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  4. Coronavirus, Lockdown, Home Office: So regeln Mütter den Alltag

Zu Hause bei unserer Redaktionsleitung

So stemmen Working Moms jetzt den Corona-Alltag

Bettina regelt bei uns so einiges. Zu Hause noch viel mehr. Jetzt muss sie, wie wir alle, von daheim arbeiten. Mit zwei Kindern, die nicht mehr in die Schule dürfen. Einem Mann, der auch nicht mehr ins Büro darf. Die anstehenden Ferien? Können nicht stattfinden. Wie man das alles so regelt, ohne den Verstand zu verlieren?

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Home Office mit Kindern

 

Zusammenhalt ist jetzt wichtig. Haare kämmen? Kann da gern mal warten.

Bettina Bendiner

Bettina ist unsere Redaktionsleitung. Und Mama. Nicht unsere – von zwei kleinen Kindern. Ob sie zu Hause oder in der Redaktion mehr regeln, schlichten, bewältigen muss? Das behält sie höflich für sich. Was sie aber ausgepackt hat, ist, wie sie nun ihren Alltag neu organisiert. Als berufstätige Mama eben, die jetzt zwar (zum Glück) immer noch einen Job hat, aber nicht mehr ins Büro darf. Deren Kinder zwar immer noch lernen müssen, aber nicht mehr in Schule und Kindergarten dürfen. Du sag mal, Bettina … 

… kommst du nun überhaupt noch dazu, deinen Job zu machen?
Aktuell gehts noch ganz gut. Wir sind im «das ist jetzt eine total neue Situation und wir halten zusammen»-Modus. Wir haben tatsächlich (hätte ich vorher nie für möglich gehalten) eine Ampel gebastelt am Weekend. Wenn die auf Rot steht, muss die Mami arbeiten. Und – kleiner Trick – sie müssen sich ihre Fernseh-Zeit verdienen. So fleissig und voller Elan haben sie selten ihre Hausaufgaben gemacht oder ihre Zimmer aufgeräumt. Die Tage sind etwas komplizierter, einen Teil meiner Arbeit verschiebe ich in den Abend. Dann gehts irgendwie auf. 

Was ist mit deinem Partner, bleibt der auch zu Hause? Wie teilt ihr euch auf?
Wir sind nun beide im Home Office, das heisst: Alle vier hocken wir daheim aufeinander. Wir haben (auch zusammen mit meiner Schwester) eine Betreuungsrochade organisiert. Dann haben wir alle verlässliche Zeiten, zu denen wir uns aufs Arbeiten konzentrieren können und wissen, dass die Kinder gut betreut sind. Wir haben uns schon immer recht gut und ausgeglichen aufgeteilt, das machen wir jetzt nicht plötzlich anders. Jetzt müssen wir nur noch ein wenig Möbel umräumen. Wir alle arbeitend am selben Tisch? Nein. Nein. Nein. 

Schilder uns doch mal kurz und knapp einen klassischen Wochentag im Februar 2020 – und deinen Tag heute.
Auch der Februar war ziemlich anstrengend. Normalerweise steh ich so um 5:45 auf, mache mich fertig, lese Mails und Zeitungen und bekomme netterweise einen Kaffee gekocht und dann hüpft so um halb sieben das grosse Kind (er ist ein Morgenmensch, man weiss nicht, woher das kommt) aus dem Bett. Gegen sieben kriecht das kleine Kind «steihässig» aus seinem Zimmer. Bis halb acht werden einigermassen vernünftige Znünis gepackt und dann gehts in Schule und Kindergarten. Die rund 30 Minuten Tramfahrt von der Schule ins Büro nutz ich schon mal zum Sachen abarbeiten. Der Tag im Büro läuft normal (Meetings, Sachen machen, dazwischen irgendwann Sport reinquetschen). Dann, falls nicht der Partner dran ist, um ca. 17:15 lossprinten, Kinder abholen, Abendessen machen, Hausaufgaben überwachen, aufräumen, Schultaschen packen, vorlesen, Kinder ins Bett bringen und dann irgendwann – meist so gegen 21 Uhr – hab ich Pause. 

Jetzt? Hm. Alles bisschen on the go. Es hilft, den Tag in Slots zu unterteilen. Frühmorgens (so um 7:15) gehe ich mit meinem Sohn, 8, joggen – er begleitet mich auf dem Velo. Dann hat er schon mal ein bisschen Energie rauslassen können. Seine kleine Schwester geniesst es, etwas länger zu schlafen. Dann folgen rund halbstündige Slots, in denen sie irgendwas für die Schule machen, etwas basteln oder irgendeine andere halbwegs sinnvolle Tätigkeit ausüben (für die erwähnte Fernseh-Zeit). Die Ampel steht dann auf Rot – und ich habe eine halbe Stunde einigermassen Ruhe (minus ein paar Konfliktschlichtungen). 

