Montag, 15.30 Uhr. Einer nach dem andern trudeln sie ein, die kleinen Künstler. Sechs Buben und ein Mädchen zwischen sieben und zehn Jahren besuchen heute das Kreativatelier der Farbschmiede in Knonau. «Hier steht nicht das Endprodukt im Mittelpunkt, sondern der Spass an der kreativen Tätigkeit», sagt Kursleiterin Jolanda Baldachin, 56.
Da mit leerem Magen keiner kreativ sein kann und die Kinder direkt von der Schule kommen, gibts erst mal einen Zvieri. Hastig verschlingen die Kids Brot und Mandarinen, leeren schnell einen Schluck Sirup hinterher. Jetzt kanns losgehen!
Gruppenbild
Anja, 9, möchte etwas zeichnen. Gemeinsam mit Praktikantin Renate Nusser, 52, sucht sie online am Computer nach einer Vorlage, die sie ausdruckt. Ihre Wahl fällt auf ein Kaninchen. «Ich habe selbst zwei zu Hause.» Lange braucht die kleine Künstlerin nicht, bis sie das Häschen abgezeichnet hat.
Jetzt will sie ein bisschen mehr Action. Mit Hilfe von Jolanda Baldachin klebt sie ein grosses, weisses Blatt an die Wand, zieht sich ein Hemd über und greift nach einer grossen Flasche mit Wasserfarben. Colin, 9, hat derweil sein abstraktes Werk beendet und lässt es an der Wand trocknen. Nun widmet er sich einem Langzeit-Projekt, das er schon vor ein paar Wochen begonnen hat: Aus Holz und Faden entsteht eine Seilbahn mit zwei Stationen und einer Kabine. Gerade ist bei einer Station ein Träger abgebrochen. Colin muss ihn wieder anleimen – mit Heissleim.
«Hier können die Kinder wirklich nach Lust und Laune experimentieren. Auch mit Sachen, die zu Hause tabu sind», erklärt Jolanda Baldachin, während sie für Colin die Heissleim-Pistole aus dem Schrank holt. «Natürlich sind sie unter ständiger Aufsicht, und wir achten darauf, dass sich niemand verletzt. Aber hier muss niemand aufpassen, dass er keine Wände oder Möbel beschmiert. Im Gegenteil – je bunter, desto gemütlicher!»
Colins Seilbahn
Das findet auch Arn. Beim Bemalen des Kerns eines Kinderüberraschungs-Eis hat sich der Siebenjährige gerade den Ärmel seines Pullis bepinselt. «Wir haben ja eine Waschmaschine zu Hause», sagt er lakonisch. Was er da eigentlich bastelt? «Ein Ei eben. Kunst», meint er trocken.
Jolanda Baldachin lacht und nickt. «Genau um das gehts. Die Kinder haben im Alltag so viel Druck. Zwar gibts in der Schule auch Fächer wie Kunst, Musik und Sport, aber auch dort müssen sie gewisse Voraussetzungen erfüllen und werden benotet. Bei uns schaffen sie Neues, finden ihren eigenen Ausdruck, ohne dass sie beurteilt werden.» So hat schon manches Kind Freude am Malen und Zeichnen bekommen.
Arn und das Ei
Neben den Kreativateliers für Kinder und für Jugendliche bietet die Farbschmiede auch freies Malen für Erwachsene an. Beim Samstagmorgenmalen zeichnen Jugendliche und Erwachsene gemeinsam. «Das ist für beide Seiten inspirierend und erfreut sich grosser Beliebtheit», sagt Kursleiterin Baldachin. Die diplomierte Kunsttherapeutin bietet auch Kunst- und Maltherapien an. Zudem kann die Farbschmiede auch als Familie oder im Freundeskreis gebucht werden.
Pinsel
Die Zeit vergeht im Flug. Bereits ist es an der Zeit, aufzuräumen. Alles wuselt durcheinander, Pinsel werden gewaschen, halbfertige Kunstwerke vorsichtig auf der Fensterbank platziert, farbverschmierte Kittel ausgezogen.
Zum Abschied setzt sich die kreative Bande noch mal im Kreis um den kleinen Tisch. «Sehen wir uns nächste Woche wieder?», fragt Jolanda Baldachin. Ehrensache! Es gibt schliesslich noch viel zu tun in der Farbschmiede!