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Pedro Lenz' «Gschichte vo hie und hütt»

«D Muskle mache»

Pedro Lenz, 52, Schriftsteller und Publizist, sinniert in seiner Mundart-Kolumne für die «Schweizer Illustrierte» über das Muskeltraining  - eine Metapher für die Leistungsgesellschaft?

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Pedro Lenz Dr Goalie bin ig
Geri Born

Es git Lüt, wo säge, si gienge d Hoor go lo mache, wenn si zum Coiffeur gö. Angeri gö i ds Nagu-Studio und säge, si gienge d Negu go lo mache. Söttigi Redensarte si einigermasse verbreitet. Was mi auerdings zimlech nöi dünkt, isch das mit de Muskle, i meine, dass me seit, me göng d Muskle go mache.

De ghören i nämlech ei Tag, wi so ne junge Typ bire Tankstöu mit sim Kolleg über ds Muskutraining diskutiert. Irgendeinisch seit dä, wo äuä über Muskle besser Bscheid weiss, zu däm, wo weniger Bscheid weiss, um was, dass es geit: «Nei, Mann, chasch mers gloube! Du muesch nid aui Muskle mache. Nume die Muskle, wo wichtig si, nume die muesch mache. Mou, Mann! Machsch nume die wichtige, aber die de derfür grad vou, bis es totau brönnt. Aus angere isch für nüt. Aber wenn di wichtige machsch, bis es totau brönnt, de gseh si sehr schnäu sehr geil us.»

Vilecht isch das mit de Muskle en Art e Metaphere für d Leischtigsgsöuschaft

Sit i das ha ghört, han i ganz vüu offeni Froge. I froge mi zum Bischpüu, weli Muskle am Körper das wichtig si und weli nid. Und ussertdäm frogen i mi, worum dass mir Mönsche wichtigi und unwichtigi Muskle hei. Und es nimmt mi Wunger, wieso dass mer nume di wichtige müesse mache. Und wenn i grad scho am Froge bi, würd i ou no gärn wüsse, wie dass me sini wichtige Muskle richtig macht. Und ab welem Punkt, dass me vo Muskle cha säge, si gsäche sehr geil us. 

I weiss nid, wis bi angerne Lüt isch, aber wenn i mir d Hoor go go lo mache, de ungerscheidet der Coiffeur nid zwüsche wichtige und unwichtige Hoor. De behandlet er aui Hoor ungefähr gliich.

Vilecht isch das mit de Muskle en Art e Metaphere für d Leischtigsgsöuschaft. Eso wi di Lüt im Fitneszänter nume die Muskle mache, wo wichtig si, aber die derfür grad vou, eso brucht üsi Leischtigsgsöuschaft nume die, wo öppis chöi leischte, aber die brucht si derfür de grad vou, bis si brönnen und usbrönne.

Der Coiffeur ungerscheidet nid zwüsche wichtige und unwichtige Hoor

 

Wenn mes vo dere Site här aaluegt, isch der Coiffeursalon im vergliich zum Fitneszänter fasch e Wouhfüeu-Oase, öppis wi ne besseri Wäut, e Wäut, wo aui gliich wichtig si. Der Coiffeur macht, dass es aune Hoor besser geit, und ds Fitneszänter macht, dass töu Muskle brönne und angeri nid emou beachtet wärde. 

Der Coiffeur isch e soziale Wouhfahrtsstaat und ds Fitneszänter isch brutale Kapitalismus.

Töu dänke jetz vilecht, es sig masslos übertribe, vo eim einzige Bursch, wo sim Kolleg verzöut, wi me d Muskle müess trainiere, grad uf söttigi Vergliiche z cho. Me chönnt mer vorwärfe, i missbruchi es relativ unbedüttends Bodybuilderglafer für politischi Schlaumeiereie.

Wenns eso wär, würds mer leid tue. Aber ich cha nüt derfür. Es passiert mer eifach. Im Ungerschied zu däm Musku-Typ, won i denn bir Tankstöu ha ghört, chan ig säuber drum mängisch nid so guet ungerscheide zwüsche wichtig und unwichtig.

Von Pedro Lenz am 11. September 2017 - 16:20 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 13:14 Uhr