Deine Familie musste zudem auch noch ihre geplanten Ferien in den USA und Mexiko streichen. Wie sehen eure Ferien jetzt stattdessen aus?
Ich sags wies ist: Wir hatten uns alle wahnsinnig drauf gefreut – auch die zu besuchende Verwandtschaft in den USA. Wir waren alle ziemlich geknickt. Und ja, wir wissen noch nicht, ob wir finanziell irgendwas zurückbekommen. Wir dachten (süss, wie naiv wir waren), schlimmer kommts nimmer. Und dann, bäm! Schulen zu. Inzwischen sind unsere Ferien vor dem Hintergrund der Gesamtlage nicht mehr als ein Pups im Universum. Wir verschieben sie. Irgendwann ist die Welt sicher wieder in Ordnung. 

Wie erklärt man denn, dass die Schulen zwar zu sind, aber trotzdem gelernt werden muss? 
Das ist eine interessante Frage, deren Antwort ich gerne kennen würde. Wir sagen den Kindern einfach, dass es ist, wie es ist. Und eben – sie verdienen Fernseh-Zeit mit dem Lernen für die Schule. Die Kindergärtnerin hat natürlich kaum Hausaufgaben bis jetzt. Sie verdient sich ihre Zeit mit dem Malen von schönen Bildern für die Grosseltern.

Dass die Sonne zwar scheint, aber man jetzt hauptsächlich drinnen spielt? 
Zurzeit dürfen sie zum Glück raus. Sie sind gesund und munter. Wir versuchen einfach, umsichtig zu sein. Und haben abgemacht, dass wir komplett daheim bleiben, falls irgendwer Symptome hätte. Wir gehen am Fluss spazieren oder vor dem Haus Trottinett fahren. Bis jetzt hat das ganz gut geklappt. Schwieriger wirds, wenn das Wetter schlecht wird oder wir gar nicht mehr raus dürfen. Dann werde ich zwangsläufig meine Skepsis gegenüber Yoga verlieren müssen und irgendwelche Tutorials für «Yoga mit Kindern» oder so googeln. Für den Seelenfrieden von allen. 

Dass die Ferien zwar schon gebucht waren, aber man jetzt doch besser zu Hause bleibt?
Das war erstaunlicherweise kein Problem. Wir haben gesagt, da gibts dieses blöde Virus. Dann war der Fall klar. Sie wissen, dass wir die Ferien so schnell wie möglich nachholen. 

Verstehen deine Kinder den Ernst der Lage?
Der Achtjährige schon, aber er hat keine Angst. Ich glaube, die haben in seiner Schule einen ganz guten Job gemacht. Er wäscht inzwischen sogar seine Hände. Die kleine Frau fragt sich, weshalb man dem Virus nicht einfach ein Zuhause sucht. Dann würde er nicht zu uns kommen. Sie wäscht sich ihre Hände wie eine Weltmeisterin. Für beide ist klar, irgendwas ist anders und sie akzeptieren das. Wir machen als Eltern aber auch kein Panik-Fass auf. Dann wärs vermutlich vorbei. 

Und wie geht ihr als vierköpfige Familie mit den leer-gegrasten Supermarktregalen um? Bringt euch das Hamstern der Paranoiden irgendwie in die Bredouille?
Zum Glück brauchen wir keine Windeln und kein Milchpulver mehr. Dann wäre ich etwas nervös geworden vermutlich. Für uns ist bis jetzt alles in Ordnung. Ich wurde nur komisch von der Seite angepflaumt, weil ich am Samstag selbst Grosseinkauf gemacht habe. Wir müssen neu auch Mittagessen machen für vier Personen, da braucht man einfach mehr als sonst. 

Kannst du als Mama und Chefin dieser Notsituation auch irgendwas Positives abgewinnen? Privat oder beruflich?
Die Kinder achten endlich aufs Händewaschen. Das ist so oder so gut. Und für die Arbeit? Nach dieser Phase wird uns einmal mehr nichts mehr umhauen. Als berufstätige Mutter bin ich es gewohnt, dass mein Leben aus Logistik, Slots und vielen kleinen Prüfungen besteht. Jetzt legen wir einfach noch eine Schippe drauf. 

Danke für die rote Ampelphase und liebe Grüsse von einem Home Office ins andere ♡

 

Von Laura Scholz am 17. März 2020 - 10:50 Uhr