Sind wir ehrlich: Mit Kindern den ÖV zu benutzen, zaubert weder uns noch unseren Mitreisenden ein Strahlen ins Gesicht. Das wissen wir nicht erst seit der Diskussion darüber, ob Babys auf dem Zugsitz gewickelt werden dürfen. Auch unser Artikel über Erfahrungen zweier Redaktorinnen im öffentlichen Verkehr und die dazugehörigen Facebook-Kommentare machen klar, dass Konfliktpotential besteht.
Die einen reagieren mit Verständnis: «Mich stören solche Sachen gar nicht. Meine Kinder waren auch mal klein, und ich war froh über die Toleranz von Mitpassagieren», schreibt eine Leserin.
Ganz anders die Meinung dieses Lesers: «Wieder ein typischer Bericht frustrierter Mütter! Fragt doch die Menschen, die den Zug benutzen, um zur Arbeit zu kommen. Da finden es die wenigsten angenehm, wenn die geplagten Kinder wegen der Unruhe im Zug anfangen zu schreien.»
Und was sagen die Verantwortlichen? «Wir appellieren an das gegenseitige Verständnis und die Rücksichtnahme unter den Pendlern», sagt Daniela Tobler, Mediensprecherin und Leiterin der Medienstelle der VBZ. Sie rät Fahrgästen, die mit Kinderwagen unterwegs sind, die dafür gekennzeichneten Türen für den Ein- und Ausstieg zu benutzen und während der Fahrt die entsprechend bezeichneten Flächen zu verwenden.
«Das Thema Kinderwagen im ÖV ist uns wichtig. Wir empfehlen, diesen aus Sicherheitsgründen entgegen der Fahrtrichtung zu parkieren», sagt Daniela Tobler. «Eltern sollten stets beim gesicherten Kinderwagen stehenbleiben und sich selbst festhalten.» Ihr sei bewusst, dass der Platz beschränkt sei, aber «wir können keine Lösung herbeizaubern», so Tobler. Deshalb raten die VBZ auf ihrer Website auch, wenn möglich, ausserhalb der Hauptverkehrszeiten zu reisen.
So weit wir wissen, ist es für die wenigsten Eltern ein «Hobby», sich zwischen 17 und 19 Uhr mit schreiendem Nachwuchs in Busse und Trams zu quetschen. Vielmehr sind sie dann auf dem Heimweg von der Arbeit, wie die meisten anderen auch. Denn: Eltern arbeiten. Und ja, auch Mütter!
Der VBZ empfiehlt, eine der Präventionsveranstaltungen «Sicher unterwegs» zu besuchen. Diese sind zwar hauptsächlich für Seniorinnen und Senioren gedacht, «aber auch Eltern und Grosseltern können von ihnen profitieren», sagt Daniela Tobler.
Bis dahin: Wenn wir das nächste Mal im überfüllten ÖV sind, der Fünfjährige sich an unser Bein klammert, während wir mit der einen Hand die Einkäufe festhalten (weil an den Wagen hängen empfehlen die VBZ nicht) und mit der anderen dem schreienden Kind im Kinderwagen ein gluten- und geschmackfreies Knäckebrot hinstrecken, hoffen wir einfach, dass der Fahrer zur Abwechslung keine Vollbremsung macht.