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Pedro Lenz' «Gschichte vo hie und hütt»

«Zuemuetige mache muetig»

Pedro Lenz, 50, Mundart-Schriftsteller und Publizist, schreibt in seiner Mundart-Kolumne für die «Schweizer Illustrierte» über sprachliche Zumutungen und Sprachspezialisten.

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Nach mire letschte Kolumne het e Läserin oder e Läser us Sanggaue gschribe, mini Gschichte sige für Oschtschwizer e Zuemuetig. Sie oder är verlangi es Wörterbuech. Es het ziemlech dramatisch tönt. I ha Verständnis für dä Brief. Aues, wo ne Mönsch nid sofort verschteit, cha eim der Iidruck gä, es sig e Zuemuetig. Mir persönlech chunnt mänge Täggscht uf en erscht Blick äbefaus wi ne Zuemuetig vor. De versuechen i d Vorsüube «Zue» z verdrängen und was übrigblibt, isch ds Adjektiv «muetig».

Wenn eim öpper öppis zuemuetet, muess me muetig si. Mängisch muetet me sech zum Bischpüu zue, e Täggscht ire Sproch z läse, wo me zwar fasch verschteit, aber äbe nid ganz. Französich isch so nes Bischpüu. Mir heis aui ir Schueu einisch glehrt, aber vüu vo üs bruches nach der Schueu nümme. Auso verkümmeren üsi Französichkenntnis. Nähmer jetz zum Bischpüu e Französichi Zitschrift i d Hang und versuechen e Täggscht us dere Zitschrift z läse, de verstöhmer wahrschiinlech nid grad aues sofort. Es cha sogar si, dass mer zersch meine, mir verstönge überhoupt nüt. Si mer aber muetig und hartnäckig, de chöi mer nis möglecherwiis dürekämpfe und am Schluss hei mer ds Meischte verschtange. Das git eim es guets Gfüeu, wöu me sech säuber het chönne bewiese, dass men öppis het gschafft, wo me sech fasch nid zuetrout hätt. Was eim zersch wi ne Zuemuetig isch vorcho, wird zur persönlechen Ermuetigung.

Mir verstöh fasch jedi regionali Sprochvariante, vom Südtirou bis a Bodesee, vom Oberwallis bis uf Wien

Mir Dütschschwizer hei jo mängisch der Iidruck, mir sigen üsne dütsche Nochbere sprochlech ungerläge, wöu mer chli gschtabig wärde, sobau, dass mer mit em ne Dütsche i ds Gspräch chöme. De dünkts nis, der Dütsch sig eloquänt und mir sige sprochbehinderet.

Luege mer d Sach aber genauer aa, isch es jo eigetlech genau umgekehrt. Mir ghören und gseh im Autag, wenn mer ungerwägs si, wenn mer Radio lose, wenn mer Fernseh luegen oder wenn mer mou so ne Mundarttäggscht läse, so vüu verschiedeni Variante vor dütsche Sproch, dass mer outomatisch zu Sprochspezialischte wärde. Mir verstöh fasch jedi regionali Sprochvariante, vom Südtirou bis a Bodesee, vom Oberwallis bis uf Wien. Üs isch es fasch gliich, ob öpper «Abe», «Abig», «Abet», «Obed» oder «Abend» seit. Verstoh tüemers immer. Aber mänge Dütsche versteit nume «Abend» und ou das nume, wenns ganz genau so usgsprochen isch, wie n ärs gwöhnt isch. Mini spanischi Mueter het zum Bischpüu aube z Langetau ir Mezgerei «Chuftblatzeli» bschtöut. Ds Personau het gäng verstange, dass sie «Huftplätzli» meint. Z Hamburg wär das nid möglech gsi. Dört wär «Chuftblatzeli» vo niemerem verstange worden und bi üs deheime hätts nie Huftplätzli ggä. Das wär de en ärnschthafti Zuemuetig gsi.

Von Pedro Lenz am 11. Juni 2015 - 10:06 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 16:01 Uhr