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«Gschichte vo hie und hütt» mit Pedro Lenz

«E Jassrundi ir Pampa usse»

Pedro Lenz, 50, Mundart-Schriftsteller und Publizist, sinniert in seiner Kolumne für die «Schweizer Illustrierte» über Heimat und Fremde.

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Pedro Lenz (Weihnachtsgeschichte) Kolumne Mundart Geschichte
Geri Born

Zhingerscht ir südamerikanische Pampa, zmitts im Gjätt usse, im ne chliine Dorf z Argentinie han i einisch vierne Manne bim Jasse zuegluegt. Es si Argentinier gsi, wo zäme Spanisch gredt hei. Aber zwüschinne, wenns um e Jass isch ggange, het eine zum Bischpüu «Schufle» gseit. En angere het gseit «Bock» und ab und zue het eine gseit «gschobe!»

Di Manne hei d Jassregle vo ihrne Vorfahre glehrt. Ihri Vorfahre si Iiwanderer us em Ämmitau gsi. Es paar vo dene Jasser z Argentinie hei sogar no einigermasse Schwizerdütsch chönne. Sehr vüu sigs nümm, het mer eine verzöut, aber me dörf ou nid vergässe, dass es über hundert Johr här sig, sit di erschti Generation vo Zuewanderer gstorben isch. Uf mängem Grabstei im Friedhof vo däm Dorf stöh Sätz wi: «Läb wouh, liebe Ätti».

Es isch e Leischtig, di eigeti Sproch am angeren Ändi vom Atlantik über hundert Johr z bewahre. Wenn i das ir Schwiz verzöue, hei di meischte Lüt Fröid. Si bewundere di Landslüt us em 19. Johrhundert, wo vor der Armuet oder vor angerne Problem hei müessen uf Südamerika flüchte und ir nöie Wäut es nöis Läbe hei aagfange.

Di eigeti Kultur ou i der Frömdi witerpflege, isch e grossi Leischtig gsi


Di Uswanderer us em Ämmitau heis nid eifach gha ir Frömdi. Ds Bruchtum, d Landschaft, ds Wätter, d Landessproch, ds Ässe, fasch aues isch am Aafang exotisch und gwöhnigsbedürftig gsi. Drum hei di Schwizer Migrante denn z Argentine versuecht, wenigschtens es paar Eigeheite z bewahre. Si hei gjasset und gjodlet. Si hei Schiessstäng bbouen und Schützevereine ggründet. Si hei ihri Mundart witerggä und derfür gluegt, dass ihri Ching und ihri Grossching d Sproch us der aute Heimat nid vergässe. Di hüttigi Generation isch stouz uf das Erb. Si pflege ds Aadänke a ihres Härkunftsland. Si fiire jedes Johr der 1. Ouguscht. Und i de Wohnzimmer hänke si Büuder vom Matterhorn oder vom Vierwaudstädtersee a d Wang.

Das aues isch mer i Sinn cho, won i ha gläse, ds Egerkingen im Kanton Solothurn wöu d Gmeindspresidäntin nümme toleriere, dass d Ching uf em Pouseplatz frömdi Sproche rede. D Umgangssproch sig für aui Dütsch. Wär sech nid dra hauti, müess mit Konsequänze rächne.

«Bravo!», hei vüu Lüt gseit, wo si das hei vernoh. «Di Usländerching söue sech aapasse! D Schwiz isch schliesslech gäng no d Schwiz, und do redt me so, wi me do redt.»

Di eigeti Kultur ou i der Frömdi witerpflege. Was d Schwizer z Argentinie gschafft hei, isch e grossi Leischtig gsi. Für ds Feschthauten ar Sproch und ar Kultur vo ihrne Vorfahre tüe mer di Argentinier mit Schwizer Migrationshingergrund gärn rüehme. Gliichzitig wird vo de hüttige Migranten z Egerkinge verlangt, dass si genau das nid söue mache.

Was würden ächt d Jasskamerade vom argentinische Dorf dänke, wenn si das wüsste?

Von Pedro Lenz am 29. März 2016 - 10:22 Uhr, aktualisiert 20. Januar 2019 - 15:18 Uhr