Ian Jenkins, Sie haben sehr viel Zeit und Geld darin investiert, um alle drei als offizielle Väter Ihrer Kinder Piper und Parker in die Geburtszertifikate eingetragen werden zu können. Warum war Ihnen das so wichtig? Elternliebe zeigt sich doch nicht auf einem Stück Papier.
Aus vielen Gründen. Zum Beispiel deshalb, dass unsere Kinder automatisch unsere Erben sind, falls einer von uns stirbt. Nur ein legaler Elternteil kann ein Kind zum Arzt bringen oder in eine Operation einwilligen – das sollte für uns alle drei möglich sein. Auch das Reisen mit den Kindern ist schwierig, wenn man kein offizieller Elternteil ist. Zudem möchten wir, dass, falls wir uns trennen, jeder von uns seine Verantwortung für die Kinder weiterhin wahrnimmt, sowohl finanziell als auch emotional.
Wie haben Ihre Familien reagiert, als Sie Ihnen erzählten, dass Sie als «Throuple» Eltern werden?
Zu diesem Zeitpunkt hatten sie sich bereits an unsere Lebensform gewöhnt und freuten sich über mehr Enkelkinder. Als sie erstmals mit unserer Dreiecks-Beziehung konfrontiert wurden, hatten sie wesentlich mehr Mühe. Am schwierigsten war es für Jeremy’s Mutter, die einen konservativen christlichen Hintergrund hat. Wir haben das verstanden und ihr die Zeit gegeben, die sie brauchte. Heute ist sie die beste Grossmutter der Welt für unsere Kinder.
«Wir sind noch dankbarer dafür, einander zu haben. Wenn zum Beispiel einer von uns krank ist, sind immer noch zwei für die Kinder da. Das ist doch grossartig.»
Wie hat sich Ihre Beziehung geändert, seit Sie Väter sind?
So wie die von anderen Paaren auch. Das Leben dreht sich nicht mehr um uns, sondern um die Kinder. «Wir sind vielleicht noch dankbarer dafür, einander zu haben. Wenn zum Beispiel einer von uns krank ist, sind immer noch zwei für die Kinder da. Das ist doch grossartig.»
Ihre Tochter Piper ist drei. Fragt Sie bereits, warum ihre Familie anders ist als andere Familien?
Wir waren von Anfang an ehrlich mit ihr, und haben ihr erklärt, dass Meghan, die sie sehr liebhat und manchmal auch bei uns wohnt, uns ihre Eizellen gespendet hat, damit sie entstehen konnte. Und dass Delilah, die sie ebenfalls liebt, sie in ihrem Bauch ausgetragen hat. Manche Leute fürchten, unsere Situation könnte die Kinder verwirren, aber für sie ist der Fakt, dass sie drei Väter haben, genauso normal wie dass es eben verschiedene Haarfarben gibt. Andere haben eine Mama und einen Papa, zwei Papis oder nur eine Mum.
Jeremy ist Pipers biologischer Vater, Alan der von Parker. Glauben Sie nicht, dass diese Beziehungen immer stärker sein werden als die anderen?
Anfangs habe ich mir wirklich Sorgen darüber gemacht, ob ich eine Beziehung zu einem Kind aufbauen kann, das biologisch nicht meines ist. Aber ich habe mich auf den ersten Blick in beide verliebt, und ich glaube nicht, dass meine Beziehung zu ihnen anders ist als die zu ihren anderen Dads.
«Wenn jemand denkt, dass unsere beiden sehr gewollten und geliebten Kinder, die vielleicht sogar etwas überbehütet sind, in Gefahr sind, weil ihre drei Väter sich lieben, kann ich darüber nur den Kopf schütteln.»
Welche Rolle spielt ihre biologische Mutter im Leben der Kinder?
Meghan kommt oft vorbei und wohnt auch manchmal für ein paar Wochen bei uns. Mit den Leihmüttern, die sie ausgetragen haben, sind wir momentan wegen Covid leider nur in elektronischem Kontakt. Wir finden es aber sehr wichtig, dass die Kinder wissen, wer dabei geholfen hat, dass es sie gibt, und dass wir alle sie lieben. Vielleicht wird gerade Piper später eher das Bedürfnis nach weiblichen Vorbildern haben – auch wenn ich vollkommen okay mit dem Gedanken bin, dereinst mir ihr über ihre Periode oder über Sex zu reden.
Wie reagieren Sie auf Leute, welche Ihre Art zu leben, «gefährlich» für Ihre Kinder finden?
Es gibt Kinder, die in extremer Armut aufwachsen, nicht genug zu essen haben, keine Schulbildung oder extra von ihren Eltern getrennt werden. Wenn jemand denkt, dass unsere beiden sehr gewollten und geliebten Kinder, die vielleicht sogar etwas überbehütet sind, in Gefahr sind, weil ihre drei Väter sich lieben, kann ich darüber nur den Kopf schütteln.
Bisher mussten Sie sich nur vor Ihrem privaten Umfeld «rechtfertigen». Mit der Veröffentlichung Ihrer Geschichte als Buch setzen Sie sich und Ihre Kinder dem Urteil der Öffentlichkeit aus.
Das war tatsächlich ein Punkt, der uns grosse Sorgen bereitete. Aber wir sind uns sicher, dass Öffentlichkeit wichtig ist. Dinge werden sich nicht ändern, wenn niemand bereit ist, sich sichtbar zu machen und seine Geschichte zu erzählen. Wer das Buch liest, wird sehen, dass wir eine ehrliche, liebevoll und ganz normale Familie sind, die ihren Kindern die beste Kindheit bieten will, die sie kann. Wir haben uns aber dazu entschlossen, grundsätzlich keine Online-Kommentare zu lesen.