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  2. Kindersicherheit: Die Wahrheit hinter «Baby an Bord»-Stickern
Trend zum Individualismus oder Lebensrettung?

Das ist die wahre Absicht der Baby-an-Bord-Aufkleber

Viele finden sie zum Fremdschämen: Die Baby-an-Bord-Aufkleber am Autoheck, am besten noch ausgeschmückt mit den individuellsten Namen. Was viele nicht wissen: Der ursprüngliche Zweck dieser Kleber ist es nicht, aller Welt die seltsamen Vornamen des eigenen Nachwuchses zu präsentieren. Und auch nicht, andere zum vorsichtigen Fahren zu animieren.

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<p>Viele meinen, der Aufkleber soll andere Verkehrsteilnehmer ermuntern, vorsichtiger zu fahren.</p>

Viele meinen, der Aufkleber soll andere Verkehrsteilnehmer ermuntern, vorsichtiger zu fahren.

Auf der Strasse fahren nicht nur Audis, Mercedes und Toyotas, sondern auch Lia, Noemi und Lukas. Die Rede ist von den Aufklebern am Fahrzeugheck, die darauf hinweisen sollen: «Achtung, es ist ein Baby an Bord.»

Viele Eltern wollen damit den nachfolgenden Autofahrern signalisieren, ihren Fahrstil etwas umsichtiger zu gestalten. Das klappt aber nur bei jeder dritten Person.

Laut einer Umfrage fahren nur 35 Prozent wegen des Stickers tatsächlich vorsichtiger. 26 Prozent vergessen den Sticker sofort wieder, 22 Prozent finden ihn erheiternd und 17 Prozent empfinden ihn sogar als störend.

<p>Baby am Steuer ungeheuer.</p>

Baby am Steuer, ungeheuer. Baby im Wagen, soll Rettungskräften sagen, dass es da ist. 

imago/Westend61

Das ist der wahre Zweck der Kleber

Ursprünglich waren diese Sticker dazu gedacht, Rettungskräfte im Falle eines Unfalls zu informieren. Kleine Kinder sind oft schwer zu finden, sowohl im Fahrzeug als auch in der Umgebung. Der Aufkleber signalisiert den Einsatzkräften, dass sich wahrscheinlich ein Kleinkind im Auto befindet. Das sollte die gezielte Suche und mögliche Lebensrettung erleichtern.

Was sagen die Rettungskräfte dazu? «Baby-an-Bord-Aufkleber oder sonstige Hinweise dieser Art auf einem Auto sind unseren Rettungssanitäterinnen und -sanitätern bei einem Einsatz aufgrund eines Unfalls keine Hilfe», sagt ein Sprecher von Schutz und Rettung Zürich. «Sie können unter Umständen einen Hinweis liefern, aber genauso gut auch eine falsche Information sein.»

Ähnlich lautet die Antwort von Schutz und Rettung Bern: «Unsere Einsatzkräfte machen sich immer vor Ort ein Bild der Situation. Das taktische Vorgehen bestimmt, was wir sehen. Wir sprechen mit den Beteiligten, falls wir einen Kindersitz sehen. Aber auf einen Sticker achten wir nicht.»

Beide Rettungsdienste betonen die Wichtigkeit, bereits beim ersten Telefonkontakt so genau wie möglich die Situation zu schildern und die Fragen der Einsatzzentrale zu beantworten. «So erfassen wir wichtige Informationen, um die richtige und am schnellsten verfügbare Hilfe für das geschilderte Problem loszuschicken», so Schutz und Rettung Zürich.

Wie sorge ich für Sicherheit?

Der Sticker ist also weder für Rettungskräfte hilfreich, noch sorgt er dafür, dass andere Verkehrsteilnehmer vorsichtiger fahren. Wofür ist er dann gut? Eine Möglichkeit wäre, dass er Eltern ein Gefühl der Sicherheit gibt. Ein Unfall kann immer passieren, das kann niemand kontrollieren. Wer sein Auto bestickert, fühlt sich unter Umständen etwas sicherer.

Allerdings ist es sicherheitstechnisch nicht die beste Idee, Fremden den Namen des Kindes preiszugeben. Wenn ihr euch in psychologischer Sicherheit wiegen möchtet, dann wählt am besten die klassische, anonymisierte «Baby-an-Bord»-Variante.

<p>Ein korrekt eingestellter Kindersitz kann schon viel für die Sicherheit des Kindes tun.</p>

Ein korrekt eingestellter Kindersitz kann schon viel für die Sicherheit des Kindes tun.

Shutterstock

Um die Sicherheit seines Kindes zu gewährleisten, ist es jedoch weitaus wichtiger, den korrekten Kindersitz für Alter und Grösse zu verwenden, stets aufmerksam zu fahren und sich an die Regeln im Strassenverkehr zu halten.

Von Olivia Ruffiner am 18. Juli 2025 - 07:00 Uhr