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Schlagersängerin Sarah-Jane

«Mit jedem Verlust steigt der Druck»

Schlagersängerin Sarah-Jane hat zwei Fehlgeburten erlitten, beide Kinder verlor sie jeweils in der neunten Schwangerschaftswoche. Zusammen mit Mann Dani Sparn gibt sie Einblick in ihre Gefühlswelt und sagt, was sie sich für die Zukunft wünscht.

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Rothenfluh, Schweiz, 2020Sara Jane und Dani Sparn Dossier Fehlgeburt

Sarah-Jane und Dani Sparn schauen optimistisch in die Zukunft – ob mit oder ohne Kind.

Dominic Nahr / MAPS

Der Wohnzimmerboden beim Musiker-Paar Sarah-Jane, 35, und Dani Sparn, 34, in Rothenfluh BL ist übersät mit Spielzeug. Es gehört Hündchen Wilma. «Ich geb zu, sie ist ein bisschen ein Kinderersatz für mich», gesteht Sarah-Jane und krault den kleinen Vierbeiner liebevoll hinterm Ohr.

Als der Schlagerstar und sein Mann vergangenen Frühling in der Schweizer Illustrierten von der Fehlgeburt in der neunten Schwangerschaftswoche erzählen, treten sie eine Lawine los. «Wir erhielten viel Zuspruch. Aber ebenso viele negative Reaktionen. Es gab Leute, die fanden, so etwas gehöre doch nicht in die Öffentlichkeit», sagt Sarah-Jane.

«Vielleicht kommt irgendwann der Punkt, an dem wir uns von unserem Traum verabschieden müssen.»

Sarah-Jane
Sie lächelt den Schmerz weg

Was damals niemand weiss: Sarah-Jane ist zu diesem Zeitpunkt bereits wieder schwanger. Und verliert das Ungeborene erneut in der neunten Woche. «Es war an einem Fan-Tag. Ich bekam schlimme Bauchschmerzen und wusste sofort, was los ist», erzählt sie. Sie beisst auf die Zähne, lächelt den Schmerz, die Wut, die Enttäuschung weg. Zuvor hat sie die Fans noch um Geduld gebeten: «Bitte schaut nicht immer auf meinen Bauch. Und bitte fragt nicht. Wir werden es euch wissen lassen, wenn es etwas zu erzählen gibt.»

Zu den Kritikern kommen die gut gemeinten Ratschläge. «Die Schulterklopfer, die einem raten, bloss nicht aufzugeben und sich ja nicht zu verkrampfen», meint Dani Sparn. Was sie nicht wissen: Sarah-Jane und Dani können es nicht ganz locker «einfach mal draufankommen lassen». Die Chance einer Schwangerschaft auf natürlichem Weg ist gering. Sarah-Jane wird zweimal durch Insemination schwanger. «Mit jedem Verlust steigt der Druck», sagt sie.

Und die Wut. «Die Wut auf diese Situation. Zum Beispiel wenn ich von Eltern lese, die ihre Kinder misshandeln. Warum können solche Leute einfach so Kinder bekommen? Und bei uns, die wir es uns so sehr wünschen und einem Kind alles Menschenmögliche bieten könnten, klappt es einfach nicht?» Das Leben ist ungerecht. «Aber man darf sich nicht in solchen Überlegungen verlieren», sagt Dani. «Sie bringen einen nicht weiter.»

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Lina Hodel/Grafik SI
Auch Adoption wäre eine Mögllichkeit

Ob sie ein drittes Mal versuchen möchten, sich den Kinderwunsch zu erfüllen, wissen die beiden noch nicht. «Ich bin 35 und habe nicht mehr ewig Zeit», sagt Sarah-Jane. «Aber vielleicht kommt halt irgendwann der Punkt, an dem wir uns von unserem Traum verabschieden müssen.» Dabei lassen sich die beiden auch die Option einer Adoption offen. Sarah-Jane: «Ich bin ja selbst adoptiert und fand den Gedanken, von meinen Eltern wirklich gewollt zu sein, immer sehr schön.»

Und noch etwas ist Sarah-Jane und Dani wichtig. «Wir wünschen uns Verständnis, aber kein Mitleid», sagt Dani. So gibt es zum Beispiel Freunde, die sich nicht trauen, ihnen von ihrer Schwangerschaft zu erzählen. «Dafür gibt es überhaupt keinen Grund», so Sarah-Jane. «Ja, wir sind traurig, weil die Situation so ist, wie sie ist. Aber wir müssen damit klarkommen. Und vielleicht braucht es manchmal Tiefpunkte im Leben, damit man die Höhen schätzt.» Ausserdem haben sie einander. «Dani, ich und Wilma – wir sind schon eine Familie», sagt Sarah-Jane. «Das ist mehr, als manch anderer hat. Dafür bin ich dankbar.»

Familienbloggerin Sandra C.
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Von Sandra Casalini am 23. Februar 2020 - 17:09 Uhr