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  4. Vor der Geburt: Naive Vorstellungen vom Leben mit Kind
Besserwisserisch und realitätsfern

So naiv waren wir vor der Geburt unserer Kinder

Sie sind ein wahre Freude: Kinderlose Menschen, die zu glauben wissen, wie man es als Mutter und Vater richtig macht. Das Beste daran: Auch wir waren mal so! Mit Genuss haben wir für euch eine Auswahl unserer super schlauen Sprüche zusammengestellt.

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Father and daughter enjoying at home. Little girl wearing fairy costume and tiara. Sitting on window wooden seat. Taking selfies with smart phone.

Die Regel «Meine Tochter wird nie Pink tragen» verpufft schneller, als ihr Glitzerflügel sagen könnt.

Getty Images

Die Weisheit kommt manchmal in Löffeln. Kinderlose Menschen essen gerne grosse Portionen davon, bevor sie zum Eltern-Ratschläge verteilen ansetzen. Wenn bei euch jetzt die empörte Schnappatmung einsetzt und ihr euch angegriffen fühlt, hört uns an: Auch wir waren so, bevor unsere Kinder zur Welt kamen. Deshalb lachen wir jetzt umso lauter!

«Ich bleibe die selbe Person, auch mit Kind»

Haha! Hahaha! Der war gut. Klar, euer Charakter und eure Interessen verschwinden nicht einfach so, aber mit der Geburt eines Kindes bekommt man ein ganzes Starterpaket an achterbahnfahrenden Gefühlen und Herausforderungen mitgeliefert. Eltern zu sein, ist ein bisschen wie mit offenem Brustkasten herumlaufen und hoffen, dass dem Herz darin nichts Schlimmes passiert. Und wir haben noch gar nicht darüber gesprochen, welche Veränderungen so ein menschliches Gemüt durchlebt, wenn es auf Schlafentzug ist.
 

«Ich lasse mich nicht gehen»

Die Wahrheit ist hart, aber jemand muss es dir sagen: An deinem Shirt, da bei der Schulter, ist eingetrocknete Babykotze. Mach dir nichts draus, sie passt gut zu den ungewaschenen Haaren und den Augenringen. Dieser Look hat aber auch Vorteile: Wenns Mutter am linken Bein juckt, kann sie mit dem unrasierten Rechten kratzen, ganz ohne Hände. Diese braucht sie schliesslich fürs Nägel lackieren – wenn sie mal wieder Zeit dafür hat. Also etwa dann, wenn das jüngste Kind im Kindergarten ist.

«Ich bereise die Welt auch mit einem Baby»

Ganz bestimmt! Bis du merkst, dass einzelne Tage mit deinem Sonnenschein dich etwa so ermüden, wie eine Städtereise (oder seid ihr schon mal erholt aus Lissabon, Sarajewo oder Paris zurückgekommen?). Wenn du dich dann doch – um es dir und allen anderen zu beweisen – mit einem weinenden Baby im Flugzeug drei verschiedene Taschen nach einem Nuggi durchwühlend wiederfindest, könnte dir der Gedanke «Das nächste Mal machen wir Ferien mit den Grosseltern» gar nicht mal so absurd vorkommen. 

«Ich gehe weiterhin abends mit Freunden weg»

Du könntest es vergessen haben, aber Partys beginnen immer sehr spät. Keine Ahnung, wer sich sowas ausgedacht hat. Wenn du nämlich um 22 Uhr schon das vierte Mal daran denkst, wie bequem es daheim im Bett jetzt wäre, ziehen sich deine kinderlosen Freundinnen den Lidstrich nach und stossen auf eine wilde Nacht an. Wild wirds bei dir auch, nämlich am nächsten Morgen, wenn dein Nachwuchs um 06.15 Uhr nach deiner Brust schreit. Aber Kopf hoch: Auch die Babyphase geht vorbei und du schlürfst wieder Gin Tonic ohne schlechtes Gewissen.

«Meine Tochter wird keine pinken Kleider tragen»

Ähä, Frau genderneutrale Erziehung, genau so wirds sein. Not. Ausser, eure kleine Ronja Räubertochter findet diese Farbe so richtig scheisse. Falls ihre Augen aber anfangen, sich vor Liebe mit Tränen zu füllen beim Anblick eines pink-glitzernden Kleidchens, habt ihr früher oder später keine Chance. Ätschbätsch.

«Kinder, die andere schlagen, erfahren zu Hause bestimmt Gewalt»

Es gibt sie, die Kinder, die nie zuschlagen. Sie gehören allerdings zu den seltenen Exemplare. Denn zur kindlichen Entwicklung gehören auch mal Schläge, Beissattacken und Kratzspuren zum Alltag wie das Zähneputzen. Weil das Thema auch bei uns aufgekommen ist, haben wir mit einer Expertin gesprochen. Hier gibt sie Entwarnung! Euer Kind ist ziemlich sicher nicht verhaltensgestört.

Todler is very close to the tv watching cartoons with a sandwich in his hand

Kinderlosen stockt der Atem: Ein Kind hat die Erlaubnis, vor dem Fernseher zu essen. Wahnsinn.

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«Mein Kind wird nicht fernsehen»

Natürlich, man kann das grundsätzlich durchziehen, indem man einfach keine Elektro-Geräte zu Hause hat oder in dieser Erziehungsfrage besonders konsequent ist. Spätestens wenn euer Nachwuchs aber beim Grosi, beim Götti oder bei der Tante mit Fernsehern, iPads oder Handys in Berührung kommt, ist die Büchse der Pandora geöffnet. Und wisst ihr was? Die paar Minuten Freizeit, die man als Eltern – Fernseher sei Dank – mitten am Tag hat, sind verdammt viel wert.

«Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt»

Der Gedanke ist gut, die Umsetzung dürfte schwierig werden. An einem Tag liebt euer Kind Broccoli, am nächsten hat ihn der Teufel höchstpersönlich erschaffen. Klar, ihr könnt es so machen wie in dem einen Lied: «Heicho, eis ad Ohre und denn ohni Znacht is Bett», dann erwacht euer Nachwuchs einfach um 2:37 Uhr und brüllt nach einem Schoppen. Irgendwann seid ihr es Leid und fleht das Kind beim Abendessen an, wenigsten etwas zu essen. Meinetwegen auch ein überzuckertes Joghurt, ganz egal.

«Gespielt wird im Kinderzimmer, die Stube ist tabu»

Während wir uns ein spitziges Lego-Teilchen aus der Ferse knüblen, lachen wir gequält über diesen Gedanken, den wir damals hatten, als Klein-Jacob noch irgendwo hinter dem Mond am Sändelen war. Heute finden wir Spielsachen überall. In den Schuhen, im Tiefkühler, unter dem Duvet des Elternbetts. Was hilft, ist nicht zu viel von dem Zeug zu Hause zu haben und regelmässig aufzuräumen. Und wer es tatsächlich schafft, die Kindersachen nicht in der ganzen Wohnung verteilt zu sehen, möge uns bitte eine Mail mit Tipps schicken, danke.

Von Edita Dizdar am 14. Januar 2020 - 07:54 Uhr, aktualisiert 29. August 2020 - 16:00 Uhr