. «Zum Glück sind die allermeisten Wespenarten harmlos und interessieren sich nicht für unsere Süssspeisen.» Vorsorglich Essen und Getränke abzudecken sowie nach dem Essen die klebrigen Kinderhände und -münder zu waschen, ist dennoch wirksam. In der Wohnung macht es Sinn, sich mit speziellen Netzen zu schützen, welche am Fenster angebracht die Insekten daran hindern, in die Wohnung zu fliegen.

Sylvie Kempa
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Von Sylvie Kempa am 12. August 2020 - 18:09 Uhr