Dass Yann, 12, und sein gleichaltriger Freund Gian Profis sind, sieht Kim sofort. Er ist heute im Stadtmuseum Aarau dafür verantwortlich, dass bei der interaktiven Ausstellung «Play» alles glatt läuft. Kim stellt das Tablet, das er der kleinen Gruppe beim Start aushändigt, in den Profi-Modus – mit der Anweisung, dass die beiden Fortgeschrittenen für die Anfängerin verantwortlich sind – also für Yanns Mami Vanessa Jensen, 41.
Los gehts allerdings analog: und zwar der Nase nach mittels Duft verschiedener Blumen. Ab dann führt das Tablet das Trio durch die begehbare interaktive Spielwelt.
Blumen
Beim Zusammensuchen der benötigten Informationen erfahren Kinder und Erwachsene allerhand Spannendes, Witziges und Wichtiges. Zum Beispiel über Sexismus in der Game-Welt, wie die Szene in der Schweiz aussieht oder auch, dass virtuelle Spiele nicht nur in der Kultur und Technik, sondern auch von Wissenschaft, Forschung oder Politik genutzt werden.
Vanessa, Yann und Gian sind gerade bei einem Spiel angekommen, das sie zu Ende spielen müssen, um weiterzukommen. Keiner kennt «The Unfinished Swan». «Sollen wir die Anleitung lesen oder einfach mal probieren?», fragt Mutter Vanessa Jensen. Für die Buben ist klar: Sie spielen einfach mal drauflos. Und haben schnell raus, dass sie einem unvollendeten Schwan in eine surreale Welt folgen und ihn schliesslich fertig malen müssen.
Dann gehts weiter. Es wird gespielt, gesucht, diskutiert. Denn den Rundgang erfolgreich zu Ende bringt nur, wer im Team besteht. Und wer zwischendurch mal eine Pause braucht, macht es sich auf dem «Bett» mitten im Raum bequem.
Instruktionen
«Play» ist die weltweit erste Ausstellung dieser Art. Ein Autoren-Duo hat sie erdacht, gebaut wurde sie von einem Game-Studio. Eines der Ziele: Erwachsene und Kinder setzen sich bewusst mit der Welt der Games auseinander. So können bei Eltern im besten Fall Vorurteile und Ängste abgebaut werden.
Wer mit seinem Rundgang durch ist, darf dann schliesslich noch nach Herzenslust spielen. Yann und Gian entscheiden sich, etwas Neues auszuprobieren: «Plunder Planet» ist ein Schweizer Produkt. Es wird auch für Trainings- und Therapiezwecke eingesetzt. Zu Hause zockt Yann am liebsten die Klassiker: «Fortnite» oder «Fifa», allein oder zusammen mit Freunden. Dabei gibt es klare Regeln: Gespielt werden darf mittwochs und freitags.
Mitarbeiter Kim
«Am Wochenende kommt es drauf an, was sonst noch los ist», sagt Vanessa Jensen. Denn Yann spielt Fussball und betreibt Kampfsport. Und: Die Playstation steht bei seinem Vater zu Hause, bei dem er jedes zweite Wochenende verbringt. «Das ist mir ganz recht, so gibts bei uns keinen Streit darüber», meint Vanessa lachend. Diskussionen fallen dennoch an: «Spiele, die nicht für Yanns Alter geeignet sind, erlaube ich nicht. Auch wenn er behauptet, alle anderen dürften sie spielen.»
Yanns Freund Gian hat gerade ein neues Hobby für sich entdeckt: Er programmiert selbst Spiele. «Das ist einfach», meint er schulterzuckend. Darüber, ob er sich vorstellen könnte, dieses Hobby dereinst als Beruf auszuüben, macht er sich auch nach dem Besuch der Ausstellung noch keine Gedanken.
Auf jeden Fall – da sind sich Yann und Gian einig – hatten sie selten bei einem Museumsbesuch so viel Spass. Zum Schluss spielen sie noch eine Runde «Fifa». Und Vanessa geniesst ihren wohlverdienten Kaffee im Museumscafé.